Essen. .

Am Tag danach hatte sich die Aufregung an der Hafenstraße schon wieder etwas gelegt. Die Rot-Weißen haben sich öffentlich gegen die Vorwürfe von Oberbürgermeister Reinhard Paß gewehrt und versucht, ihre Sicht der Dinge darzulegen. Die wichtigste Nachrichten an die Fans: RWE ist nicht pleite.

Die Zwei-Millionen-Euro-Lücke im Etat ist ein alter Hut. Der laufende Spielbetrieb sei definitiv bis zum Saisonende gesichert, die kommende Viertliga-Saison gewissenhaft geplant (wir berichteten). Die Konzentration gilt nun dem Regionalliga-Spiel am heutigen Samstag gegen die U 23 von Borussia Mönchengladbach (14 Uhr, Grenzlandstadion).

Reaktionen hatte der RWE-Vorstand auf den öffentlichen Meinungsaustausch bisher nicht wahrgenommen. Auch gab es keine kurzfristige Kontaktaufnahme zwischen dem Klub und OB Paß. Doch Nebenwirkungen sind nicht ausgeschlossen. Die harschen Worte des OB hallen nach. Und sie sind längst bis nach Frankfurt gedrungen, wo der DFB in diesen Tagen befinden muss, ob die Essener die Lizenzauflagen erfüllt haben oder nicht. Der RWE-Vorstandschef Stefan Meutsch jedenfalls befürchtet: „Ich halte es für nahezu ausgeschlossen, dass die Äußerungen ohne Wirkung bleiben. Die Worte des Oberbürgermeisters einer Großstadt wie Essen haben schließlich ein enormes Gewicht. Aber ich hoffe, dass sich die Äußerungen des OB relativieren lassen.“

Vertraut der DFB den Angaben?

Da können die Rot-Weißen noch so beteuern, dass sie erstmals seit Jahren einen ausgeglichen Etat vorgelegt haben. Die Frage wird sein: Vertraut der DFB den Angaben oder oder nicht. Falls nicht, wird er Sicherheiten einfordern, was wohl erneut eine Bürgschaft erforderlich machen würde. Und dafür jemanden zu finden, dürfte RWE derzeit ebenso schwer fallen wie Sponsoren für sich zu begeistern. Und welches Unternehmen interessiert sich in Zeiten der Wirtschaftskrise schon für einen Fußball-Viertligisten in einem maroden Stadion, der in den vergangenen Monaten stets für negative Schlagzeilen gut gewesen ist?

Verunsicherung könnte diese Debatte auch bei den Spielern oder möglichen Zugängen ausgelöst haben. Wer bleibt oder wechselt schon gerne zu einem Krisen-Klub und damit in eine unsichere Zukunft? Nicht zuletzt müssen die neuen Trainer Peter Hyballa und der Sportliche Leiter Herman Andreev nun eben ihre Überzeugungsarbeit intensivieren.

Ob Mike Wunderlich, mit dem Hyballa gerne planen würde, bleibt oder seine Ausstiegsklausel wahrnimmt, ist noch ungewiss. „Als ich vor anderthalb Jahren nach Essen gekommen bin, wollten wir in die 3. Liga aufsteigen, doch das ist zum zweiten Mal in Folge nicht gelungen. Ich bin jetzt 24 Jahre und muss überlegen, was das Beste für mich ist“, sagte Wunderlich nach dem 3:0-Sieg am vergangenen Samstag gegen Lotte. Und: Er fühle sich wohl in Essen, in ein, zwei Wochen werde er sich entscheiden. Nach dem Stand von Freitag stehen Markus Neumayr (Wacker Burghausen) und Dirk Caspers (Fortuna Köln) als Abgänge fest.

Verbandspokal

Noch vier Spiele sind zu spielen und Platz drei ist für RWE möglich, womit der einstige Titelfavorit die Saison zumindest mit Anstand beendet hätte. Läuft es optimal, haben die Rot-Weißen zudem noch zwei Auftritte im Verbandspokal. Zunächst müssten sie am 11. Mai daheim den Drittliga-Absteiger Wuppertaler SV ausschalten. Als Endspiel-Gegner kommen der 1. FC Kleve und der ETB infrage (5. Mai zweites Halbfinale). „Der Verbandspokal ist wirtschaftlich von überragender Bedeutung“, stellt Meutsch fest. Der Titelträger qualifiziert sich für die DFB-Pokal-Hauptrunde, was eine sechsstellige Einnahme garantiert.