Essen. Schwarz-Weiß Essen und Uerdingen liefern sich ein Zehn-Tore-Spiel. Der KFC gleicht in Minute 91 aus – und verliert tatsächlich noch.
Als die Fans des KFC Uerdingen zu Beginn der zweiten Halbzeit am Uhlenkrug ihre blau-roten Fahnen ausgepackt hatten, legte David Leinweber den Ball von der Grundlinie zurück. Samuel Owusu Addai versuchte es einfach mal, der Ball wurde abgefälscht und fand den Weg ins kurze Eck (47.) – das 3:2 für den ETB Schwarz-Weiß. Trainer Damian Apfeld flippte aus, herzte den Torschützen – eines der Bilder dieser wilden Oberliga-Begegnung vor 650 Zuschauern.
Nur drei Minuten später erhöhten die Gastgeber: Diesmal legte Kapitän Frederik Lach den Ball in den Rückraum, die Schwarz-Weißen ließen die Kugel bewusst durch, damit Nico Lucas sie verwandeln kann (50.) – die erste Zwei-Tore-Führung an diesem Abend. Das letzte Kapitel aber war noch nicht geschrieben: Ein später Krefelder Doppelschlag schien den zweiten ETB-Heimsieg innerhalb von fünf Tagen zu verhindern, die KFC-Fans feierten, hatten Pyro-Technik gezündet.
ETB SW Essen: Poznanski und Williams knipsen in der Nachspielzeit
Doch die Gastgeber waren noch nicht fertig: Eine lange Freistoß-Flanke von Lucas drückte Kamil Poznanski, der erst sechs Minuten zuvor für den verletzten Lach eingewechselt wurde, in der Nachspielzeit am langen Pfosten über die Linie (95.), Emmanuel Clinton Williams sorgte nach einem Konter durch den sechsten ETB-Treffer des Abends für völlige Ekstase auf dem Platz und auf den Rängen (97.). „Ein richtig geiles Spiel aus ETB-Perspektive, ein richtig geiler Mittwochabend vor dem Feiertag. Das war ein absolutes Spektakel“, feierte Damian Apfeld.
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Durch den 6:4 (2:2)-Heimsieg verpasste der ETB den Krefelder Regionalliga-Aufstiegshoffnungen einen empfindlichen Dämpfer, die Essener hingegen haben sich nach den erfolglosen Vorwochen und dem 3:1 gegen die Sportfreunde Hamborn im Saisonendspurt allmählich wieder stabilisiert und dürfen optimistisch auf die verbleibenden Spieltage blicken. „HaHoHe, super ETB!“, riefen die ETB-Anhänger auf der Sitzplatztribüne und im VIP-Raum.
„Irregulär“: ETB-Trainer Apfeld flucht nach Ausgleich in der Nachspielzeit
„Wir haben heute ein Feuerwerk abgebrannt. Alle, die hier waren, werden diesen Besuch nicht bereut haben“, sagte Apfeld. „Was die Mannschaft hier heute abgefackelt hat, war aller Ehren wert.“ Die Hausherren verteidigten im zweiten Durchgang diszipliniert: Der KFC versuchte viel, fand aber nur selten Lösungen gegen die kompakte Essener Defensive. Wenn die Gäste mal in gefährliche Positionen kamen, blieben sie an einem ETB-Bein hängen, Torhüter Michele Cordi stand im Weg oder sie verfehlten das Ziel – unter anderen bei einem Kopfball an die Latte (72.) nach einer der vielen Flanken.
Einer zappelte dann aber doch im Netz: Dimitrios Touratzidis köpfte aus kurzer Distanz den 4:3-Anschluss (86.). Als die Schwarz-Weißen den Ball fünf Minuten später am eigenen Strafraum nicht konsequent klärten, ließ Uerdingens Maximilian Funk das Leder durch seine Abnahme aus der Luft im Winkel zappeln und schockte den ETB in der Nachspielzeit (91.). „Ich habe am Ende geflucht – auch wegen des Schiedsrichters, weil das 4:4 kein reguläres Tor war“, haderte Apfeld. „Dem Tor geht ein ganz klares Foulspiel an Almedin Gusic voraus. Er wird mit beiden Armen komplett umgestoßen.“
In den ersten 45 Minuten ging es hin und her auf dem holprigen Naturrasen: Die Spielanteile waren gleichmäßig verteilt. Die Krefelder versuchten viel, der ETB aber versteckte sich nicht und spielte munter mit. „Wir haben unser Spiel dem Platz angepasst. Man weiß, dass der Rasenplatz hier kein Teppich ist“, meinte Apfeld. „Wir hatten heute das richtige Rezept auf unserer Seite.“
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Nach Schüssen von Guiliano Zimmerling und Addai staubte Niko Bosnjak zum 1:0 ab (10.). Sieben Minuten vor der Pause rutschte KFC-Keeper Marvin Gomoluch der Ball nach einer langen Flanke durch die Hände, Mohamed Cisse war der Nutznießer und schob ein zum 2:1 (38.). Zwischenzeitlich hatten die Gäste ausgeglichen: Als ETB-Torhüter Michele Cordi den Ball nach dem ersten KFC-Versuch nach vorne abwehrte, hatte Justin Härtel keine Mühe, auf 1:1 stellen (25.).
ETB Schwarz-Weiß: KFC gleicht mit dem Pausenpfiff aus
Kurz vor der Halbzeit egalisierten die Krefelder die Essener Führung erneut: Uerdingen spielte sich schnell in den Strafraum vor, Takumi Yanagisawa zog ab und sorgte für den 2:2-Pausenstand (45.). Was dann nach der Halbzeitpause passierte, hatte nur eine Beschreibung verdient: „Spektakel“, wie Apfeld mehrfach betonte.
ETB Schwarz-Weiß – KFC Uerdingen 6:4 (2:2).
ETB: Cordi – Leinweber, Lach (89. Poznanski), Corovic (78. Gusic), Dalyanoglu – Shavershyan, Lucas – Addai (70. Weihmann), Zimmerling (82. Kesim), Cisse – Bosnjak (64. Williams).
Tore: 1:0 Bosnjak (10.), 1:1 Härtel (25.), 2:1 Cisse (38.), 2:2 Yanagisawa (45.), 3:2 Addai (47.), 4:2 Lucas (50.), 4:3 Touratzidis (86.), 4:4 Funk (91.), 5:4 Poznanski (95.), 6:4 Williams (97.).
Zuschauer: 650.