Großwallstadt. Nach dem 33:25-Auswärtssieg beim Klassiker in Großwallstadt ist die Abstiegsangst der Essener nur noch theoretischer Natur.

Die Durststrecke ist offenbar überstanden. Tusem Essen gewann beim TV Großwallstadt zwar erst das dritte Auswärtsspiel in dieser Saison, hinterließ aber einen starken Eindruck im Elsenfeld und setzte sich überraschend deutlich mit 33:25 (17:15) durch. Die Essener starteten direkt nach der Pause durch und erspielten sich in wenigen Minuten den entscheidenden Vorteil gegen den indisponierten Gastgeber. Damit ist der Abstiegskampf allenfalls noch Theorie für den Tusem.

Aus acht Spielen in diesem Jahr hatte Essen zuvor nur fünf Punkte geholt, das ist eine ziemlich karge Ausbeute. Nachdem man vor drei Wochen das Heimspiel gegen Dessau in den Sand gesetzt hatte, schlich sich auf der Margarethenhöhe sogar schon so etwas wie Abstiegsangst in die Gedanken, insofern war der jüngste Heimerfolg gegen den Vorletzten Vinnhorst (30:27) natürlich Gold wert. Mit diesen beiden Zählern wurde der direkte Konkurrent distanziert, der Abstand zum Abgrund wuchs auf neun Punkte.

Großwallstadt hatte sieben Niederlagen in Folge

Aber natürlich will Trainer Michael Hegemann mehr und wird dies auch seinen Jungs vor dem Anpfiff zum Klassiker in Großwallstadt vermittelt haben. Und warum nicht auch bei den Mainfranken punkten? Der Widersacher ist ein Tabellennachbar, der zuletzt ebenfalls wankte. Sieben Niederlagen in Folge hagelte es für den TVG, doch vor einer Woche wurde der Kopf schließlich mit einem 35:34 in Dormagen freigepustet.

War sicherer Rückhalt seines Teams: Torhüter Lukas Diedrich.
War sicherer Rückhalt seines Teams: Torhüter Lukas Diedrich. © IMAGO/RHR-Foto | IMAGO/Dennis Ewert/RHR-FOTO

Von selbstbewusster Lockerheit und Spielfreude war anfangs auf beiden Seiten wenig zu sehen. Viele Fehler prägten die Partie, allerdings hatten die Gäste immerhin eine erfolgreiche Offensivtaktik ausgetüftelt. Nicht etwa der kreative Spielwitz brachte den Vorteil, sondern immer wieder stießen sie kraftvoll in den gegnerischen Deckungsverband, suchten das Eins gegen eins – und hatten Erfolg.

Nicht immer im ersten Anlauf, doch zumindest ein Siebenmeter sprang dabei heraus. Nach gut zehn Minuten hatte der junge Nils Homscheid die ersten fünf Treffer für sein Team vom Strich gesetzt. Dann legte er als Mittelmann drei Feldtore nach und verwandelte mit dem Pausenpfiff seinen sechsten Strafwurf zur 17:15-Pausenführung. Neun Tore nach 30 Minuten, so die beachtliche Bilanz des 21-Jährigen, 13 waren es am Ende - überragend.

Großwallstadts Trainer Roth mit Tusem-Vergangenheit

Großwallstadt Trainer Michael Roth, einer mit Essener Vergangenheit, konnte natürlich nicht zufrieden sein mit dieser Vorstellung. In der Auszeit nach gut 20 Minuten wies er missmutig darauf hin, dass man doch in der Vorbereitung per Video all diese Abläufe des Gegners analysiert habe. Genutzt hatte es nichts. Und weil es auch im eigenen Angriff erheblich ruckelte, führten die Essener verdient.

Aber mit der Zeit lief es beim Tusem auch spielerisch immer besser, die Abwehr war auch ohne den routinierten Chef Malte Seidel (Kreuzbandriss) flott zu Fuß und sehr aufmerksam. Dazu zeigte Torhüter Lukas Diedrich eine gute Leistung.

Nach dem Wechsel gab es eine schnelle Fünf-Tore-Führung

Direkt nach der Halbzeit netzte der treffsichere Linksaußen Finley Werschkull (sechs Tore), zuvor lange Zeit mit wenig Spielpraxis, zum 18:15 ein. Sein drittes Tor, während auf der anderen Seite Felix Klingler praktisch bis dahin nicht stattgefunden hatte. Und ein klasse Spielzug zwischen Neuhaus und Homscheid brachte früh eine Fünf-Tore-Führung (36.). Homscheid - die Tormaschine an diesem Tag.

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„Nicht hängen lassen, Gas geben“, forderte TVG-Trainer Roth energisch in der Auszeit (39.), mit 17:24 lag seine Mannschaft da bereits zurück. Doch sie blieb zittrig und einfallslos. Es folgten erneut zwei läppische Offensivfehler in Folge, Großwallstadt hatte den Kasten geräumt für einen siebten Feldspieler und kassierte prompt den Doppelschlag zum 17:26 durch Felix Klingler.

Der Tusem spielte es danach clever und überlegen runter, konzentriert hielten die Essener die Gastgeber in Schach und nutzten immer wieder mutig die Lücken in der gegnerischen Deckung. Viel funktionierte an diesem Tag, der souveräne Erfolg dokumentiert es auch im Ergebnis.

TV Großwallstadt – Tusem 25:33 (15:17).

Tusem: Diedrich, Fuchs – Ellwanger (1), Kämper (1), Wolfram (3), Wilhelm (1), Homscheid (13/8), Asmussen (4), Szczesny, Klingerl (2), Neuhaus (2), Werschkull (6), Schoss, Mast.
Siebenmeter: 4/5 - 8/8.
Zwei-Minuten: 5 - 4 (TVG: Mohr 3x2/ 56.).
Zuschauer: 1712.
Spielfilm: 4:3 (8.), 9:9 (18.), 10:12 (22.), 12:15 (28.), 15:17 (30.) – 17:25 (40.), 19:28 (46.), 21:30 (51.), 24:31 (56.), 25:33 (59.).