Essen. Die siebte Pleite im achten Spiel. Bei Tusem Essen läuft es nicht. Der Blick richtet sich nun nach unten. 30 Fotos zur Niederlage.

Befindet sich Tusem Essen im Sinkflug oder muss man schon von Absturz sprechen? Von den letzten acht Spielen haben die Essener sieben verloren, und fünf davon am Hallo.

Dort, wo man in der vergangenen Saison noch eine stattliche Erfolgsserie von 18 ungeschlagenen Partien bejubeln durfte. Die jüngste Enttäuschung: Gegen den Dessau-Roßlauer HV unterlag die Mannschaft von Trainer Michael Hegemann verdient mit 23:28 (10:14).

Trotz Abstiegskampf: Beim Tusem Essen bleibt man gelassen

„Wir sind im Abstiegskampf, das sollte spätestens jetzt allen bewusst sein“, wurde Michael Hegemann deutlich. Auf der Margarethenhöhe wirken sie dennoch relativ gelassen, weil sie alles noch aus eigener Kraft richten können. Der Gast aus Sachsen-Anhalt, der in der vergangenen Saison nur knapp den Aufstieg verpasst hatte, hat schließlich noch immer zwei Punkte weniger auf dem Konto. Aber wer wie der Tusem vor zwei Wochen bei Schlusslicht Aue mit fünf Toren Differenz (21:26) untergeht, der sollte sich in der Tat Gedanken machen.

Es läuft nicht mehr rund, das Spiel ist zäh, die Tore mit viel Kraft und Spucke erzwungen. Gegen Dessau war der Halbrechte Alex Schoss (sieben Tore) ein Musterbeispiel. Die Leichtigkeit, das Tempospiel, das diese Mannschaft einst ausgezeichnet hat, ist längst dahin. Sie arbeitet mit Willen und viel Moral, was das Publikum anschließend mit Applaus honorierte. Aber es fehlt Esprit und das Spiel ist zu selten fehlerfrei und präzise genug.

Dessaus Rückraumschütze ist nicht zu stoppen

„Wir hatten die Chance heranzukommen, aber dann bekommen wir ein Zitterhändchen, werfen die Dinger an Pfosten oder vorbei“, schilderte Hegemann die Misere im Abschluss. Und die Deckung? Es gab Zeiten, da war der Tusem-Block einer der stabilsten in der 2. Liga. Doch auch die Abwehr beginnt zu schwächeln.

Dass Timo Löser der Top-Shooter beim Gegner ist, war natürlich bekannt. Man wollte ihn möglichst früh und aggressiv angehen, erklärte Hegemann die Strategie, die nicht funktionierte. Der Dessauer Rückraumrecke hatte nach gut einer Viertelstunde bereits fünfmal getroffen.

Torhüter erwischen nicht ihren besten Tag

Und ja, auch beide Essener Torhüter bekamen an diesem Tag kaum eine Hand an den Ball. Lukas Diedrich parierte in der ersten Hälfte (26.) zweimal stark, als er einen Siebenmeter und den Nachwurf abwehrte, zwei von insgesamt drei Paraden. Arne Fuchs brachte es in 20 Minuten Einsatzzeit auf schlappe vier. Dessaus Torhüter Ambrosius schaffte allein 14 – auch dank gegnerischer Abschlussschwäche.

Tusem Essen verliert wieder sein Heimspiel

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Auf der anderen Seite waren Löser und der flinke Vincent Sohmann im Rückraum sowie Linksaußen Jakub Hrstka die Schlüsselspieler. Und angesichts der überzeugenden Leistung fragte man sich schon, warum Dessau eigentlich im Tabellenkeller steckt.

Dessaus Trainer lobt die Disziplin seiner Mannschaft

„Nichts ist da passiert, das ist ja das Problem“, antwortete der erfahrene Gästetrainer Uwe Jungandreas (62) mit einem Schmunzeln. Es gebe natürlich objektive Gründe wie Spielerausfälle. „Damit geht es los.“ Und dann verliere man allmählich das Selbstvertrauen. „Dann läuft hier und da auch alles nicht mehr so ruhig ab.“

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Seine Analyse wiederum klang wie selbstverständlich. „Wir haben über die Abwehr das Spiel gewonnen, Abwehr und Torhüter. 23 Gegentreffer sind für uns eher selten in dieser Saison.“ Im Spiel zuvor gegen den Aufstiegskandidaten Hamm hatte Dessau noch 44 Treffer kassiert. „Vorne haben wir dann unseren Stiefel heruntergespielt und Timo Löser in Position gebracht. Das ist unser Spiel, und wir haben es mit recht ordentlicher Disziplin durchgezogen.“

Tusem hat es noch selbst in der Hand

Sehr wohlwollende und milde Worte gab es vom Routinier für den Gastgeber: „Essen hat alles versucht. Wir hatten sehr viel Respekt, was anderes gibt es auch nicht bei unserem Tabellenplatz. Und was Essen in der ersten Halbzeit gespielt hat, war schon sehr ordentlich. Dass es ein bisschen hakt, ist ne andere Geschichte.“

Die muss der Tusem nun entschlüsseln. „Wir haben ein ordentliches Brett zu bohren in den kommenden Wochen. Wir müssen die Köpfe zusammenstecken und die Jungs wieder aufbauen“, sagt Hegemann. Das wird nötig sein, denn der nächste Gegner in einer Woche heißt Bietigheim und ist Tabellenzweiter. „Wir haben es trotz allem noch selbst in der Hand, das ist entscheidend.“

Auch da sprach der Gästecoach Jungandreas, der angesichts der Vorsaison im Vergleich zum Tusem mit einer weitaus höheren Erwartungshaltung zu kämpfen hat, für beide Teams: „Wir wissen schon, wie gefährlich die Situation ist. Aber Ziel ist es, zumindest nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben.“

So haben sie gespielt

Tusem Essen – Dessau-Roßlauer HV 23:28 (10:14)
Tusem: Diedrich, Fuchs - Ellwanger (2), Wolfram (1), Wilhelm (1), Homscheid (5/4), Asmussen (1), Szczesny (1), Seidel, Klingler (2), Neuhaus (1), Rose, Mast (1), Werschkull (1), Schoss (7)
Dessau: Ambrosius, Patzwaldt - Bones, Löser (8), Hrstka (6/2), C. Haake, Sohmann (3/1), Baumgart, Misovych, F. Haake (2), Emanuel, Danneberg (3), Hertzfeld (2), Pust (3), Leu (1).
Zeitstrafen: 2 – 4; Siebenmeter: 4/4 – 6/7.
Zuschauer: 1685.
Spielfilm: 1:3 (7.), 4:6 (12.), 6:10 (21.), 9:11 (23.), 10:14 (27.) – 11:17 (35.), 14:20 (41.), 17:22 (47.), 22:25 (57.), 23:28 (60.).

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