Essen. Eishockey-Oberligist Moskitos verliert auch das zweite Heimderby gegen Herne. Das sind die Unterschiede zur letzten Derbyniederlage.
Vieles erinnerte nach der 3:4 (1:0, 0:3, 2:1)-Derbyniederlage gegen den Herner EV an die Pleite im letzten Duell vor fünf Wochen: Wieder waren über 3000 Zuschauer an den Westbahnhof gekommen, wieder waren die Moskitos Essen über weite Strecken die bessere Mannschaft, doch wieder durfte nach der Schlusssirene nur im Gästeblock gefeiert werden. Statt der Revanche für die 2:3-Niederlage erlebte der Essener Eishockey-Oberligist ein Déjà-vu, das er doch eigentlich unbedingt vermeiden wollte.
Revierderby: Keine Vorfälle zwischen den beiden Fanlagern
„Wir haben dann vor allem mal wieder so eine Kulisse, die nach den letzten Jahren schon rekordverdächtig ist. Wir wollen die Fans unbedingt hierbehalten und zeigen, dass wir in diesem Jahr ein Team sind, für das es sich lohnt, in die Halle zu kommen“, sagte Moskitos-Verteidiger René Behrens. Die Niederlage sei bitter und ärgerlich. Zwei wesentliche Unterschiede gab es neben dem Ergebnis aber doch im Vergleich zum Duell im Dezember: Im Umfeld und in der Halle blieb es diesmal ruhig zwischen beiden Fanlagern, die Polizei hatte ihre Präsenz durch eine Hundertschaft deutlich erhöht.
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Und anders als vor fünf Wochen gab es einen einfachen Grund für Essens Niederlage: Das katastrophale Mitteldrittel, in dem die Gastgeber sich ihre vielversprechende Ausgangslage nach der 1:0-Führung leichtfertig verspielten. „Im zweiten Drittel hat jeder gemacht, was er will“, haderte Moskitos-Trainer Danny Albrecht. Vor dem 1:1-Ausgleich fehlte die Absicherung in der Defensive, vor dem Herner 2:1 leistete sich Moskitos-Torhüter Bastian Flott-Kucis einen schlimmen Fehlpass, beim dritten HEV-Treffer rutschte ein Distanzschuss ins Netz durch.
Moskitos-Trainer Albrecht: „Das war alles eine Katastrophe“
Innerhalb von 20 Minuten war Essen auf die Verliererstraße eingebogen – zu viele individuelle Fehler und Unkonzentriertheiten leistete sich der ESC im Mitteldrittel. „Die Verteidiger sind nach vorne gelaufen. Jeder wollte das Spiel entscheiden, wir sind viel zu lange Wechsel gefahren“, kritisierte Albrecht. „Von der Passqualität bis hin zu, dass wir das Spiel langsam gemacht haben – das war alles eine Katastrophe.“ Auch Behrens wusste nicht genau, was im zweiten Abschnitt los war. „Wir hatten viele Turnover nach Spielzügen, die nie abgesprochen waren und haben Bastian allein gelassen“, sagte er.
Das Unverständnis war so groß, weil die Gastgeber im Anfangs- und Schlussdrittel kaum etwas zuließen, der HEV schoss in den beiden Spielabschnitten nur fünf Mal aufs Tor. Vor allem im Schlussdrittel waren die Moskitos klar überlegen, schnürten die Miners in deren Zone ein und wären nach dem 1:4-Rückstand sogar fast noch zum späten Ausgleich gekommen. Insgesamt machten die Moskitos aus ihren Ansätzen und Möglichkeiten aber zu wenig – satte 49 Schüsse verbuchten sie.
„Wenn du in zwei Dritteln nur fünf Schüsse auf dein Tor bekommst, hast du nicht ganz so viel falsch gemacht“, meinte Albrecht, schon aber nach: „Wer so arrogant im zweiten Drittel auftritt, ist aber selbst schuld an der Niederlage.“ Ein harter Vorwurf des Trainers an seine Spieler, Kapitän Nicolas Cornett wirkte aber in der Tat trotz der knappen 1:0-Führung im Drittelpausen-Interview schon siegessicher – genauso wie Fabio Frick beim letzten Duell in der ersten Pause.
Es soll nicht sein - wieder eine Niederlage gegen Herne
Moskitos: Zweites Null-Punkte-Wochenende der Saison
Teamkollege Behrens wollte die Niederlage nicht an einer eventuellen Arroganz festmachen. „Jede Mannschaft hat mal eine Phase, in der es mal nicht so gut läuft, man Scheibenpech hat und mal ein paar Unkonzentriertheiten drin sind“, erklärte der Verteidiger. Durch die dritte Heimniederlage in dieser Saison – zwei davon gegen Herne – konnte die Konkurrenz etwas Boden gutmachen: Der Rückstand auf Spitzenreiter Hannover Scorpions (ein Spiel mehr) ist auf zehn Punkte angewachsen, das Polster auf den Tabellendritten Tilburg Trappers beträgt nur noch zwei Punkte.
Was noch bedeutender im Kampf um das Playoff-Heimrecht, aber nicht tragisch ist: Der Vorsprung auf Platz fünf ist auf 14 Zähler geschrumpft. Nach dem zweiten Null-Punkte-Wochenende der Saison – erneut in Erfurt und gegen Herne – wolle Albrecht die Mannschaft mit „intensivem Training“ wieder aufbauen. „Einige müssen lernen, dass sie nicht alles geschenkt bekommen“, stellte der Coach klar. Zu allem Überfluss ist Verteidiger Fabio Frick nach seiner Spieldauer-Disziplinarstrafe wegen „Beleidigung eines Spieloffiziellen“ nach der Schlusssirene im Heimspiel am Freitag (20 Uhr, Westbahnhof) gegen die Rostock Piranhas gesperrt.
So haben sie gespielt
Moskitos – Herner EV 3:4.
Drittel: 1:0, 0:3, 2:1.
Tore: 1:0 Del Monte (20.), 1:1 (23.), 1:2 (28.), 1:3 (39.), 1:4 (43.), 2:4 Biezais (51.), 3:4 Del Monte (58.).
Strafminuten: Essen 38 – Herne 22.
Zuschauer: 3142.