Gelsenkirchen. Fußballerinnen von TuS Essen-West machen überwältigende Erfahrungen. Kapitänin Jule Mende spricht über Nervosität, Motivation und Dankbarkeit:

Wo sich am Vorabend bei der 1:2-Heimblamage des FC Schalke 04 gegen die SV Elversberg noch knapp 60.000 Menschen auf die Ränge zwängten, durften nur wenige Stunden später die Fußballerinnen von TuS Essen-West 81 um Bezirksliga-Punkte spielen. Klingt surreal?

Ist aber wirklich so passiert. Die Essenerinnen erfüllten die Gastrolle bei „Mein Heimspiel“ – einer Aktion von Schalkes Hauptsponsor Veltins, bei der sich die Fußballerinnen von Fortuna Bottrop beworben und die meisten Stimmen erhalten hatten.

1980 Zuschauer auf der Haupttribüne der Veltins-Arena sahen einen klaren 5:0 (1:0)-„Heimsieg“ der Bottroperinnen gegen den TuS West 81 im ersten Frauen-Pflichtspiel, das in dem Gelsenkirchener Stadion ausgetragen wurde.

Das Erlebnis werden die Essener Damen so schnell sicherlich nicht vergessen. „Es war irgendwie ganz absurd, seltsam, gar nicht greifbar für mich in dem Moment. Es war überwältigend“, schildert Kapitänin Jule Mende den Moment, als sie und ihre Teamkolleginnen sich neben den Einlaufkindern im Spielertunnel aufreihen durften.

TuS Essen-West wird mit dem Bus zum Stadion kutschiert

Vor dem Spiel wurde die Mannschaft an der eigenen Anlage mit einem großen Bus abgeholt und zur Arena gefahren. „Es war für uns auch etwas Neues, weil wir sonst eigentlich einzeln zum Platz kommen oder Fahrgemeinschaften bilden“, erklärt die Innenverteidigerin. Die Erfahrung sei schon sehr cool gewesen, sollte aber noch locker getoppt werden.

Am Stadion angekommen, machte die Mannschaft erstmal ein paar Gruppenbilder. Der Moment musste schließlich festgehalten werden. Als die Essenerinnen zur ersten Platzbegehung den Rasen betraten, war noch niemand da. Wie sah der Rasen nach den Strapazen des Vorabends überhaupt aus? „Ich finde, er war in einem sehr guten Zustand“, so Mende. Nach dem Aufwärmen ging’s zurück in die Kabine, die Trikots hingen bereit, eine kurze Taktikbesprechung mit den Trainern, bevor es raus ging.

Fotostrecke: 175 Fotos vom Spiel des TuS Essen-West in der Veltins-Arena

Den Weg hatten die TuS-Frauen ja schon mal vor dem Aufwärmen zurückgelegt, doch als die Einlaufkinder und Kameras bereitstanden, sei man zum ersten Mal so richtig nervös gewesen. Die Haupttribüne wurde in rot-weiß eingefärbt – den Farben beider Vereine.

„Ich hatte das Gefühl, dass wir gerade in den ersten fünf Minuten noch sehr nervös waren. Als die Fans angefangen haben, uns anzufeuern, hat man richtig gemerkt, dass wir alle ein bisschen mehr gegeben haben als sonst“, meint die 23-Jährige.

Für Jule Mende (l.) war das Spiel in der Veltins-Arena des FC Schalke 04 trotz der 0:5-Niederlage ein unvergessliches und schönes Erlebnis.
Für Jule Mende (l.) war das Spiel in der Veltins-Arena des FC Schalke 04 trotz der 0:5-Niederlage ein unvergessliches und schönes Erlebnis. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

In der ersten Halbzeit machten die Fußballerinnen von 81 einen guten Job – auch, wenn sie nach einem Distanzschuss unglücklich mit 0:1 in Rückstand gerieten. „Gerade in der ersten Hälfte war ich sehr stolz darauf, was wir als Team geleistet haben.“

Im zweiten Durchgang wurde es dann allerdings deutlich. Viel zu hoch sei das Ergebnis ausgefallen, so Mende. Zumal der TuS das ein oder andere unnötige Gegentor kassiert habe, „aber das verfolgt uns schon die ganze Saison ein bisschen.“

Essens Kapitänin bedankt sich auch bei Fortuna Bottrop

Nach zehn Spielen haben die Essenerinnen erst vier Punkte gesammelt, die letzten fünf Begegnungen gingen allesamt verloren. Der Frust nach der Niederlage aber verging schnell, weil danach noch ausgiebig gefeiert wurde. Die beiden Mannschaften machten es sich im VIP-Bereich der Arena gemütlich und kosteten den besonderen Tag in vollen Zügen aus. „Dann vergisst man auch einfach, dass es ein offizielles Spiel war“, räumte Mende ein.

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Eine feine Aktion: Die Essenerinnen luden zwei ehemalige Spielerinnen und Schalke-Anhängerinnen, die aus Essen weggezogen sind, zum Spiel ein. „Sie haben sich unfassbar gefreut, dass sie das miterleben durften“, erzählt die Kapitänin, der eines noch wichtig ist: „Ich würde mich gerne noch einmal gerne bei allen Mannschaften aus der Liga für den großen Support und bei Fortuna dafür, dass sie uns als Gegnerinnen ausgesucht haben, bedanken. Ein großes Dankeschön auch an den SV Wanheim, der ermöglicht hat, dass wir in brandneuen Trikots auflaufen durften.“