Essen. Die Moskitos Essen sind zurück an der Tabellenspitze. Wieso das Powerplay gegen die Hammer Eisbären so gut funktioniert hat.
Leon Hümer zögerte einen Moment, Kapitän Nicolas Cornett musste dem Torhüter den letzten Ruck auf dem Weg zur Stehplatztribüne in der Eissporthalle am Westbahnhof geben. Die Fans der Moskitos Essen forderten den Förderlizenz-Goalie von der Düsseldorfer EG lautstark zu einer zusätzlichen Ehrenrunde auf, feierten ihn mit Sprechhören.
Ein Tänzchen da, eine Laola-Welle hier: Hümer genoss die Aufmerksamkeit von den Rängen sichtlich. Wie fühlt sich das an? „Unbeschreiblich“, antwortete der 18-Jährige nach dem Essener 5:2 (1:0, 2:2, 2:0)-Heimsieg gegen die Hammer Eisbären, an dem er mit seinen zahlreichen Paraden maßgeblich beteiligt war.
Moskitos Essen profitieren von Erfurter Niederlage
Wie er bei der großen Kulisse – knapp 1400 Zuschauer quetschten sich auf die Tribünen – in dem jungen Alter die Ruhe behalte, wisse Hümer selbst nicht. „Vielleicht ist es einfach der Support von den Fans, die mir die Sicherheit geben.“
Neben Hümer feierten die Anhänger einmal mehr ihre „Spitzenreiter, Spitzenreiter“ auf dem Eis: Weil die Black Dragons Erfurt sich bei den Hannover Scorpions 0:4 geschlagen geben mussten, grüßen die Moskitos wieder von der Tabellenspitze der Oberliga Nord. „Wir können in dieser Saison auf jeden Fall etwas erreichen“, sagte Hümer.
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Ein Viertel der Saison ist rum, jeder hat einmal gegen jeden gespielt – die Tabelle gewinnt allmählich an Aussagekraft. Es sei ja nicht nur eine Momentaufnahme, räumte Danny Albrecht ein. Was denn dann? „Ein Verdienst“, erklärt der Moskitos-Coach. „Wir genießen es definitiv und haben es aktuell auch verdient. Zu Hause sind wir eine kleine Macht, auswärts tun wir uns meistens ein bisschen schwerer.“
Moskitos Essen sind beim sieglosen Schlusslicht in der Favoritenrolle
Verteidigen können die „Mücken“ die Tabellenführung am Sonntag (18 Uhr, Kohlrabizirkus) beim noch sieglosen Schlusslicht Icefighters Leipzig, das am Freitag mit 2:5 beim Herner EV unterlag. Auf dem Papier die leichteste Aufgabe, laut Albrecht aber „das schwerste Spiel von allen“.
In Leipzig ist’s erfahrungsgemäß immer unangenehm, dazu haben die Icefighters in Kyle Gibbons kürzlich einen weiteren Importspieler verpflichtet. „Wir müssen versuchen, das erste Tor zu erzielen, weil sie dann immer ein bisschen Probleme haben, weil sie wieder in diesen negativen Zustand kommen. Dann wird Vieles leichter“, glaubt Albrecht. Leon Hümer wird erneut zum Aufgebot zählen, zwischen den Pfosten aber wieder Stammtorhüter Bastian Flott-Kucis starten. „Wir müssen uns am Sonntag ein bisschen steigern, weil es kein leichtes Spiel wird, wenn wir so auftreten wie heute“, meinte Hümer nach dem Hamm-Heimsieg.
Powerplay der Moskitos war auf den Punkt
In einem Punkt gab es allerdings kaum Steigerungspotenzial: Im Powerplay. Was in den ersten Saisonspielen noch eine der wenigen Essener Schwächen war, entwickelte sich beim fünften Heimsieg in Folge zum Erfolgsgaranten: Drei Mal knipsten die Gastgeber in Überzahl dank ihrer individuellen Qualität und entschieden so das Duell. Albrecht gewährte den Spielern, die unter der Woche in den Reihen in Eigenarbeit am Powerplay arbeiteten, mehr Freiheiten: Kreativer werden, weniger verkrampfen. In der Tat machten die Essener in Überzahl mehr Druck. „Manchmal ist weniger mehr“, erklärte der Coach.
Im ersten Drittel dominierten die Special Teams: Den Moskitos fehlte noch der Flow und mitunter die Präzision im Passspiel. „Wir hatten Schwierigkeiten, aus unserem Drittel herauszukommen“, analysierte Hümer die Gesamtleistung.
Essen fehlt phasenweise die Konterabsicherung
Trotzdem ging der ESC durch Doppelpacker Enrico Saccomani, der den Distanzschuss von Edmunds Augstkalns abfälschte, in Überzahl in Führung. Im Mitteldrittel schafften es die Essener, eine gewisse Dominanz zu entwickeln und belohnten sich zwei Mal im Powerplay, waren allerdings phasenweise zu gierig. Immer wieder wurden die Eisbären über Konter gefährlich, die Essener Absicherung fehlte.
„Wir waren zu offensiv und haben nicht mehr nach hinten gedacht“, bemängelte Albrecht. Hamm blieb im Spiel und drängte in der ersten Hälfte des Schlussdrittels auf den Ausgleich, die Hausherren konnten kaum noch für Entlastung sorgen.
Kompakter stehen, Räume schließen, die Scheiben rausbringen, die Beine bewegen: Das hätte sich Albrecht, der die Hammer Drangphase mit einer Auszeit stoppte, gewünscht. Ein brillanter Moment der ersten Reihe reichte für die Entscheidung: Eine feine Kombination über Sandis Zolmanis und Enrico Saccomani verwandelte Elvijs Biezais zum 4:2.
So haben sie gespielt
Moskitos – Hammer Eisbären 5:2
Drittel: 1:0, 2:2, 2:0
Tore: 1:0 Saccomani (15.), 1:1 (26.), 2:1 Saccomani (28.), 3:1 Reimer (33.), 3:2 (38.), 4:2 Biezais (55.), 5:2 Zolmanis (Empty Net, 59.)
Strafminuten: Essen 10 – Hamm 10
Zuschauer: 1429