Eishockey-Oberligist Moskitos bleibt durch 4:3-Heimsieg in der Verlängerung an Spitze dran. Das war entscheidend bei der dramatischen Aufholjagd.

Rauschhafte Szenen spielten sich auf dem Eis und auf den Rängen am Westbahnhof ab: Elvijs Biezais riss die Arme in die Höhe, konnte sein Glück kaum fassen. Seine Teamkollegen von den Moskitos Essen bildeten eine große, hüpfende Jubeltraube um den lettischen Angreifer, der den Eishockey-Oberligisten in der Verlängerung zum 4:3 (0:1, 1:1, 2:1, 1:0)-Heimsieg gegen die Black Dragons Erfurt geschossen hatte, während sich die knapp 1000 Zuschauer in die Arme fielen.

„Solche emotionalen Siege sind ja hinten raus eigentlich noch viel mehr Wert, als wenn du hier 5:1 gewonnen hättest“, erklärte Moskitos-Chef Thomas Böttcher. Wenige Momente vor dem Siegtreffer standen die Gastgeber noch am Abgrund, die zweite Niederlage in Folge drohte nach dem 2:5 bei den Hannover Indians, doch die „Mücken“ zogen den Kopf aus der Schlinge.

Enrico Saccomani belohnte mit seinem Tor 25 Sekunden vor Schluss

Enrico Saccomani belohnte Essen für ein dominantes, druckvolles Schlussdrittel, in dem Sandis Zolmanis bereits zum 2:2 ausgeglichen hatte, mit dem 3:3-Ausgleich nur 25 Sekunden vor der Schlusssirene. Irgendwie rutschte die Scheibe über die Linie, der Gastgeber erzwang den Treffer.

Manchmal sei einfach besser, sagte Danny Albrecht. „Am Ende haben wir es relativ einfach gemacht, dann liegt da auch mal so eine Scheibe rum und wir drücken sie über die Line“, so der Moskitos-Coach. „Es musste am Ende so ein dreckiges Tor sein.“ Der Siegtreffer in der Overtime war hingegen einstudiert: Die Moskitos gewannen das Bully, Robin Slanina fuhr zur eigenen Bank, Biezais betrat für ihn die Eisfläche, startete durch – und erhielt die Scheibe genau im richtigen Moment nach einem langen Pass von Fabio Frick.

Beide Fanlager feierten sich als Spitzenreiter

Beide Fanlager feierten sich nach dem Spiel als „Spitzenreiter, Spitzenreiter!“. Doch wer behielt Recht? Die Erfurter, die noch einen Punkt mehr auf dem Konto haben als die Moskitos, die aber erster Verfolger bleiben. „Man genießt es natürlich auch ein bisschen, da oben zu stehen nach den letzten Jahren“, sagte ESC-Angreifer Saccomani, der aber trotzdem „von Spiel zu Spiel“ schaue.

„Hättest du heute nicht gewonnen, hättest du am Freitag 200 Zuschauer weniger“, meint Böttcher. Dann empfangen die Moskitos die Hammer Eisbären zum nächsten Heimspiel (20 Uhr, Westbahnhof) und haben eventuell wieder die Chance, sich die Tabellenführung zurückzuholen.

Die Tabelle? Darüber möchte Albrecht nicht allzu viele Worte verlieren. „Jeden Punkt, den wir bekommen, nehmen wir mit. Dann gucken wir, wo es am Ende hingeht. Punkt. Aus“, sagte der Coach, dem das Anfangsdrittel gegen Erfurt gründlich missfiel. Zu viele Strafzeiten, kein Rhythmus, schlechte Körpersprache waren Albrechts Kritikpunkte – auch, wenn die Moskitos ein optisches Übergewicht hatten.

Im ersten Drittel habe man nicht als Team gespielt, kritisierte Saccomani. „Es wurde von Drittel zu Drittel immer besser.“ Im Mittelabschnitt offenbarten die Gastgeber zwar noch Probleme in der eigenen Zone, erarbeiteten sich aber auch einige Chancen – und starteten die Aufholjagd, die im Schlussdrittel zwischenzeitlich nochmal gestoppt wurde.

Albrecht lobt die gute Moral seiner Mannschaft

Die Gäste schockten Essen mit dem vermeintlichen Siegtreffer fünf Minuten vor dem Ende. „Wir bekommen trotz des dominanten Schlussdrittels in einer Druckphase das Gegentor, haben uns dann aber trotzdem nochmal zurückgekämpft am Ende“, so Albrecht, der die „gute Moral“ seiner Mannschaft lobte. Die Gastgeber hatten die nötige Luft, um bis zum Schluss auf den Ausgleich zu drängen.

Was in den wilden Schlussminuten etwas unterging: Zolmanis kassierte für das Werfen seines Schlägers eine Spieldauer-Disziplinarstrafe und würde damit gegen Hamm fehlen. Die Moskitos werden aber voraussichtlich Einspruch gegen das Strafmaß einlegen.

Moskitos – TecArt Black Dragons Erfurt 4:3 OT.
Drittel:
0:1, 1:1, 2:1, 1:0.
Tore: 0:1 (16.), 0:2 (27.), 1:2 Reimer (38.), 2:2 Zolmanis (43.), 2:3 (56.), 3:3 Saccomani (60.), 4:3 Biezais (61.).
Strafminuten: Essen 28 – Erfurt 16.
Zuschauer: 1024.

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