Essen. Tim Lutz knipste kürzlich bei den Moskitos Essen erstmals im Profi-Eishockey. Hier spricht der 20-Jährige über die Euphorie und seine Ziele.
Tim Lutz schaltet schnell und spielt die Scheibe in den Lauf von Nicolas Cornett. Der Kapitän legt den Puck no-look zurück auf Lutz, der clever gegen die Laufrichtung des Torhüters abschließt. Der Youngster der Moskitos Essen streckt die Arme in die Höhe und lässt sich von seinen Teamkollegen feiern – ein besonderer Moment für den erst 20-Jährigen.
Na klar, denn der Treffer ebnete den Essenern nicht nur den Weg zum 9:2-Galasieg beim Herforder EV, sondern war gleichzeitig der erste von Lutz im Senioren-Eishockey. Wo bewahrt Neuzugang für den Angriff den Tordebüt-Puck auf? „Ich habe ihn jetzt in der Kabine. Ich nehme ihn mir als kleinen Glücksbringer mit“, erzählt Lutz, als er sich zum Gespräch mit dieser Redaktion auf die Kabinen-Couch in der Chillout-Ecke setzt. Vor dem Heimspiel gegen die Saale Bulls Halle am Sonntag (18.30 Uhr) herrscht – unabhängig von dem Ausgang des Oberliga-Duells bei den Rostock Piranhas am Freitag – eine große Euphorie am Westbahnhof.
Moskitos Essen: Euphorie am Westbahnhof
Die Mannschaft überzeugte an den ersten Spieltagen auf ganzer Linie, die Anhänger sind begeistert. „Man sieht ja die Fans, die in die Halle kommen. Es werden immer mehr“, sagt Lutz, der hofft, dass das künftig so bleibt. „Wenn die Fans an deiner Seite sind, bekommst du noch mal einen zusätzlichen Push.“ Knapp 2000 Zuschauer zuletzt bei den Derbys in Herne und gegen Duisburg, Feierlaune auf den Rängen: Eine recht neue Situation für den jungen Angreifer, der solch große Kulissen bis auf wenige Ausnahmen in seiner jungen Karriere im Iserlohner Nachwuchs noch nicht erlebt hat.
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Der gebürtige Iserlohner durchlief in seiner Jugend sämtliche Nachwuchsmannschaften der Young Roosters. Jetzt also der Schritt nach Essen in das Senioren-Eishockey. Die Moskitos empfand Lutz als „gute Startoption“ für seine Profi-Karriere. „Ich habe das Vertrauen von Danny bekommen. Er hat sich direkt um mich bemüht“, erklärt Lutz.
In Essen lebt der Youngster in einer WG mit seinen Teamkollegen Johannes Oswald und Torhüter Justus Roth, die noch etwas jünger als Lutz sind. „Ich habe gehört, dass es ungewöhnlich sei, dass die jungen Spieler so gut aufgenommen werden wie wir hier“, meint Lutz. Das sei in anderen Vereinen normalerweise nicht der Fall. Dazu kann Lutz in Essen seine Ausbildung zum Fachinformatiker, die er vor zwei Jahren in Iserlohn begonnen hat, bei einem Partner der Moskitos abschließen.
Lutz macht derzeit eine Ausbildung
„Deswegen ist ein bisschen Abwechslung drin“, erzählt der 20-Jährige. „Nach dem Jahr bin ich abgesichert durch die Ausbildung.“ Von den Athletik-Trainingseinheiten muss er wegen des straffen Zeitplans hier und da mal eine ausfallen lassen, auf dem Eis ist er aber immer dabei. „Timmy ist ein sehr, sehr intelligenter Eishockey-Spieler, der das Spiel gerade offensiv sehr gut lesen kann“, erklärt Trainer Danny Albrecht. An seinem Defensivverhalten müsse er allerdings noch ein bisschen arbeiten. „Er hat sich sehr gut entwickelt in den letzten Wochen.“
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Gegen Duisburg und in Herford startete Lutz erstmals in der dritten Reihe, bereitete den Führungstreffer im Derby vor und traf in Herford selbst – wichtige Schritte für Lutz. Zuerst habe er die neue Aufgabe etwas unterschätzt, nicht richtig reingefunden. „Dann habe ich mehr gearbeitet, zu Hause mehr für mich selbst gemacht und den Trainern bewiesen, dass ich es besser kann“, erklärt Lutz. Der Youngster erhielt das Vertrauen des Coaches – und zahlte es mit Scorerpunkten zurück. In der Oberliga müsse man schon wissen, was passiert, wenn man den Puck annimmt. „Im Nachwuchs nimmst du ihn an und kannst gucken und laufen. Hier musst du schneller reagieren“, zeigt Lutz die Unterschiede auf.
Die Mannschaft habe schon viel gemeinsam unternommen, sei zusammengewachsen. Die Teamchemie? „Momentan bei 100 plus ein Prozent“, meint der Youngster. Perspektiv will er aber höher hinaus. Als kleines Kind sei sein Traum immer die NHL gewesen, erzählt er schmunzelnd. Ein paar Verletzungen warfen ihn allerdings zurück. „Mein Ziel im Kopf ist erst einmal die DEL, aber das ist noch ein paar Jahre hin“, sagt der ehemalige Juniorennationalspieler. „In den nächsten zwei Jahren ist das Ziel auf jeden Fall die DEL2.“ Und was macht Tim Lutz neben Eishockey und Ausbildung gerne? „Kochen“, antwortet er. Bestimmt auch mal für seine WG-Partner Justus und „Osi“. Na dann, guten Appetit.
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