Essen. HSG am Hallo hat sich sportlich rasant entwickelt - auch mit Hilfe ehemaliger Zweitliga-Spieler. Das sagen die Verantwortlichen zum Aufschwung.
Am Sonntag könnte es so weit sein für die HSG am Hallo. Erstmalig in der 40-jährigen Vereinsgeschichte könnte eine Mannschaft der Stoppenberger Handballer als Landesliga-Meister in die Verbandsliga aufsteigen. Dabei ist die HSG erst im Zuge der Corona-Pandemie in die Landesliga geklettert und hat sich dort, auch bedingt durch zweitligaerfahrene Verstärkungen, schnell etabliert, um die Liga in dieser Saison zu dominieren. Ein Gespräch mit dem HSG-Vorsitzenden Alexander Gerke und dem neuen Sportlichen Leiter Felix Linden.
Am Wochenende könnte ihr Verein mit einem Heimsieg gegen HSV Überruhr II (So., 16 Uhr) den Aufstieg perfekt machen. Hätten Sie das vor der Saison erwartet?
Alex Gerke: Wir haben dem Team kein Saisonziel gesetzt. Der Wunsch, um den Aufstieg mitzuspielen, kam aus der Mannschaft. Dass wir jetzt so gut dastehen, ist einzig dem Einsatz der Spieler und des Trainerteams zu verdanken.
HSG am Hallo hat rasante sportliche Entwicklung genommen
Sollte es klappen, wäre die HSG innerhalb von drei Jahren zwei Mal aufgestiegen. Wie kam es zu dieser rasanten Entwicklung?
Gerke: Das hat viel Zeit gekostet. Aber nicht nur für den reinen Spielbetrieb, sondern auch für alles, was so einen Erfolg beeinflussen kann. Dazu zählt die Schaffung von Strukturen im gesamten Verein, die Anschaffung von Trainingsutensilien, Gespräche mit Spielern, Trainern oder auch Sponsoren. Wir brechen aber nichts über das Knie und wollen eher gesund wachsen – wenn sich da der sportliche Erfolg schneller einstellt als erwartet, ist uns das recht. Aber es bedeutet auch, dass wir Drumherum schnell mitwachsen müssen.
Handball-Programm
Regionalliga
OSC Rheinhausen - Tusem II (So., 16 Uhr)
Regionalliga Frauen
HSG Adler Haan - HSV Überruhr (Sa., 18)
Oberliga
Mettmann Sport - HSV Überruhr (Sa., 17.30)
Verbandsliga
Kettwiger SV - Solinger TB (Sa., 18)
MTG Horst - LTV Wuppertal II (Sa., 18.30)
ETB - Haaner TV (So., 13.30 )
Landesliga
Kettwiger SV - Velbert/Heiligenhaus (Sa., 16)
TV Cronenberg - TV Ratingen (Sa., 17)
GW Werden - Winfr. Huttrop (Sa., 18)
ETB II - Mülheim/Styrum II (So., 11.30)
HSG am Hallo - HSV Überruhr (So., 16)
Da passt die Verpflichtung von Felix Linden als Sportlichem Leiter perfekt, oder?
Gerke: Wir müssen Kompetenzen abgeben und auf mehreren Schultern verteilen, das war mir wichtig. Mit Felix haben wir einen gefunden, den Simon Ciupinski nicht umsonst einen „Handballnerd“ nennt.
Herr Linden, wie kam der Kontakt zwischen einem ehemaligen Zweitliga-Trainer und einem ambitionierten Landesligisten zustande?
Felix Linden: Ich kannte den Verein schon, weil hier seit vergangenem Oktober mit Simon Ciupinski und Damian Janus zwei meiner ehemaligen Spieler aus Krefelder Zeiten aktiv sind. Über Simon kam dann der Kontakt mit Alex, der mich mit seiner Vision schnell abgeholt hat. Für mich war klar, dass ich ab April einen Posten als Sportlicher Leiter übernehmen möchte. Alex konnte mir sehr detailliert aufzeigen, was er will. Das hat mich beeindruckt, mit der Vision kann ich mich identifizieren.
Welche Vision ist das?
Gerke: Als ich hier angefangen habe, waren wir im Niemandsland der Bezirksliga angekommen. Ich habe dann mal gesagt, dass die Verbandsliga ja ein lohnendes Ziel wäre – und aktuell sieht es ja gut aus.
Bei der HSG am Hallo soll der gesamte Verein Aufwind spüren
Also braucht es eine neue Vision?
Gerke: Ja und nein. Es bleibt dabei, dass wir gesund wachsen möchten und nicht nur eine starke erste Mannschaft haben wollen. Zum Verein gehören auch die Frauen, die zweite und dritte Mannschaft und vor allen Dingen die Jugend. Wir wollen mit dem gesamten Verein nachziehen. Sportlich wie sozial.
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Was meinen Sie mit sozial?
Gerke: Wir haben hier immer noch einige Ausläufer der Flüchtlingsmannschaft von 2016 im Verein, worauf wir genauso stolz sind wie auf unsere neue Rollstuhlhandball-Mannschaft. Aber eben auch im Jugendbereich wollen wir die soziale Komponente weiter in den Vordergrund stellen. Wenn ich sehe, wie die Halle beim Kindertraining aus allen Nähten platzt, wird mir warm ums Herz. Wir haben alleine im vergangenen Jahr 140 neue Mitglieder dazugewonnen.
Und sportlich gibt es kein neues Ziel?
Gerke: Wenn ich beim letzten Mal gesagt habe, dass wir gerne in die Verbandsliga wollen, sage ich dieses Mal, dass wir wieder zwei Ligen weiter nach oben möchten.
Der Sportliche Leiter Felix Linden will mittel- bis langfristig planen
Wie lange wird Felix Linden dabei helfen?
Linden: Ich habe erst einmal einen Vertrag bis Juni 2024. Aber egal bei welchem Verein ich war, ich habe immer mittel- bis langfristig geplant und versucht, etwas aufzubauen. Das möchte ich auch hier.
Was zählt denn zu ihrem Aufgabengebiet?
Linden: Generell will ich der Sportliche Leiter für alle Mannschaften im Erwachsenenbereich und Schnittstelle zur Jugend sein. Die Kaderplanung spielt natürlich auch eine große Rolle, da befinden wir uns mit Blick auf die neue Saison bereits in den letzten Gesprächen.
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Vor kurzem wurde die Verpflichtung von Mathis Stecken bekannt gegeben – der nächste Spieler mit Zweitliga-Erfahrung. Wie wurde er überzeugt?
Gerke: Wir haben über unser Netzwerk einen Tipp bekommen, dass Mathis einen neuen Verein sucht – und dann kam Felix ins Spiel.
Linden: Richtig, ich habe mit Mathis ja bereits in Krefeld zusammengearbeitet. Die Gespräche haben dann nicht lange gedauert. Wir bekommen mit ihm einen Torwart, der absolut handballverrückt und sehr ehrgeizig ist.
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HSG am Hallo widerspricht Gerüchten um Spielertransfers
In der Handballszene wird die HSG am Hallo oft spöttisch PSG – in Anlehnung an den Fußball-Krösus Paris St. Germain – genannt. Zahlt die HSG so gut?
Gerke: Nein, wir zahlen nicht mehr als andere Vereine auch. Das, was da teilweise kolportiert wird, hat nichts mit der Realität zu tun. Auch bei uns bekommen die Spieler natürlich eine angemessene Aufwandsentschädigung.
Und wie kommt man dann an so hochkarätige Spieler?
Gerke: Dahinter steckt sehr viel Leidenschaft - in jedem Gespräch. Geld spielt da nur eine nebensächliche Rolle, deswegen wechselte und wechselt keiner dieser von Ihnen so bezeichneten Hochkaräter zu uns.
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