Essen. Noel Futkeu hat das Interesse vieler Vereine geweckt. Der ETB-Topstürmer spricht im Interview über seine Zukunft und seine Fabel-Saison.
Dass ein Schritt zurück manchmal auch zwei Schritte nach vorne bedeuten können, hatte Noel Futkeu nach seinem Wechsel zum ETB Schwarz-Weiß im letzten Sommer gesagt. Besser hätte die Rechnung wohl kaum aufgehen können: Selten verzauberte ein Spieler den Uhlenkrug in den letzten Jahren so wie der 20-jährige Essener, der mit bislang 29 Saisontoren einen entscheidenden Anteil daran hat, dass der zweitplatzierte ETB eine überraschend erfolgreiche Oberliga-Saison spielt.
Klar, hat der Torjäger längst das Interesse höherklassiger Vereine geweckt. Im Sommer wird er den Uhlenkrug voraussichtlich verlassen. Vorher spricht Futkeu, der zuletzt mit einer Oberschenkel-Zerrung ausfiel, im Interview mit dieser Redaktion vor dem Heimspiel gegen die Sportfreunde Baumberg am Mittwoch (19.30 Uhr) über das Erfolgsrezept beim ETB, das große öffentliche Interesse an seiner Person – und das große Ziel: Bundesliga.
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Noel Futkeu, wie geht es nach Ihrer Zerrung? Wie ist der aktuelle Stand?
Futkeu: Mir geht es so weit gut. Seit der Verletzung ist jetzt rund eine Woche vergangen. Ich habe am Montag einen Teil des Mannschaftstrainings absolviert. Heute (Dienstag, Anm. d. Red.) geht es noch einmal auf den Platz und dann wird entschieden, ob ich gegen Baumberg dabei bin oder nicht. Wenn nicht, bin ich fest davon überzeugt, dass ich gegen Velbert auflaufen werde.
Die 30-Tore-Marke wird in dieser Saison also noch geknackt? Ein Treffer fehlt Ihnen nur noch.
Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass ich die Marke noch knacke.
Hätten Sie nach Ihrem Aus bei der U21 des 1. FC Köln gedacht, dass der Weg so schnell wieder nach oben geht?
Ich muss ehrlicherweise sagen, dass ich nicht damit gerechnet habe. Mein Ziel beim ETB war zu Beginn, mich zu empfehlen. Ich hatte da aber eher an U23-Mannschaften gedacht und mich an der Regionalliga festgehalten. Mein Ziel war es, einen guten Regionalliga-Verein zu finden. Mittlerweile ist es so, dass ich schon etwas höher denken kann.
Nach Ihrem Wechsel von Rot-Weiss Essen zum FC wurden Sie dort vor rund einem Jahr suspendiert. Was haben Sie aus der Zeit in Köln gelernt?
In Köln hatte ich eine schwierige Zeit. Es ist nicht so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt hatte. Die Zeit in Köln ist allerdings auch ein Grund dafür, dass es jetzt so gut läuft. Dort war ich zum ersten Mal in einem Nachwuchsleistungszentrum, in dem es hochprofessionell zur Sache geht. Ich konnte dort viel sportlich lernen und mich auch als Mensch weiterentwickeln, weil ich da allein gelebt habe. In der Kölner Zeit bin ich gereift – menschlich und sportlich.
Im vergangenen Sommer wechselten Sie an den Uhlenkrug. Warum war der ETB genau der richtige Verein für Ihre zweite Chance?
Der ETB ist ein Essener Verein, Essen ist die Stadt, in der ich groß geworden bin. Ich kannte den Trainer (Damian Apfeld, Anm. d. Red.) schon, habe unter ihm in der U19 bei Rot-Weiss Essen gespielt, wo er mir bereits das volle Vertrauen geschenkt hat. Das Umfeld, der Trainer und der Wohlfühlfaktor in der eigenen Stadt - wieder zu Hause bei der Familie zu sein - haben eine Rolle dabei gespielt, dass es jetzt so gut läuft.
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Was ist das Erfolgsrezept beim ETB?
Es ist eine Mischung aus dem Trainer und der Mannschaft. Wir haben sehr viele erfahrene Jungs, die die Liga in- und auswendig kennen und schon höher gespielt haben. Wir haben einen guten Mix aus älteren, erfahreneren und jungen, hungrigen Spielern. Jeder hat Bock – wir ziehen alle an einem Strang. Wenn man Erfolg hat, macht alles mehr Spaß. Im Training und in der Kabine ist die Stimmung besser. Das ist das Erfolgsrezept.
Der Meisterkampf ist für Futkeu entschieden
Am Mittwoch kommt Baumberg an den Uhlenkrug, Sonntag der Spitzenreiter SSVg Velbert. Mit zwei Siegen könnte man den Rückstand auf vier Punkte verkürzen. Kann der ETB der SSVg noch die Meisterschaft entreißen?
Nein, dafür ist Velbert einfach zu konstant. Wir haben uns das in den ersten drei Spielen in der Rückrunde verbockt. Mittlerweile wollen wir uns einfach nur den zweiten Platz sichern – das ist unser Ziel am Ende der Saison. Wir glauben eigentlich nicht mehr daran, noch aufsteigen zu können.
In den letzten Wochen und Monaten waren Sie wohl der Spieler in Essen, der die größte öffentliche Aufmerksamkeit genossen hat.
Ich kann damit sehr gut umgehen. Ich bekomme das auch alles mit, jede Woche kommt etwas Neues über mich in der Presse. Ich freue mich immer darüber, aber das bringt mich nicht aus der Fassung. Ich mache mein Ding genauso weiter wie sonst auch.
Verändert es auf dem Feld etwas, wenn Beobachter von Profi-Vereinen auf der Tribüne sitzen?
Das macht keinen Unterschied. Ich bekomme das meistens gar nicht mit, bevor ich ins Spiel reingehe, sondern erst danach, wenn mir gesagt wird, dass jemand da war. Ich gehe in jedes Spiel gleich rein, will meine Tore machen und der Mannschaft helfen. Mir ist wirklich egal, wer da draußen sitzt und zuschaut.
Sie haben viele Angebote vorliegen. Welcher Verein erhält den Zuschlag?
Das weiß ich leider noch nicht, aber ich denke mal, dass ich in zwei Wochen mehr dazu sagen kann.
Der neue Verein soll einen Plan für Futkeu haben
Was soll Ihren neuen Verein denn auszeichnen?
Ich brauche einen Verein, der einen Plan für mich hat. Das Konzept muss stimmen. Ich muss wissen, wie die Perspektive ist, wie ich mich weiterentwickeln und die nächsten Schritte machen kann. Darauf kommt es an.
Wie sehen Ihre langfristigen Karrierepläne aus? Haben Sie ein Ziel vor Augen?
Das große Ziel ist ganz klar, irgendwann mal in der ersten Bundesliga zu spielen. Das war immer das Ziel, ist es und wird es auch bleiben. Ich bin nur gespannt, wann es passiert, werde mich jetzt aber peu á peu dahin arbeiten.