Essen. Christian Knappmann ist weg, Sebastian Amendt übernimmt den FC Kray. Er spricht über die Ziele – und seine besondere Beziehung zum Vorstand.
Plötzlich, praktisch wie aus dem Nichts, erreichte der Abschied von Christian Knappmann den FC Kray zu Beginn dieser Woche. Improvisation war gefragt beim Essener Fußball-Oberligisten. In den letzten Tagen hielt sich der FCK bedeckt, was die Neubesetzung der offenen Trainerstelle angeht, ehe er am Donnerstag reagiert hat und Sebastian Amendt als neuen Cheftrainer vorstellte - bis Sommer 2025.
Der 39 Jahre alte A-Lizenz-Inhaber arbeitete bereits in der Oberliga-Saison 2013/14 für elf Spiele in Kray als Assistent des damaligen Coaches Christoph Klöpper, der heute Vorstandsvorsitzender des Vereins ist. Kein Zufall also, dass Amendt nun den Cheftrainerposten an der Buderusstraße übernimmt.
Amendt hat gute Erinnerungen an den FC Kray
„Die Zusammenarbeit mit Christoph war immer richtig gut. Wir haben einen bestimmten Weg, mit Dingen umzugehen“, erklärt Amendt. Aus seiner damaligen Krayer Zeit sei ihm die „Zuschauerbegeisterung“ positiv in Erinnerung geblieben. Strukturell habe sich seitdem einiges rund um den Verein getan, aber „jetzt gilt es, das wieder zu wecken, was ich von früher noch kenne“.
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Christoph Klöpper lernte der gebürtige Bocholter während seines Studiums in Bochum kennen, arbeitete unter anderem mit ihm bei der SG Wattenscheid als Co-Trainer zusammen – bei der U19 und den Senioren. Amendt wurde früh Vater, hat drei Kinder. Zwischenzeitlich zog es ihn beruflich nach Chile. Er ist Gymnasiallehrer – seine Fächer: Sport und Spanisch.
Neben dem Job und der Familie blieb aber auch immer Zeit für den Fußball. In den letzten Jahren war Amendt für den TuS Haltern tätig – in zahlreichen Rollen. Sowohl als Aktiver, als Coach, aber er schlüpfte auch die Rolle als Spielertrainer, erklärt er. Zuletzt war seine Tätigkeit die als Jugendtrainer- und Koordinator, die aktuell noch läuft.
FC Kray: Klöpper und Amendt – ein eingespieltes Team
Neben seinen Aufgaben in Haltern hatte Amendt allerdings schon in den letzten Wochen durch den Kontakt zu Klöpper einen Einblick beim FC Kray bekommen, um die Planung für die nächste Saison mitzugestalten. Er sammelte erste Eindrücke, lernte die Mannschaft und Trainer Christian Knappmann kennen, erzählt er. Die Gedanken drehten sich um eine Zusammenarbeit zur nächsten Saison – in Kombination mit Knappmann.
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„Die Planung für die nächste Saison war, das gemeinsam zu machen“, erklärt Amendt. In der Konstellation hätte er sich das „gut vorstellen können“, allerdings schon in einer starken Rolle. „Ganz klar als Trainer, das war der Plan.“ Klar ist jetzt aber: Die Konstellation mit Knappmann, der kürzlich bei Westfalen-Oberligist TuS Bövinghausen übernommen hat, kommt nicht zustande. „Das war völlig ohne Vorankündigung und hat mich natürlich auch sehr überrascht. Klar, war es auch enttäuschend für den Moment, dass es so schnell geendet ist“, erzählt Amendt, der aber gleich signalisiert habe, dass er sofort zur Verfügung stehe.
Neben dem Kontakt zu Klöpper waren auch weitere „wichtige Personalien“ ausschlaggebend für die Entscheidung. Darunter Ex-Regionalliga-Spieler Adrian Schneider, der schon für Rot-Weiss Essen, die Spvg Schonnebeck und eben jenen FC Kray spielte, bei dem er nun als Co-Trainer mit einsteigt. Oder der 39-malige Juniorennationalspieler Pascal Itter, der im Sommer als Spieler und Kaderplaner an die Buderusstraße wechseln wird.
Was Amendt von Knappmann unterscheidet
„Alle, die hier am Werk sind, haben eine Art, die mir absolut gefällt, weil sie auch die Persönlichkeiten im Blick haben“, erklärt Amendt. Er sei nicht „Knappi zwei“, so der neue Coach. „Das weiß ich auch. Da unterscheiden uns sicherlich schon ein paar Dinge.“ Etwa das Trainingspensum, das unter Knappmann zuletzt durchaus hoch war. Qualität gehe bei ihm generell vor Quantität, so Amendt.
Viel Vorbereitungszeit mit dem Team hat Amendt nicht, ein Vorteil könnte sicherlich sein, dass er die Mannschaft schon kennt: Am Ostermontag (15 Uhr) kommt die formstarke Spielvereinigung Schonnebeck zum Stadtderby in die Kray-Arena. „Das Derby zum Start ist einerseits Chance und Risiko zugleich. Ich habe auch die letzten Ergebnisse von Schonnebeck gesehen. Ich glaube, es gibt wenig schwierigere Aufgaben, als gegen so einen Gegner zu starten“, sagt Amendt. „Wir müssen es aber auch als Chance sehen, dass wir uns sofort beweisen können.“
Klassenerhalt? Kray neuer Coach ist Realist
Beim Thema Klassenerhalt, das Knappmann angesichts des Rückstands von 17 Punkten auf das rettende Ufer längst abgehakt hatte, sei auch Amendt „Realist, aber ich lasse auch jeden träumen, der noch rechnet. Ich habe auch kein Problem damit, wenn die Spieler noch mal den Taschenrechner rausholen.“
Er habe versucht, gewisse Einflüsse schon geltend zu machen. „Was ganz klar ist: Wir wollen Fußball spielen und davon wegkommen, dass wir unser Heil in langen, hohen und zweiten Bällen sehen.“ Gleichzeitig müsse man aber auch die Leistungsfähigkeit des jungen Kaders genau bewerten und demnach den spielerischen Ansatz anpassen.
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Für Amendt wird es spannend, zu sehen, wie die Mannschaft mit dem erneuten Rückschlag, dem nunmehr dritten Trainerwechsel in dieser Saison, umgeht, aber eines stimmt ihn positiv. „So wie ich die Spieler erlebt habe, sind sie leistungsbereit und wollen sich entwickeln“, erklärt der 39-Jährige. „Jedenfalls gibt es genügend Spieler, die darauf brennen, wieder mal einen Derbysieg zu holen.“