Essen. Vom FC Kray zum TuS Bövinghausen: Christian Knappmann über den Abschied aus Essen, die Gründe, Kevin Großkreutz und eine einmalige Chance.
„Wir brauchen nicht drumherum reden“, sagt Christian Knappmann: „Das war sehr egoistisch von mir.“ Plötzlich und unerwartet hat er den Oberligisten FC Kray verlassen, er übernimmt den TuS Bövinghausen. Eine große Chance für den 44-Jährigen, das ist klar.
Die Dortmunder sind Dritter in der Oberliga Westfalen, punktgleich mit dem Zweiten. Das ist Paderborns U23. Tabellenführer ist Preußen Münsters Zweite, und die darf nicht aufsteigen – somit winkt Bövinghausen der Aufstieg in die Regionalliga West. Und der FC Kray ist abgeschlagen im Tabellenkeller.
Christian Knappmann: Von Herne über Mintard und Kray nach Bövinghausen
Regionalliga statt Landesliga – nur verständlich, dass „Knappi“ sich das nicht entgehen lässt. „Das, was für mich in Aussicht ist, ist für meine berufliche und private Zukunft und für mein Seelenleben eine so große Chance, dass ich mir das Recht herausgenommen habe, egoistisch zu sein“, sagt er und schiebt nach: „Da verändert sich mein ganzes berufliches Leben.“ Immerhin hat sich so die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass er irgendwann mal den Fußballlehrer machen und im Profifußball arbeiten könnte. „Es ist eine geile Geschichte“, sagt er daher.
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Knappmann hatte schon immer darauf geschielt, höher als ‘nur’ in der Oberliga zu coachen. Schon zu Zeiten, als er noch Westfalia Herne trainierte. In Bövinghausen könnte es soweit sein. Im Kader der Dortmunder stehen Migel-Max Schmeling, Joshua Mroß und, natürlich, Weltmeister Kevin Großkreutz.
Man darf gespannt sein, wie beide Alphatiere miteinander harmonieren, Knappmann freut sich schon auf den Ur-Borussen: „Wenn man als A-Lizenzler mit Kevin Großkreutz zusammenarbeiten darf, dem ich 2014 noch die Daumen bei der WM gedrückt habe, dann ist das surreal. Es macht mich stolz und ich werde natürlich den Mehrwert aus dem Sportler Kevin Großkreutz maximal herausholen.“
Christian Knappmann lobt die Arbeit des FC Kray
Es ist die Mannschaft mit den größten Namen in der Westfalen-Oberliga, und der Aufstieg ist das Ziel. „Da müssen wir uns nichts vormachen“, betont Knappmann. „Mannschaft und die vorigen Trainer haben eine tolle Vorarbeit geleistet. Ich möchte es aus dieser Perspektive bewerten: Vor dem 25. Spieltag haben wir die außergewöhnliche Chance, in die Regionalliga aufzusteigen. Das ist durchweg positiv.“
Schon immer hatte er einen kurzen Draht zu den Machern des Vereins um Boss Ajan Dzaferoski. Spiele gucken, austauschen, mal zusammen essen. „Der Kontakt ist nie abgerissen und jetzt hat es halt gepasst.“
Beim FC Kray hinterlässt Knappmann eine Lücke. Er hat der Mannschaft, die seit Saisonbeginn tief im Abstiegskampf steckt, neues Leben eingehaucht. Längst haben sie an der Buderusstraße die Zukunft geplant.
Christian Knappmann hat die Chance seine Lebens bekommen
Ihm ist der Klub auch ans Herz gewachsen. „Der Vorstand um Christoph Klöpper hat in der kurzen Zeit mit eiserner Disziplin gute Strukturen geschaffen“, lobt er den Klub, der in der neuen Runde höchstwahrscheinlich in der Landesliga starten wird. Eine Liga, die auch Knappmann gut kennt.
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Denn die laufende Spielzeit begann er beim Mülheimer Landesligisten Blau-Weiß Mintard. Im Herbst ging’s nach Kray, im Frühling nun nach Dortmund. Klar, da musste sich der streitbare Charakterkopf Knappmann schon einige Sprüche anhören. „Das verstehe ich auch, dass viele diesen moralischen Ansatz haben“, meint er. „Aber ich hoffe, auch den größten Kritikern wird die Logik hinter meinem Schritt klar. Ich habe einen pragmatischen Ansatz. Und nach so einer Chance suchen viele, viele A-Lizenzler.“ Knappmann hat sie bekommen.