Essen. Der FC Kray startet als Vorletzter in die Oberliga. Christian Knappmann über Vorbereitung, Transfers, Kaderplanung und eine „unseriöse“ Aussage.
Trainer, die mit ihrer Mannschaft im Abstiegskampf stecken, geben für gewöhnlich eine Durchhalteparole nach der anderen aus. Nicht so Christian Knappmann. „Davon bin ich kein Freund“, sagt der Coach des FC Kray. Elf Punkte hat der Oberligist in 21 Spielen geholt. Kray ist Vorletzter.
Diese Bilanz veranlasst Knappmann dazu, lieber schon auf die nächste Saison zu gucken. „Es wäre nach dieser Hinrunde unseriös, vom Klassenerhalt zu sprechen. Ich glaube, es ist wichtiger, schon jetzt die Weichen für 2023/24 zu stellen.“ Ganz „sachlich und rational“ gehe er daher mit seinem Team in die Restsaison, die an diesem Sonntag mit dem Auswärtsspiel beim VfB Hilden beginnt (15.30 Uhr, Hoffeldstraße).
Remis beim VfB Hilden wäre für den FC Kray „galaktisch“
Eine schwere Aufgabe, betont Knappmann. „Hilden ist nicht erst seit diesem Jahr eine Topmannschaft der Oberliga.“ Dass Pascal Weber, der langjährige Torjäger, den VfB verlassen hat, komme Kray natürlich entgegen. „Aber sie sind offensiv wie defensiv weiterhin stark, haben einen klaren Spielstil und ein festes System. Wenn wir da einen Punkt holen, wäre das galaktisch.“
Das Hinspiel kann man zum Vergleich getrost außen vor lassen. Damals war Knappmann noch nicht beim FC Kray, der von Fabian Springob trainiert und von Rudi Zedi gemanagt worden war. Beide sind inzwischen weg. Auch im Team hat sich einiges getan.
Sieben Spieler haben die Buderusstraße im Winter verlassen, darunter Bubakarry Fadika, der 14 Scorerpunkte in 21 Spielen für den FCK sammelte. Er ging zum ETB Schwarz-Weiß. Aber sie waren nicht untätig, sieben Spieler sind auch gekommen.
Oberligist FC Kray holt sieben neue Spieler
Da wären Amed Öncel und Adin Hrustic (20), die Knappmann noch aus seiner Zeit bei Westfalia Herne kennt. Dem 22-jährigen Öncel bescheinigt der Coach ein „extremes Potenzial. Er hat aber in Herne und in Gütersloh nicht für Furore gesorgt. Für ihn dürfte es in Kray die letzte Chance auf diesem Niveau sein.“ Der 41-Jährige glaubt fest daran, dass Öncel sie nutzen wird.
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Semih Köse (20) kommt vom Mülheimer FC und sei trotz seiner 20 Jahre „schon extrem weit“. Teruki Jakano (25/Königsdorf) hat Knappmann in einem Probetraining überzeugt, und er ist nicht der einzige Japaner: Kojo Shirata (23) und Kazuhiro Takahashi (26) komplettieren das Trio.
Bei den Essener Hallenstadtmeisterschaften hat auch Youssef Kamboua schon auf sich aufmerksam gemacht. Er spielte bis zum Sommer in der Krayer U19, kehrte nun zurück zum Verein. „Ein kreativer Spieler“, sagt Knappmann über das Talent, das gemeinsam mit Calvin Küper (Schonnebeck) bester Torschütze in der Halle wurde.
Kray findet einen Kaderplaner – Knappmann hofft auf Ruhe
Das Turnier ging über drei Wochenenden und erschwerte die Vorbereitung der Mannschaft, erzählt Knappmann: „Es war schwierig, in einen Feldmodus zu kommen. Die Vorbereitung ging nur vier Wochen, das ist ein kurzer Zeitraum, um das, was wir spielen wollen, in die Köpfe zu bekommen.“
Dennoch habe das Team große Fortschritte gemacht. Gegen die U19 des Wuppertaler SV und das Westfalenliga-Topteam Erkenschwick gewann Kray. In der vergangenen Woche dann standen gleich vier Tests an, die Generalprobe vor dem Oberliga-Start ging 2:7 gegen die SpVgg Vreden verloren.
„Wir waren in dem Spiel nicht frisch und ich nehme das hohe Ergebnis auf mich“, sagt Knappmann. „Wir haben versucht, jeden gegnerischen Spieler eins-gegen-eins in Manndeckung zu nehmen, das ist schiefgegangen.“ Ein taktischer Kniff, den der Trainer vor der Partie gegen Hilden unbedingt ausprobieren wollte. „Diese Alternative hat sich jetzt erledigt, die Mannschaft trifft keine Schuld.“
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In Mehmet Kurt hat der Klub zudem einen prominenten Kaderplaner gefunden, momentan steht er noch in der Türkei unter Vertrag. Der ehemalige Drittliga-Profi bringt ein großes Netzwerk mit und ist „eines von vielen Steinchen im Mosaik, um den FC Kray attraktiver zu machen“, sagt Knappmann.
Er sieht seinen Verein ohnehin auf einem guten Weg: „Was der neue Vorstand um Christoph Klöpper anpackt, hat Hand und Fuß. Er wird den Klub weiter auf semiprofessionelle Beine stellen.“ In Zukunft, glaubt Knappmann, „gibt es in Kray kein Chaos mehr“.