Essen. Danny Albrecht soll die Wohnbau Moskitos zum Oberliga-Klassenerhalt führen. Vor seiner Heimpremiere äußert sich der Trainer im Interview.
Drei Spiele, ein Sieg, zwei Niederlagen – die Zwischenbilanz der Wohnbau Moskitos unter Danny Albrecht fällt eher durchwachsen aus. Der neue Trainer soll den Eishockey-Oberligisten aus den Playdown-Rängen und schließlich zum Klassenerhalt führen, aber die nächsten Aufgaben werden nicht einfacher. Vor seiner Heimpremiere am Freitag (20 Uhr, Westbahnhof) gegen die Hannover Indians spricht der 37-jährige Albrecht, vorher fast viereinhalb Jahre Coach des Essener Erzrivalen Herner EV, über die Herausforderung, die sportlichen Baustellen und eine potenzielle Zusammenarbeit über die Saison hinaus.
Herr Albrecht, rechnet man genau nach, saßen Sie mit Ihrem neuen Team in den letzten acht Tagen über 24 Stunden im Bus. Wie strapaziös sind die weiten Busreisen?
Albrecht: Wir haben gerade die längeren Fahrten genutzt, um an dem zu arbeiten, was wir machen wollen. Deswegen sind die Fahrten für mich recht schnell um gegangen, für die Spieler wahrscheinlich weniger schnell. Ich hatte viel vorzubereiten. Klar, hätte ich mir mehr Heimspiele gewünscht, weil es für die Jungs mental einfacher ist, wenn sie den siebten Mann im Rücken haben.
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Nach drei Auswärtsspielen steht am Freitag Ihre Heimpremiere als Moskitos-Trainer an. Wie groß ist die Vorfreude?
Ich war ja sonst als Gästecoach hier, jetzt bin ich als Heimtrainer da. Ich würde mich freuen, wenn wir wieder eine große Kulisse haben. Klar, die letzten Ergebnisse sind nicht so ausgefallen, dass die Euphorie so groß ist, aber diese Euphorie wollen wir gerne wieder entfachen.
Warum haben Sie sich dafür entschieden, den Trainerjob am Westbahnhof zu übernehmen?
Die fünf Wochen zu Hause waren sehr spannend, weil ich viele Anfragen von Vereinen aus ganz Deutschland aus verschiedenen Ligen – von der DEL bis zur DEL2 - hatte. Ich habe mich wegen zwei Punkten entschieden, hier zu bleiben: Auf der einen Seite wegen einer gesundheitlichen Situation in der Familie, die mein Dasein mehr oder weniger beansprucht. Dazu kommt die langjährige Beziehung zu Thomas (Moskitos-Vorsitzender Thomas Böttcher, Anm. d. Red.). Wir kennen uns seit 13 oder 14 Jahren.
Viel im Austausch mit guten Trainern
Für Sie ist es auch eine neue Situation, während der Saison einen Verein zu übernehmen und zügig punkten zu müssen. Wie gehen Sie persönlich damit um?
Für mich ist es eine ganz neue Aufgabe. Ich habe als Spieler natürlich schon durchgemacht, wie so Phasen sind, wenn du im unteren Feld der Tabelle stehst und vielleicht nicht vor Selbstvertrauen und Energie strotzt, und weißt über die Jahre, was gut und was nicht so gut war. Das versuche ich jetzt mit einzubringen. Ich bin viel im Austausch mit guten Trainern, die das alles schon durchlebt haben und mir da weiterhelfen, und meinem Athletik-Trainer Johan Merbah, der in Bayreuth ist und mich trotzdem aus der Ferne unterstützt.
Welche Baustellen sind die größten, die Sie übernommen haben?
Ich habe versucht, die körperliche Spielverfassung anzupassen. Sie ist nicht so gut ausgeprägt, dass wir 60 Minuten mit Druck und Tempo alles von Zone zu Zone bearbeiten können. Dadurch, dass ich alles umgeworfen habe, gibt es von A bis Z Neuerungen zu erlernen. Weil wir in der Defensive besser und mehr arbeiten müssen, fehlen vorne vielleicht die Körner dafür, produktiv zu sein. Ich hätte es insgesamt vom Aufbau her anders gemacht. Ich will nicht sagen, dass das falsch ist, was hier aufgebaut wurde, aber von der Konstruktion einer Mannschaft baue ich anders auf. Ich baue um Center, von denen ich aktuell keinen richtigen nominellen in der Mannschaft habe, um Torhüter und die Top-Verteidiger herum und habe meine Philosophie, läuferisch sehr gute Spieler mit an Bord zu bringen. Ich glaube, dass wir einiges davon auch hier haben. Jetzt ist die Frage, dies herauszukitzeln.
Trainer macht einen Crash-Kurs
Erste Fortschritte waren schon zu erkennen. Wie lange dauert es, bis in mehreren Bereichen deutliche Schritte nach vorne sichtbar werden?
Ich mache hier gerade einen Crash-Kurs - das ist praktisch wie der Führerschein in 14 Tagen. Ich glaube, dass es vielleicht noch eine Woche dauert, bis wir in unserem spielerischen System so fit sind, dass wir zumindest eine gewisse Routine reinbekommen. Was den Fitnesszustand betrifft, um dieses Level spielen zu können, ist es abhängig davon, wie schnell das jeder Körper verträgt und wie schnell wir da Fortschritte machen. Dazu kommt auch noch die mentale Geschichte. Wenn man verliert oder als Stürmer vielleicht nicht trifft, kommen Blockaden dazu. Wir haben nicht nur eine Herausforderung, sondern mehrere. Man wünscht sich das so schnell wie möglich, aber einen Zeitpunkt zu nennen, ist schwer. Wenn mal zwei, drei Siege in Folge kommen, glaube ich, dass vieles von allein besser geht.
Was ist mit der Mannschaft, realistisch gesehen, noch möglich in den verbleibenden 19 Hauptrundenspielen und darüber hinaus?
Ich bin immer ein Fan davon, dass man aktuell von Spiel zu Spiel schaut. Klar, habe ich den großen Wunsch, dass wir nichts mit der Abstiegszone zu tun haben. Auf der anderen Seite weiß ich auch, dass wir gerade mittendrin stecken. Ich versuche, den Jungs zu vermitteln, dass wir daran gar nicht denken müssen, sondern von Spiel zu Spiel schauen und gucken, was wir rausholen können.
Spieler verlangen immer wieder nach Input
Was macht Ihnen Hoffnung, dass der Verein da unten rauskommt?
Dass ich sehe, dass gewisse Sachen schon reingekommen sind. Wenn wir über die defensive Zone, über Unterzahl sprechen, sind das schon Sachen, die ganz gut funktionieren und verinnerlicht wurden. Was mich überzeugt, ist, wie die Jungs mich aktuell angucken und immer wieder nach Input verlangen und fragen. Das macht mir selbst Spaß und den Jungs auch, glaube ich.
Ihr Vertrag läuft bis Ende März. Könnten Sie sich eine Fortsetzung der Zusammenarbeit über die Saison hinaus vorstellen?
Grundsätzlich ist erst einmal wichtig, was jetzt passiert. Das schlechteste Szenario ist, dass man absteigt. Das positivste Szenario ist, dass wir die Saison gut beenden. Dazu brauchen wir aber auch die Zuschauereinnahmen und die Sponsoren. Deswegen haben wir uns darauf geeinigt, dass ich die Aufgabe erst einmal bis zum Saisonende übernehme und wir uns nach ein paar Wochen wieder zusammensetzen und gucken, wo der Weg hingeht.
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