Essen. Im Spiel zwischen dem Tusem Essen und dem HC Motor Saporischschja spielte das Ergebnis keine Rolle – es ging dabei um viel mehr.
Es war ein denkwürdiger Handballabend, der in die Vereinsgeschichte des Tusem Essen eingehen wird. Ein Ligaspiel gegen die ukrainische Mannschaft HC Motor Saporischschja, das keinem Punkte bringt, jedoch ein Zeichen für die Solidarität setzt – so etwas hat es noch nicht gegeben.
Der 30:22-Heimsieg der Hausherren war im Endeffekt egal, was man beiden Parteien allerdings zu keiner Minute anmerkte.
Tusem Essen: Auf der Platte geht es zur Sache
Die Gäste aus der Ukraine spielten ganz in Weiß. Friedlich war es auf dem Spielfeld allerdings nicht, beide Teams gingen hart zur Sache. Obwohl es in dieser Partie nicht um Punkte ging, sah das alles mehr nach Arbeit als nach Jux aus. Der HC Motor, der mit nur zwei Nicht-Ukrainern auflief, stellte eine griffige Abwehr auf die Platte und scheute keinen Zweikampf. Der Tusem hielt dagegen, ließ sich im Angriff aber offensichtlich etwas einschüchtern. Teilweise agierten die Essener zu zögerlich und trauten sich den direkten Weg zum Tor nur selten zu. Gut, dass Tim Rozman nur diesen einen Weg kennt und immer wieder gefährlich wurde.
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Insgesamt waren die Gastgeber in der ersten Halbzeit aber nicht konsequent genug und scheiterten immer wieder an Torhüter Gennadiy Komok. Bestes Beispiel: Eloy Morante verwarf binnen weniger Sekunden gleich zwei Siebenmeter.
HC Motor Saporischschja nutzt die Lücken im Essener Spiel
Auf der anderen Seite schwankte der Tusem in seiner Abwehrleistung – es gab gute und weniger gute Phasen. Saporischschja machte vor allem im Zentrum der Essener Abwehr einige Lücken aus und kam dadurch oft zu einfach zum Torerfolg. Allerdings verhinderte Sebastian Bliß in seinem ersten Ligaspiel der Saison dann doch das eine oder andere Gegentor.
Doch wann immer der ukrainische Meister den Ball im Tor versenkte, freuten sich die in gelb-blau gekleideten Landsleute in der Halle – und auch einige Essener freuten sich sicherlich mit den Gästen aus dem Kriegsgebiet. Jedenfalls wurden sie schon vor der Partie mit einem warmherzigen Applaus empfangen und auch ein großes Gruppenfoto gemeinsam mit dem Tusem soll an diesen Abend unter besonderen Umständen erinnern.
Tusem Essen etwas cleverer als der Gegner
Das ganz große sportliche Festival auf dem blauen Hallenboden bekamen die Zuschauer nicht geboten, aber Leidenschaft und Ehrgeiz waren schon zu erkennen. Auch wenn die Begegnung keinen Einfluss auf die Tabelle hat, ging es darum sie zu nutzen und Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben in der Liga zu sammeln.
Der Tusem legte im zweiten Durchgang nach und war insgesamt etwas cleverer als sein Gegner. Im Angriff wartete das Team von Trainer Michael Hegemann geduldig auf seine Möglichkeit oder auf eine Idee von Justin Müller. Der Rückraumspieler lieferte ab und zeigte sich in vielen Situationen sehr zielstrebig. Letztendlich konnte sich der Tusem schon recht früh absetzen, auch weil sich Saporischschja ein paar Fehler zu viel erlaubte.
Tusem Essen: Trainer denkt an die Lage in der Ukraine
Das Ergebnis freute Trainer Hegemann, war für ihn aber nicht allzu wichtig: „Das Spiel ist für uns alle eine Erinnerung daran, dass wir den Menschen vor Ort und hier helfen müssen. Das Land ist in vielen Teilen zerstört und es wird noch Jahre dauern, bis dort wieder ein normales Leben stattfinden kann. Und wenn wir durch so eine Sache wenigstens einen kleinen Teil dazu beitragen können, ist das schon ein Riesen-Gewinn.“
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Dass der Tusem und HC Motor Saporischschja in der 2. Bundesliga überhaupt mal aufeinandertreffen würden, hätte wohl niemand gedacht. Doch am Ende war dieses Spiel ein Zeichen der Solidarität. Es war zwar eine Partie ohne Wertung, jedoch keinesfalls ohne Wert.
So haben sie gespielt
Tusem Essen –
HC Motor Saporischschja 30:22 (12:10)
Tusem: Fuchs, Bliß, Diedrich; Ellwanger (3), Rozman (5), Wolfram (1), Homscheid (1), Eißing (1), Szczesny (4), Müller (4), Seidel (1), Morante (2), Klingler (3/2), Mast (1), Werschkull (2), Schoss (1).
Motor: Chudinov, Komok; Blyzniuk (3), Scherbina, Denysov (1), Osadchyi, Turchenko (3/1), Molina, Kravchenko (6), Tomashevskyi, Onufriienko, Horiha (1), Kasai (2), Andjelic (5), Tiutiunnyk (1).
Schiedsrichter: L.Müller /R.Müller.
Siebenmeter: 2/5 – 1/4.
Strafminuten: 12 – 14.
Zuschauer: 1473.
Spielfilm: 3:1 (5.), 4:3 (10.), 7:6 (15.), 8:8 (20.), 12:9 (27.), 12:10 (30.) – 15:12 (35.), 16:14 (40.), 19:15 (45.), 23:18 (50.), 26:19 (55.), 30:22 (60.).