Essen. Die SGS Essen startet gegen den Double-Sieger VfL Wolfsburg in die Bundesliga-Saison. Doch Anja Pfluger glaubt, dass das gar nicht schlecht ist.
Unzufrieden wollten sie an der Ardelhütte mit der vergangenen Saison in der Frauenfußball-Bundesliga nicht sein. Zwar musste die SGS Essen bekanntlich bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt zittern. Doch letztlich gelang er. Und das rückte Trainer Markus Högner bei seiner Rückschau in den Mittelpunkt. Doch auch er hat seine Lehren aus der Vorsaison gezogen. Fehlende Erfahrung und Führung unter den Spielerinnen monierte er und schaute sich um.
Gefunden hat der Fußballlehrer das Gesuchte unter anderem in Anja Pfluger, die im Sommer mit 28 Jahren vom 1. FC Köln zur SGS wechselte und nun dem Saisonstart an diesem Samstag (13 Uhr) beim VfL Wolfsburg entgegenfiebert. Ihr Pflichtspieldebüt im Pokal gegen den Regionalligisten Buntentor (6:1) verlief schon vielversprechend. Pfluger schnürte einen Doppelpack. Dabei ist ihre Rolle bei der SGS eigentlich eine andere.
SGS Essen: Pfluger fühlt sich rundum wohl beim neuen Klub
„Wir sind eine junge, zielstrebige Mannschaft. Ich möchte dem Team vor allem dabei helfen, Stabilität, Ruhe und Struktur zu finden“, sagt die defensive Mittelfeldspielerin. Und sie weiß, was auf die SGS zukommt. Denn die Eliteliga kennt Pfluger bereits. Für den FC kam sie in der Vorsaison auf 19 Einsätze. 2021 feierte Pfluger mit den Domstädterinnen noch den Aufstieg. Zuvor kickte sie bereits für die Zweitvertretung des FC Bayern mehrere Jahre im Unterhaus, während sie in München Sportwissenschaften studierte.
Auch interessant
Nach ihrem Masterabschluss setzt sie aber auf die Karte Fußball und konzentriert sich nun auch bei der SGS voll auf den Sport. Und damit ist sie an der Ardelhütte die Ausnahme, denn die meisten Spielerinnen arbeiten und spielen Fußball. Allerdings hat Pfluger eben ihre akademische Ausbildung bereits abgeschlossen und kann dort nach der aktiven Karriere anknüpfen. In Essen fühlt sie sich bereits wohl. „Die Mädels waren super nett und offen. Wir hatten dann auch ein top Trainingslager.“
Und da schlug Pfluger als Zugang bekanntlich voll ein. Ihre Interpretation von „Verdammt ich lieb´ dich“ bescherte ihr den Sieg am traditionellen Karaoke-Abend. An diesem Samstag möchte Pfluger aber lieber die Spaßbremse sein, wenn die SGS beim amtierenden Meister und Pokalsieger VfL Wolfsburg gleich zu Beginn vor der wohl schwierigsten aller Aufgaben steht. „Die Favoritenrolle ist klar“, weiß Pfluger. „Für uns kommt es aber darauf an, dass wir als Team gut zusammenarbeiten. Vielleicht ist ein Punkt drin. Und auch wenn nicht, können wir dann mit einem guten Gefühl nach Hause fahren.“
SGS Essen: SV Meppen wird die Standortbestimmung – aber erst kommt Wolfsburg
Denn am zweiten Spieltag zu Hause gegen den Aufsteiger SV Meppen wartet bereits die erste Standortbestimmung auf die Essenerinnen. Den Klassenerhalt ruft Pfluger als Saisonziel aus, doch die 28-Jährige möchte noch mehr: „Uns traut im Moment niemand die große Überraschung zu, aber wir wollen schon noch mehr erreichen. Vielleicht wird es am Ende ja Platz sieben oder acht.“ Als Aufsteiger werden sich erfahrungsgemäß Meppen und Duisburg im Abstiegskampf wiederfinden. Auch Bremen scheint für die SGS schlagbar.
Lesen Sie hier: Das Fazit zur Vorsaison der SGS Essen.
Wie Köln und Leverkusen abschneiden, dürfte spannend werden, da beide Revierklubs mittlerweile auch zu den Profi-Teams gehören und möglicherweise auf Platz drei schielen. Der wäre gleichbedeutend mit der Qualifikation zur Champions League. Und das dürften auch Eintracht Frankfurt und die TSG Hoffenheim im Sinn haben. Turbine Potsdam muss sich aus diesem Verfolgerkreis nach zahlreichen Abgängen wohl zurückziehen.
Im Titelrennen läuft es dagegen wohl erneut auf einen Zweikampf zwischen Wolfsburg und Bayern München hinaus. Und natürlich hätte Pfluger nichts dagegen, hier gleich mitzumischen und mit einer Überraschung zu starten. „Vielleicht ist es ja ein Vorteil, direkt am Anfang gegen Wolfsburg zu spielen. Durch die EM war die Vorbereitung nicht so lang, vielleicht passt da am Anfang noch nicht alles sofort zusammen.“