Essener müssen aufgrund des schlechteren direkten Vergleichs den Gang in die Regionalliga antreten. Große Chance Sekunden vor Schluss verpasst.

Nachdem das Heimspiel gegen die Solingen Paladins beendet war, schien bei den Footballern der Assindia Cardinals alles so zu laufen wie üblich. Die Spieler klatschten auf der Tribüne im Sportpark „Am Hallo“ die wartenden Anhänger ab, bedankten sich für die Unterstützung und stiefelten zurück auf den Rasen, wo die Trainer und Betreuer sie zum Mannschaftskreis erwarteten.

Zeitgleich begannen neben dem Rasen die Aufräumarbeiten, die Zuschauer machten sich auf den Heimweg – alles reine Routine. Doch beim Blick auf die Tabelle wurde deutlich, dass dieser Spieltag keiner war wie jeder anderer, sondern ein verdammt bitterer war für die Essener. Trotz des 20:12 (7:6, 7:6, 0:0, 6:0)-Heimsiegs gegen die Gäste aus Solingen sind die „Men in Blue“ aus der zweiten Liga abgestiegen und werden in der nächsten Saison nach zwei Jahren in der GFL2 wieder in der Regionalliga West antreten müssen.

„Wir haben gewonnen und doch verloren“, erkannte Headcoach Bernd Janzen. Aufgrund des schlechteren direkten Vergleichs nach dem verlorenen Hinspiel (13:25) gegenüber den am Ende punktgleichen Paladins hätten die Cardinals das Spiel mit mindestens 13 Punkten Vorsprung für sich entscheiden müssen, um sich den Klassenerhalt zu sichern.

Nur fünf Punkte hätten die Essener mehr benötigt. „Uns hat am Ende eine Minute gefehlt. Das ist bitter, aber entscheidend waren andere Situationen und Spiele“, erklärte Präsident Wilfried Ziegler. Wenige Sekunden vor dem Schlusspfiff hatten die Cardinals die Riesenchance, den Abstieg doch noch abzuwenden. Die Paladins mussten rund zweieinhalb Minuten zuvor in der eigenen Hälfte den Ballbesitz abgeben, nachdem die Ballübergabe zum Punt im vierten Versuch missglückt war.

Großer Jubel auf den Rängen bei Brett Sylve

Der US-Amerikaner Brett Sylve holte sich einen Meter vor der Solinger Endzone einen Pass von Quarterback Alexander Jodlauk mit den Fingerspitzen aus der Luft und es brandete noch einmal großer Jubel auf den Rängen auf. „Dann haben wir eigentlich gedacht, wir würden jetzt den Sack zu machen“, meinte Janzen.

Die Cardinals versuchten, die kurze Distanz im letzten Spielzug mit einem Lauf zu überbrücken, wurden aber von der Solinger Defensive gestoppt – Dramatik pur. Die Uhr lief gnadenlos herunter und der Abstieg war besiegelt. „An so einem Tag wie heute kannst du den Spielern null Vorwürfe machen. Sie haben alles gegeben“, sagte Offensiv-Koordinator Florian „Tic Tac“ Hartmann. „Wir haben immerhin gewonnen, auch wenn es sich nicht so anfühlt.“

Zwei Touchdown-Läufe vor der Halbzeit

Zur Halbzeitpause lagen die Cardinals durch zwei Touchdown-Läufe aus kurzer Distanz von den Running Backs Sylve und Lennart Eßer mit 14:12 in Führung und brachten sich mit dem dritten Touchdown im Schlussviertel erneut durch Sylve in Position, den direkten Vergleich mit dem nächsten Touchdown für sich zu entscheiden, den sie dann in den letzten Sekunden aber denkbar knapp verpassten.

Doch die Essener hatten schon vorher im Spiel genug Möglichkeiten, die am Ende fehlenden Punkte einzufahren. „Wir haben wieder zwei, drei Szenen gehabt, in denen wir uns selbst in den Fuß geschossen haben“, haderte Janzen. Wie schon in den letzten Wochen schenkten sie den Ballbesitz – unter anderem in aussichtsreichen Feldpositionen - durch verunglückte Ballübergaben und eine Interception her, „die letztendlich wahrscheinlich den Ausschlag gegeben haben“, erklärte der Headcoach.

Das Herzschlagfinale war dramatisch

Das Herzschlagfinale war an Dramaturgie nicht zu überbieten, ein Haar trennten Klassenerhalt und Abstieg voneinander. Die Enttäuschung stand den Hausherren nach dem Spielende ins Gesicht geschrieben – auch wenn sich der Abstieg angesichts der hohen Hypothek, die die Essener für den Verbleib in der zweiten Liga hätten abbauen müssen, bereits abgezeichnet hatte. „Das ist ein blödes Ende, aber für uns bricht jetzt nicht die Welt zusammen“, erklärte Präsident Ziegler. „Wir machen sechs bis acht Wochen Pause und stellen uns dann neu auf.“

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