Essen. Tusem Essen hat die Sieglosserie in eigener Halle beendet. Gegen Bietigheim gewinnt der Handball-Zweitligist ein emotionales Spiel mit 31:27.

Für Viktor Glatthard war dieses hochintensive, teils sehr harte und enorm emotionale Mittwochabendspiel „bedingungsloser Genuss“. Der Kreisläufer des Tusem Essen war im Nachholspiel gegen die SG BBM Bietigheim einer der energiegeladenen Anführer und half beim 31:27-Erfolg kräftig mit. Damit hat die Negativserie von vier Heimniederlagen nun ein Ende gefunden.

Nur 863 Zuschauer waren an diesem Abend in die Sporthalle „Am Hallo“ gekommen, die Konsequenz der zuletzt schwachen Leistungen zuhause. Doch jeder Fan, der an diesem Abend fehlte, war für den Tusem offensichtlich mehr Motivation, endlich wieder zu überzeugen.

Zwar begannen die Hausherren etwas nervös, dafür aber kämpferisch. In der Abwehr standen sie ordentlich, packten beherzt zu.

Tusem Essen scheitert zunächst vor allem an Gäste-Keeper Poltrum

Bietigheim hatte viel Arbeit und erlaubte sich einige Fehler im Passspiel und ungenaue Abschlüsse. Die Gäste scheiterten meist an sich selbst, die Gastgeber zunächst vor allem am gegnerischen Torhüter Konstantin Poltrum. Allein in Halbzeit eins hielt der Schlussmann sieben Versuche des Tusem und verhinderte damit einen deutlichen Rückstand.

Hochintensive Partie: Hier mit Tusems Dennis Szczesny (vorn).
Hochintensive Partie: Hier mit Tusems Dennis Szczesny (vorn). © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Nachdem sich Mitte der ersten Hälfte der Bietigheimer Paco Barthe nach einem Zweikampf mit Dennis Szczesny wohl schwerer an der Schulter verletzt hatte, schienen seine Mitspieler eine Art Jetzt-erst-recht-Mentalität beweisen zu wollen. Im Angriff waren sie nun durchschlagskräftiger und genauer, schafften es somit, die Partie zu drehen.

In einem insgesamt sehr umkämpften Spiel mit vielen, nicht enden wollenden Angriffen hatte die SG die Chance, noch vor der Pause davonzuziehen. Durch gleich drei parallele Zeitstrafen gegen den Tusem, davon zwei wegen Meckerns, waren die Gäste in deutlicher Überzahl und hatten im Prinzip alle Türen offen. Doch nun zeigte sich erneut der Kampfgeist der Essener.

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Mit nur drei Mann in der Verteidigung und einer Parade von Torhüter Sebastian Bliß verhinderten sie ein weiteres Gegentor. Zudem spielten sie die Zeit geschickt herunter, um wieder auffüllen zu können. In diesem Moment war zu spüren, wie der Funke von der Mannschaft auf Fans übersprang und die Lautstärke in der Halle um einige Dezibel stieg.

Das Sahnehäubchen setzte Lucas Firnhaber mit seinem Treffer in der letzten Sekunde zum 12:10-Halbzeitstand.

Dieser Treffer und die starke Phase kurz vor der Pause sollte Schwung für den zweiten Durchgang geben. Der Kampf um jedes Tor ging weiter, mal fair, mal unfair. So musste nicht nur Dennis Szczesny nach seiner dritten Zeitstrafe vom Feld, sondern auch Bietigheims Sven Wesseling nach rüdem Foul und später Nils Boschen (ebenfalls dritte Zeitstrafe). Der Tusem hatte im Angriff immer wieder gute Ideen, initiiert von Kapitän Jonas Ellwanger. Der Siegeswille bei den Essenern war spürbar, und die Halle stand hinter ihnen.

Ein schmaler Grat zwischen fairen und zu harten Zweikämpfen

Dieses Mal schaffte es das Team von der Margarethenhöhe, sich mal etwas vom Gegner abzusetzen, auch wenn Gäste-Schütze Max Öhler doch noch die wenigen Ösen in der zusammengenähten Deckung der Hausherren fand.

Beide Mannschaften ritten wild auf dem schmalen Grat zwischen fairen und zu harten Zweikämpfen, die Partie war vollgepumpt mit Emotionen und mächtig Wut im Bauch auf Seiten des Tusem. Auch wenn es am Ende noch einmal knapp wurde, ließ er nicht nach und hielt dem Frust der Baden-Württemberger stand. In den Schlusssekunden wurde es noch einmal unschön auf der Platte, doch alle beteiligten Spieler dieser kleinen Rudelbildung gaben sich später wieder die Hand.

Am Heimsieg änderte diese Situation nichts mehr. „Wir haben uns gefreut, dass wir diese Wut, die sich in den letzten Wochen angestaut hat, endlich raushauen konnten“, sagte Viktor Glatthard nach der Partie.

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Tusem Essen – SG BBM Bietigheim 31:27 (12:10)

Tusem: Bliß, Diedrich; Beyer (6/4), Ellwanger (5), Glatthard (1), Rozman, Dangers (2), Homscheid, Becher (5), Ignatow (3), Szczesny (2), Müller, Firnhaber (2), Morante (4), Klingler (1).

Bietigheim: Poltrum, Lehmann; Vlahovic (5), Öhler (9), Schäfer (3), de la Pena, Urban, Barthe (1), Asmuth (6), Wesseling (1), Rentschler, Pfeifer, Boschen, Fischer (1).

Siebenmeter: 4/4 – 0/1.
Strafminuten: 14 (Disq. Szczesny 48.) – 18 (Disq. Wesseling 49., Boschen 55.).

Schiedsrichter: Hillebrand/Umbescheidt.

Zuschauer: 863.

Spielfilm: 3:2 (5.), 3:3 (10.), 7:5 (18.), 7:7 (20.), 8:9 (25.), 12:10 (30.) – 15:11 (35.), 19:14 (40.), 21:16 (45.), 24:18 (50.), 27:25 (57.), 31:27 (60).