Essen. Tabellenführer BG Herford zeigte nach dem knappen 90:88-Erfolg bei den Essenern wenig Größe und fiel vor allem durch Provokationen negativ auf.
In der Niederlage zeigt sich Größe? Auf jeden Fall. Im Sieg allerdings auch, und so gesehen durfte man der BG Herford am Ende einer packenden Partie am Hallo attestieren, noch viel Luft nach oben zu haben. Der Spitzenreiter der Ersten Basketball-Regionalliga packte in die Freude und Erleichterung über einen knappen 90:88-Erfolg bei den ETB Miners eine ungesunde Portion Provokation mit hinein, allen voran Omar Zemhoute beschäftigte sich viel zu lange mit allen, die irgendetwas mit den Miners zu tun hatten.
Kaum Jubel, dafür viel Trubel und Tumult, in dem auch die eigentlich so innig verbundenen Zwillingsbrüder Ole Wendt (im Dress der Herforder) und Lars Wendt (Headcoach der Miners) aneinandergerieten. „Es ist in so einem Moment egal, wer das ist, ich stelle mich vor meine Mannschaft“, so Lars Wendt. Tief enttäuscht. Wütend. Frustriert.
- Moskitos fast am Ziel ihrer Träume in der Eishockey-Oberliga
- Tusem Essen hat schon wieder Corona-Welle erwischt
- Warum Volleyball-Zweitligist VV Humann neue Hoffnung schöpft
Das wäre natürlich ein echtes Pfund gewesen im Kampf um die Playoffs, ein Sieg gegen den souveränen Tabellenführer der Liga. Und dieses Spiel zeigte einmal mehr, zu was der ETB – zumindest vor heimischem Publikum – in der Lage ist. Gegen eine der defensivstärksten Teams der Liga überzeugte das Team in der Offense, auch die Verteidigung war, wenn geordnet, auf Höhe des Geschehens. Allerdings: Der ETB kassierte viel zu viele Punkte im Fastbreak, der Knackpunkt des Spiels.
Herford mit langer Anreise in den Knochen
In dem die Miners einen guten Start erwischten, hoch führten. Herford hatte offensichtlich noch die lange Anreise aus Ostwestfalen in den Knochen. Doch die Gäste bissen sich rein, fast buchstäblich zu sehen. Helle Aufregung um einen vermeintlichen Ellenbogenschlag von Omar Zemhoute früh im Spiel, der sich immer wieder im Grenzbereich des Erlaubten aufhielt. Herford hatte jedenfalls im dritten Viertel endgültig die Kontrolle übernommen, schien auf der Siegerstraße. Die Gäste ließen aufblitzen, warum sie unangefochtener Erster sind.
Miners knabberten einen 12-Punkte-Rückstand ab
Die Miners aber gaben nicht auf und knabberten einen zweistelligen Rückstand im Schlussabschnitt (-12) Stückchen für Stückchen ab. Wichtige Würfe (Richter und Peterson) fielen – als Devin Peterson (31 Punkte, aber auch fünf Turnover) beim Stand von 86:88 zum Korb zog, verwandelte und ein Foulpfiff ertönte, war sogar die Führung möglich: Doch das Schiedsrichtergespann verweigerte das „And One“ (Punkte zählen, ein Freiwurf), wertete das Foul nicht innerhalb der Bewegung zum Korb.
Für Raphael Wilder, Sportlicher Leiter und Co-Trainer der Miners, unverständlich. In jedem Fall eine ganz schwierige Entscheidung. Die Punkte zählten nicht, Peterson bekam zwei Freiwürfe zugesprochen. Die er zwar beide verwandelte, doch so reichte es eben nur zum Ausgleich. Müßig zu mutmaßen, ob das Momentum mit einer +1-Führung eine halbe Minute vor dem Ende ein gänzlich anderes gewesen wäre, doch in so einem Spiel können Kleinigkeiten entscheiden. Herford jedenfalls verwandelte ebenfalls sicher von der Freiwurflinie (88:90) – die letzte Aktion der Miners mit wenigen Sekunden auf der Uhr ging dann völlig daneben.
Es war ein emotionales, bisweilen nickeliges Spiel
Ja, es war ein intensives, emotionales, bisweilen nickeliges Spiel. Nach dem sich der Sieger freut, man sich einfach die Hand gibt. Sei’s drum. Die Miners jedenfalls schauten schon in der Kabine wieder kämpferisch nach vorne. „Man kann der Mannschaft für diese Leistung nur ein Kompliment machen“, so Wendt, nachdem auch er sich wieder ein wenig beruhigt hatte. „Wir sind uns im Klaren darüber, dass wir solche Leistungen wie gegen Leverkusen und Herford auch endlich mal auswärts abliefern müssen und das wollen wir unbedingt. Wir wollen unbedingt Platz acht erreichen.“ Für diesen Fall würde Herford in den Playoffs warten – nein, an Motivation dürfte es nach diesem Abend wahrlich nicht mangeln.
Miners – Herford 88:90 (41:43)
Die Viertel: 24:22, 17:21, 21:28, 26:19.
Miners: Peterson (31/5 Assists), Richter (19/davon 3 Dreier), Ajagbe (13/9 Rebounds), Agyapong (9/14 Rebounds), Carney (7), Szewczyk (5), Brkic (4), Weichsel (0), Broer (0), Kazembola (0), Pehar (DNP), Özmeral (DNP).
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt’s hier: Essen