Essen. Eishockey-Oberligist stellt Pläne für Großverein auf Mitgliederversammlung vor. Frühere Vorstände wegen Misswirtschaft nicht entlastet worden.

Die ESC Wohnbau Moskitos blicken, auch wenn es sportlich aktuell nicht besonders gut läuft, in eine hoffnungsvolle Zukunft: Der Essener Eishockey-Oberligist hat die großen finanziellen Probleme am Westbahnhof gemeistert und ist wieder auf einem guten Weg. Auf der Jahreshauptversammlung zogen der Vorsitzende Thomas Böttcher und Schatzmeisterin Simone Wettstein gemeinsam mit den 75 anwesenden Mitgliedern einen Schlussstrich unter die wirtschaftliche Misere.

Unter ihrer Führung gelang es dem Verein, seit März 2020 in rund einem Jahr Verbindlichkeiten im sechsstelligen Bereich abzubauen, sodass die „Mücken“ zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt wieder eine schwarze Null schreiben konnten. Da es zuvor lange keine Hauptversammlung mehr am Westbahnhof gegeben hatte, bestand die Kernaufgabe für die Verantwortlichen an diesem Abend darin, die Jahres- und Kassenberichte der Saisons 2016/17 bis 2019/20 nachzureichen.

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Wohnbau Moskitos haben Vergangenheit aufgearbeitet

Die alten Zahlen mussten, so die Verantwortlichen, durch die Kassenprüfer aufgearbeitet werden, da in den vergangenen Jahren keine ordnungsgemäße Buch- und Kassenführung stattgefunden hatte. Die logische Konsequenz: Die alten Vorstände wurden nicht entlastet.

Für Böttcher auch ein persönliches Anliegen: „Für mich war es wichtig, dass eben diese ganzen alten Vorstände nicht entlastet werden, weil sie nicht korrekt gearbeitet haben.“ Böttcher und Wettstein wurden dagegen nach Prüfung der Unterlagen für die letzte Saison 2020/21 einstimmig entlastet. „So konnten wir die Vergangenheit nun endlich aufarbeiten“, erklärt der Vorsitzende.

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Einen weiteren Schritt in eine erfolgreichere Zukunft möchte der Klub mit der Wahl neuer Vorstandsbeiräte machen. Nach dem Ausscheiden der alten Beiräte waren die Neuen bereits kommissarisch vorgeschlagen und nun gewählt worden.

Verstärkung für Abwehr

Die Moskitos haben auf die Langzeitausfälle der Verteidiger Thomas Richter und Thomas Ziolkowski reagiert und den 22-jährige Fabio Frick verpflichtet, der von den Passau Black Hawks aus der Oberliga Süd an den Westbahnhof kommt.

Der gebürtige Freiburger spielte bereits 2018 bis 2020 für die „Mücken“. „Er kennt die Umgebung hier, das war sehr wichtig für mich. Er wird ein bis zwei Wochen brauchen, um sich anzupassen, aber er sich schnell daran gewöhnen“, sagt Coach Frank Petrozza.

Neue Herausforderung wartet auf den Verein

Auch auf sie kommt gleich eine neue Herausforderung zu, über die Böttcher die Mitglieder auf der Versammlung erstmals informiert hatte: Der Essener Skaterhockey-Bundesligisten SHC Wohnbau Rockets und die Wohnbau Moskitos sollen fusionieren und künftig unter dem Namen des Eissportvereins firmieren. Bereits seit dem Jahr 1996 hatte es einen solchen Zusammenschluss schon gegeben, der allerdings 2008 durch die Rockets beendet worden war.

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Böttcher, der auch Chef der Rockets ist, hat einen Plan erarbeitet und verspricht sich Erfolg von der möglichen Fusion: „Das Entscheidende ist, dass der Verein dadurch eine größere Strahlkraft bekommt. Es würde eine klassische Win-Win-Situation entstehen. Für mich persönlich ist vor allem der Nachwuchsbereich sehr wichtig.“ Durch eine Integration des Nachwuchses der Rockets bei den Moskitos würde eine große Nachwuchsabteilung entstehen.

Trainer Frank Petrozza steht schon jetzt für die Moskitos und die Rockets verantwortlich hinter der Bande.
Trainer Frank Petrozza steht schon jetzt für die Moskitos und die Rockets verantwortlich hinter der Bande. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Reaktionen der Mitglieder sind positiv

Nicht nur bei den Spielern der beiden Vereine gibt es Überschneidungen, neben Böttcher als Vorsitzenden und der Wohnbau als Hauptsponsor ist auch der Cheftrainer seit April 2020 der gleiche: Frank Petrozza steht bei beiden Klubs hinter der Bande. Die Reaktionen der Mitglieder beider Vereine seien durchweg positiv, heißt es. Wenn die geplante Fusion durch eine außerordentliche Mitgliederversammlung der „Raketen“ bestätigt werde, stünde dem Zusammenschluss zu einem „Großverein“ mit rund 900 Mitgliedern nichts mehr im Wege.

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„Aus dieser Geschichte können wir alle Rückenwind mitnehmen“, findet Thomas Böttcher. Und da wären wir wieder beim Sportlichen: Rückenwind könnte vor allem das Eishockey-Team in der Oberliga momentan gut gebrauchen. Nach 15 Spielen rangiert der Aufsteiger auf dem elften Tabellenrang.

Zufrieden mit dem Startrecht für die Oberliga

Böttcher betonte in diesem Zusammenhang erneut, dass der Verein sich noch im Aufbau befinde: „Wir sind erst einmal zufrieden, dass wir wieder in der Oberliga antreten können. Das war ein wichtiger Schritt. Jetzt geht es darum, sich in der Liga zu etablieren.“ Finanzielle Klimmzüge wie früher, nur um sportlich erfolgreicher zu sein, werde es jedenfalls nicht mehr geben.

Neue Vorstandsbeiräte der Moskitos

Organisation Geschäftsstelle: Timo Struwe
Presse und Öffentlichkeitsarbeit: Martin Spicker
Informationstechnik (IT): Sergej Heinrich
Sponsoring und Werbung: Ulrich Schmidt
Verbandsarbeit: Uwe Stevens
Jugendleiter: Jörn Matrizen