Essen. Langstrecken-Spezialistin ist in Budapest die erste von drei SGE-Teilnehmern am Start. Die 22-Jährige will sich der europäischen Spitze nähern.
Europameisterschaften gehören zu den Höhepunkt einer Saison, doch wenn nur gut zwei Monate später die Olympischen Sommerspiele auf dem Plan stehen, relativiert sich das Ganze natürlich etwas.
Für die vier Olympia-Teilnehmer der Startgemeinschaft Essen (SGE), Lisa Höpink, Damian Wierling, Poul Zellman und Marius Kusch sind demnach die kontinentalen Titelkämpfe kein Thema, weil es auch der Deutsche Schwimmverband so geregelt hat: Wer in Tokio schwimmt, kann die EM sausen lassen. Dennoch bringt die SGE in Budapest drei Athleten an den Start.
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Jeannette Spiwoks ist die erste aus diesem Trio, die an diesem Mittwoch im Einsatz ist. Die 22-jährige Langstrecken-Spezialistin startet um 11 Uhr im Freiwasser-Wettbewerb über die fünf Kilometer. Außerdem hat sie sich am kommenden Sonntag die 25 Kilometer vorgenommen.
Demler und Pilger müssen sich noch etwas gedulden
Kathrin Demler (200 Meter Lagen) und Max Pilger (200 Meter Brust) müssen sich dagegen noch etwas gedulden, denn sie sind erst gefordert, wenn in der nächsten Woche die Wettbewerbe im Becken beginnen. Beide hatten bei der Olympia-Qualifikation in Berlin die Olympia-Norm nur knapp verpasst und versuchen nun, das Beste aus der Situation zu machen.
Immerhin meldet der europäische Schwimmverband LEN einen Teilnehmerrekord. Demnach werden in Ungarn 51 der 52 Mitgliedsnationen vertreten sein, so viele wie nie zuvor bei einer EM. Die Wettkämpfe sind die erste große internationale Meisterschaft auf dem Kontinent seit rund anderthalb Jahren. Und für viele Nationen sind sie ein wichtiger Zwischenschritt auf dem Weg nach Tokio.
Spiwoks auch im Becken stark verbessert
Für Jeannette Spiwoks persönlich dürfte die EM-Teilnahme trotz allem der Saisonhöhepunkt sein, den sie sich redlich verdient hat. „Sie hat sich im Becken und im Freiwasser stark verbessert“, lobt Nicole Endruschat, Cheftrainerin am Bundesstützpunkt in Rüttenscheid. „Diese EM-Qualifikation ist sicherlich für sie als Erfolg zu werten.“
Im Nachwuchsbereich hatte sich die frühere Bewohnerin des Sportinternats in Rüttenscheid schon einen Namen gemacht. 2016 holte sie mit dem deutschen Junioren-Team WM-Gold über die fünf Kilometer, ein Jahr später kam der EM-Titel hinzu, im Einzel wurde die Essenerin 2017 Vize-Europameisterin über die zehn Kilometer.
Elite will in Budapest Wettkampfpraxis sammeln
In der offenen Klasse wiederum gab es 2019 für Spiwoks im Becken jeweils DM-Bronze über 800 und 1500 Meter. Beim Freiwasser-Weltcup in Taipeh/Taiwan gelang ihr mit Rang fünf (zehn Kilometer) ein Achtungserfolg. „Sie wird es jetzt in Budapest nicht leicht haben“, ahnt Trainerin Endruschat, denn die Konkurrenz schickt wohl die besten Leute zum Lupa-See. Die Elite will vor den Sommerspielen Wettkampfpraxis sammeln, da wegen der Pandemie in der jüngeren Vergangenheit nur ganz wenige Rennen stattfanden.
Spiwoks, die schon 2020 für die Freiwasser-EM (ausgefallen) nominiert worden war, hat zuletzt mehrmals bewiesen, dass sie vielseitig ist und ihre Entwicklungskurve klar nach oben zeigt.
Überraschend EM-Norm unterboten
Bei einem Vergleich der Bundes- und Landeskader in Würzburg im Dezember blieb Spiwoks überraschend über 1500 Meter Freistil deutlich unter der EM-Norm. Bei der Olympia-Quali in Berlin verbesserte sie sich dann noch einmal über diese Distanz und schwamm dazu über 800 Meter Freistil persönliche Bestzeit.
In Budapest wird sie sich auf das offene Gewässer beschränken. „Über die fünf Kilometer könnte sie es in die erweiterte europäische Spitze schaffen“, glaubt Nicole Endruschat. Über 25 Kilometer hat Jeannette Spiwoks dann Premiere. Da heißt es, erst einmal zurechtzukommen, sich Rennen und Verpflegung einzuteilen. Schließlich wird sie fünf bis sechs Stunden unterwegs sein.