Essen. Kolumnist Uwe Strootmann ist nach der Niederlage in Ahlen und dem Remis bei RWO desillusioniert und wieder auf dem Boden der Tatsachen.
Den Abpfiff in Ahlen habe ich nicht mehr mitbekommen, da kurz vor Schluss aus dem Stream ausgestiegen. Wenn man so lange dabei ist, kann man durchaus schon mal ein Spiel „lesen“ und weiß, was noch passiert. Und so war dann auch der späte Siegtreffer für den Tabellenletzten die logische Konsequenz eines Spiels, welches man nie und nimmer hätte verlieren dürfen.
Schockzustand nach der RWE-Niederlage
Zu verlieren ist grundsätzlich überhaupt kein Problem, allein die Art und Weise hat mich aber in eine Art Schockzustand versetzt, in dem ich reflexartig und direkt alle eigenen sozialen Kanäle deaktiviert habe. Schließlich weiß man, was nach Niederlagen bei Twitter, Facebook & Co. Mannschaft und Umfeld an ungefilterter Wut ins Gesicht getippt wird. Derlei will ich nicht mehr lesen, dass aktuelle Spielgeschehen allein geht schon wieder auf die Gesundheit und das Gemüt.
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Der RWE als Blutdrucksenker vergangener Monate, dieses Rezept ist leider abgelaufen und wird, so wie es nach Samstag ausschaut, auch nicht mehr verlängert. Samstag gab es erneut in allerletzter Minute den Gegentreffer, diesmal erzielt vom Punkt aus. Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende am Oberhausener Mikrofon hatte endlich seinen Seelenfrieden und das verdiente Unentschieden für die Kleeblätter war gesichert.
Wiedergutmachung für düsteren Auftritt in Ahlen
Da auch die Dortmunder ihrerseits wie gewohnt drei Punkte mitgenommen hatten (was alle Befürworter von Zweitvertretungen im Profifußball sicher hochgradig erfreuen dürfte), war es das zunächst mit den großen Aufstiegshoffnungen unsererseits. Kein „Regenbogen am Horizont der Pandemie“ mehr, sondern eher wie die „Ever Given“ im Suezkanal. Zuzüglich dem kleinen Bagger sähe unser Meme dazu wohl wie folgt aus: Die „Ever Given“ = RWE, der Bagger = Aufstieg.
Dabei begann das Spiel in Oberhausen richtig gut für die Kicker aus Essen. Die erste Halbzeit wirklich eine angenehme Wiedergutmachung für den düsteren Auftritt in Ahlen. Aber da es dieser Tage zu oft bei einem eigenen Tor bleibt (wenn überhaupt), und hinten gegen Spielende andauernd das große Flattern beginnt, dann reicht es einfach nicht mehr für den flotten Dreier.
Die RWE-Fans und Verantwortlichen tun einem leid
Ein einziger Punkt ist zwar immer noch einer mehr als gar kein Punkt, aber damit gelingt leider kein Aufstieg. Das „It-Girl“ der Pokalsaion 20/21hat also seit dem Leverkusen Spiel an Glamour und vor allem an auswärtigen Erfolgen verloren. Das ist im doppelten Sinne schade, denn zum einen war RWE endlich wieder bundesweit in den Fokus all derer gerückt, die noch an gelebten Fußball glauben und möglichen Begegnungen wie zum Beispiel Waldhof Mannheim gegen Rot-Weiss Essen mehr entgegenfiebern, als die Auswüchse einiger im Business Fußball noch länger mitzumachen.
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Und zum anderen tut es mir außer für uns Fans auch für die Verantwortlichen und die Spieler selbst leid. Keiner hat den aktuellen Status Quo gewollt. Alle haben immer wieder betont, wie viel es einem jeden bedeuten würde, Rot-Weiss Essen endlich wieder auf die bundesweite Landkarte zu hieven. Alle haben dafür geackert. Dadurch kam kaum jemand in den vergangenen Monaten seit Bielefeld an unserem RWE vorbei.
Zeitweise das moderne Woodstock des Fußballs
Ein Stelldichein überregionaler Presse mit vielen wunderbaren, teils romantisch verklärten, Artikeln folgte Runde um Runde und Dreier auf Dreier. Wir waren zeitweise das moderne Woodstock des Fußballs, brachten Virtuosität und Leidenschaft eines Jimi Hendrix oder Joe Cocker auf und neben den Platz und Liebe in die Herzen der Fans.
Spätestens seit Samstag aber sind wir wieder auf dem Boden der regionalen Casting Show für die dritte Liga gelandet und schaffen es aktuell wohl kaum in den „Recall“. Neun Punkte: Immer noch machbar. Aber dazu müsste auch mal eine andere Mannschaft schwächeln!
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