Essen. Essener schlagen den TVB Stuttgart deutlich mit 27:20 (14:9). Zwei Debütanten rundeten den Abend ab, Keeper Lukas Diedrich war Garant.
Beim Tusem Essen hat es geknallt. Lange musste der Aufsteiger auf einen Sieg in der Handball-Bundesliga warten, nun hat er mit dem TVB Stuttgart zum ersten Mal in dieser Saison eine Mannschaft geschlagen, die nicht zur direkten Konkurrenz zählt. Das 27:20 (14:9) war für Trainer Jamal Naji aber keine Überraschung und längst überfällig.
Tusem hofft jetzt auf den Befreiungsschlag
„Ich predige seit 19 Spieltagen, dass wir irgendwann mal einen größeren Gegner schlagen. Das haben wir dieses Mal geschafft und ich hoffe, dass das jetzt ein Befreiungsschlag für uns ist", freute sich der 34-Jährige unmittelbar nach dem Sieg. Und auch sein Torhüter Lukas Diedrich spürte Euphorie: „Wir sind mega happy, dass wir gewonnen haben. Wir waren in den letzten Spielen immer so nah dran, haben so lange gut mitgehalten, aber es hat immer ein kleines Stückchen gefehlt. Dieses Mal haben wir uns einfach belohnt für die harte Arbeit."
Viggo Kristjansson erzielte nur drei Treffer
Der 20-Jährige war gegen den TVB Stuttgart einer der wichtigen Faktoren für den Sieg. Insgesamt 14 Paraden konnte Diedrich verzeichnen, fast die Hälfte der Abschlüsse auf sein Tor konnte er entschärfen. Aber auch seine Vorderleute erledigten ihre Aufgabe nahezu perfekt.
„Was Malte Seidel und Tim Zechel zusammen mit den anderen Jungs verteidigt haben, das ist bockstark“, lobte Trainer Naji. Nur 20 Gegentreffer gegen die Baden-Württemberger sprechen eine deutliche Sprache. Und wenn der beste Torjäger der Liga, Viggo Kristjánsson, nur auf drei Treffer kommt, dann muss vieles gut funktioniert haben. An diesem Abend sollte der Tusem einfach nicht zu schlagen sein.
Viele Abspielfehler bei den Gästen
Stuttgart biss sich immer wieder die Zähne an der flinken und kompakten Defensive der Essener aus. Zudem erlaubten sie sich viele Abspielfehler und ungenaue Abschlüsse, was der Tusem dankend annahm. Sicherlich war es aus Sicht des Aufsteigers gut, dass TVB-Torwart und Nationalspieler Johannes „Jogi“ Bitter kurz vor der Partie passen musste. Mit dem erfahrenen Schlussmann dürfte es schwieriger geworden sein, wobei auch sein Vertreter Primoz Prost einen starken Job machte und 13 Paraden verzeichnen konnte. Doch er war der einzige Stuttgarter in Normalform, der Rest der Mannschaft erlitt einen Totalausfall.
Tusems Selbstvertrauen wuchs von Minute zu Minute
Der Tusem war nicht zu bremsen, spielte sich den Frust von der Seele und lief einen erfolgreichen Angriff nach dem nächsten. Dimitri Ignatow, Noah Beyer oder Eloy Morante waren vor dem Tor eiskalt und versenkten die Bälle ohne Rücksicht auf Verluste. Die Essener waren auch neben der Platte emotional voll auf der Höhe und bejubelten jede gute Aktion. Das Selbstvertrauen wuchs von Minute zu Minute und sorgte dafür, dass der Tusem seine verunsicherten Gäste aus Baden-Württemberg überrollte.
Beim TVB Stuttgart lagen die Nerven mitunter blank
Beim TVB lagen die Nerven zwischenzeitlich blank. So geigten sich Rückraumspieler Dominik Weiß und Trainer Jürgen Schweikardt lautstark die Meinung – sinnbildlich für diesen Abend, bei dem aus Stuttgarter Sicht nichts funktionierte.
Auf der anderen Seite freute sich der Tusem über gleich zwei Erstliga-Debütanten. Christopher Wolf, kurzfristig vom Drittligisten Longericher SC ausgeliehen, sammelte erste Minuten im Handball-Oberhaus. Ebenso wie Eigengewächs Nils Homscheid, der in der 55. Minute lässig einen Siebenmeter verwandelte und schließlich mit dem 27:20 in letzter Sekunde zum Endstand traf. Auch das war sinnbildlich: beim Tusem sollte an diesem Abend einfach alles nach Plan laufen – zum Teil war es aber auch besser, als es der Plan vorsah.
Der Tusem-Sieg in Zahlen und Fakten
Tusem: Bliß, Diedrich; Beyer (6/1), Rozman (2), Durmaz, Homscheid (2/1), Becher, Ignatow (6), Müller (2), Firnhaber (4), Seidel, Morante (4), Klingler, Wolf, Ingenpaß, Zechel (1). Stuttgart: Prost, Rica-Kovac; Häfner (1), Weiß (2), Faluvegi (2), Schulze, Röthlisberger (1), Nicolaus, Zieker (4), Müller (3), Pfattheicher (1), Peshevski (2), Kristjánsson (3/1), Wieling (1).
Siebenmeter: 2/5 – 1/1.
Strafminuten: 0 – 2.
Schiedsrichter: Heine (Wendeburg)/ Standke (Ronnenberg).
Spielfilm: 2:2 (5.), 3:4 (10.), 5:5 (15.), 8:6 (21.), 11:7 (25.), 14:9 (30.) – 17:10 (35.), 19:12 (40.), 22:13 (45.), 23:15 (50.), 24:17 (55.), 27:20 (60.).
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