Essen. Zwei Standardtore nach Eckbällen innerhalb von zwei Minuten erlösen RWE beim 4:0-Sieg über Gladbach nach einer zähen ersten Hälfte.
4:0-Sieg gegen die U23 von Borussia Mönchengladbach - standesgemäß, sagt man wohl. Der RWE-Fan liest das Ergebnis und macht einen Haken auf dem Spielkalender. Doch wer die 90 Minuten live oder beim Streaming-Anbieter verfolgte, der weiß, dass es bis zum Einfahren der Drei-Punkte-Ernte eine hübsche Anstrengung war.
Die zweite Hälfte konterkarierte nämlich das Geschehen der ersten 45 Minuten, in denen es aus rot-weisser Sicht bis auf ein vertändeltes Anspiel im Strafraum von Isaiah Young (5.) und einen abgeblockten Schuss von Stürmer Simon Engelmann (13.) sehr wenig zu bestaunen gab. Der Rest war viel Langeweile und das Auslaufen schwerer Beine vom Gipfelduell am Mittwoch.
Die Gladbacher achteten auf Ali Hahn
Und dann kam die Szenerie von der 57. bis 59. Minute, nach der sich jeder der Anwesenden fragte: So einfach geht Fußball? Ja, manchmal schon. Ecke von rechts von Kevin Grund, Kopfball Marco Kehl-Gomez in die linke Ecke, 1:0. Und weil es so schön war, das Gleiche schnell nochmal: 2:0. Der Depp des Tages war gekürt: Der zugeteilte Gegenspieler vom RWE-Kapitän.
Der freute sich nachher natürlich diebisch über den geglückten Coup: "Bei meinen beiden Toren haben die Gladbacher Ali Hahn komplett in Manndeckung genommen, so hatte ich wenigstens ein bisschen Anlauf." Und die zweite Kopie war abgesprochen: "Kevin und ich haben uns gesagt, komm, wir versuchen es nochmal, und es hat doch tatsächlich noch einmal funktioniert", freute sich der Schweizer diebisch.
Kehl-Gomez nun zweitbester RWE-Torschütze
Kehl-Gomez ist mit seinen sechs Toren nun nach Engelmann (21) zweitbester Torschütze in der vereinsinternen Liste - was natürlich nicht unbedingt für seine Nebenleute im Sturm spricht. Aber ein Doppelpack, so staunte er selbst, war in der Karriere des bulligen und laufstarken Defensivspezialisten noch nie darunter.
Aber auch der Kapitän vergaß nach dem glücklichen Ausgang nicht die knifflige Situation, als Justin Steinkötter direkt vor der Pause halblinks alleine auf Torhüter Davari zulief, aber die lange Ecke verfehlte. "Heute war Gladbach ziemlich mutig, da haben wir auch Glück gehabt", bekannte Kehl-Gomez, dessen Sorgenfalten sich spätestens nach seinen beiden Toren glätteten: "Wie abgezockt wir es danach gespielt haben, dafür ein großes Lob an die Mannschaft."
Grote und Condé harmonieren im Mittelfeld
Ein großes Lob verteilte anschließend RWE-Trainer Christian Neidhart auch an seine Schaltstelle im Mittelfeld: Der seit Wochen in bestechender Form auftretende Dennis Grote und Amara Condé, Torschütze zum 4:0, harmonierten hervorragend. Dass der nun schon 34jährige Grote trotz der Strapazen zum unverzichtbaren Marathon-Mann mutiert, erstaunt viele, aber nicht den Coach: Der hat immer die Power, die Spiele durchzuspielen, das hat er schon gegen Dortmund sehr gut gemacht, er ist total wichtig für unsere Mannschaft." Und mit dem typischen Neidhart-Humor: "Aber der wiegt ja auch nur 50 Kilo - der ist topfit."
Die RWE-Bank rastete aus
Einziger Wermutstropfen (oder doch nicht?) dieser Partie war die fünfte Gelbe Karte für Daniel Heber, mit dem "der Unausspielbare" in der RWE-Innenverteidigung beim Auswärtsspiel in Ahlen am Mittwoch einmal zwangspausieren muss. Die komplette RWE-Bank rastete beim Gelben Karton aus und musste vom Linienrichter scharf gemaßregelt werden, doch wenn man nach der Partie sich bewusst gemacht hat, dass Heber damit beim wichtigen Auswärtsspiel in Oberhausen dabei sein kann, sollte sich der Rauch schnell verzogen haben.
Felix Weber ersetzt den gesperrten Daniel Heber
Einen Ersatzmann dürfte Trainer Christian Neidhart auch schon ausgeguckt haben: Felix Weber, der Neuzugang der Münchner Löwen, zur Zeit im Unruhestand. "Das wird so sein, Felix wird seine Chance bekommen, er hat ja lange genug drauf warten müssen", so der Coach.
An der Zielrichtung in Ahlen ändert das natürlich nichts, der erste Auswärtssieg in diesem Jahr soll her, das 1:1 der Dortmunder in der letzten Woche dient aber als mahnendes Beispiel. Neidhart: "Gegen uns haben alle immer ein bisschen mehr im Tank und reißen sich ein Bein aus. Es bleibt weiter eng, wir müssen weiterhin jedes Spiel gewinnen, einfach weiter im Bayern-Style."
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