Essen. Fast schon ein Jahr lang haben Essener wegen Corona keine Rennen mehr bestritten. Nicht optimal, aber im April müssen sie liefern.

Der Lockdown ist noch einmal verlängert worden. Und auch im Sport stellt sich die bange Frage: „Wie soll das alles noch funktionieren?" Die Saison 2020/21 könnte jedenfalls in vielen Disziplinen einen simplen Eintrag bekommen: abgebrochen oder ausgefallen. Auch für die Schwimmer war 2020 ein Jahr zum Vergessen, doch für sie ist es immer weitergegangen. Die Asse der Startgemeinschaft Essen (SGE) dürfen zumindest hoffen, dass sich alles einigermaßen wieder richtet.

Die Olympischen Spiele in Tokio, die im vergangenen Sommer wegen der Pandemie ausgesetzt wurden, sollen in diesem Sommer nachgeholt werden. Ansporn genug, sich weiterhin im Training zu quälen. Aber normal war es nicht mehr ab dem Zeitpunkt, als im März die Uhren erstmals angehalten wurden.

Fünf Asse von der SG Essen wollen zu Olympia

Die Türen des Schwimmzentrums in Rüttenscheid waren zunächst gemäß Corona-Schutzverordnung geschlossen, bis klar war, dass man nicht nur die Sport-Profis gewähren lässt, sondern auch die Kader-Athleten an den Bundesstützpunkten, von denen ja einige wenige möglicherweise die deutschen Farben bei Olympia vertreten werden.

Von der SGE haben Lisa Höpink, Kathrin Demler, Damian Wierling, Poul Zellmann und Max Pilger Chancen, dabei zu sein. Marius Kusch, der in den USA in San Diego trainiert, hat das Ticket nach Tokio bereits sicher.

Anspruch hat sich nicht geändert

Dass das Event der fünf Ringe wegen der Infektionsgefahr abgeblasen würde, war lange Zeit unvorstellbar, weil dort auch ungeheuer viel Geld mit im Spiel ist. Doch es passierte tatsächlich. „Ich habe mich schon darüber geärgert“, erinnert sich Lisa Höpink, die sich damals zwar noch qualifizieren musste, aber sich mindestens einen Staffelplatz im Olympia-Team ausgerechnet hatte. Und dieser Anspruch hat sich nicht geändert.

„Es lief damals sehr gut im Training, ich war schnell und ich hatte das Gefühl, das könnte echt was werden.“ Die Enttäuschung bei Höpink saß tief, aber der Motivation hat es offenbar nicht geschadet. „Lisa hat in der Zeit noch einmal einen Schritt nach vorn gemacht“, lobt Nicole Endruschat, Cheftrainerin am Essener Bundesstützpunkt. Überhaupt ist sie mit dem Leistungsstand ihrer Olympia-Kandidaten zufrieden.

An der Uni lief es ganz gut

Nun also der zweite Anlauf. Und der ist für alle Beteiligten ebenso gewöhnungsbedürftig wie vieles im Leben mit Corona. "Und die Diskussionen, ob die Spiele nun in diesem Sommer tatsächlich stattfinden werden, beschäftigt natürlich auch alle", weiß Endruschat.

„Wir haben versucht, das Beste daraus zu machen“, blickt Lisa Höpink zurück auf die vergangenen Monate. Was blieb ihnen auch anderes übrig? An der Uni lief es für 22-jährige angehende Wirtschaftspsychologin eigentlich „ganz gut“. Sie sei nicht so viel unterwegs gewesen, habe das Online-Angebot genutzt, „und nach den Spielen kann ich nun meine Bachelor-Arbeit ganz entspannt zu Ende schreiben".

Keine Gelegenheit, Wettkampfhärte zu bekommen

Sportlich war die Zeit komplizierter. Immer nur im Rüttenscheid trainieren, kein Trainingslager, keine Rennen oder Titelkämpfe, kaum Abwechslung, keine Gelegenheit, sich Wettkampfhärte zu holen und sich dabei zu Höchstleistungen zu puschen. „Gerade als Sprinter brauchst du den Wettbewerb, um schnell zu sein“, sagt Höpink, die wie ihr Teamkollege Damian Wierling auf den 100 Metern (Freistil, Schmetterling) zu Hause ist.

Am Bundesstützpunkt in Rüttenscheid versuchte man Wettkampf-Atmosphäre zu schaffen. Die große Anzeigetafel wurde aufgehängt und Rennen innerhalb der Trainingsgruppe angesetzt. „Da musste ich sogar auch mal gegen die Jungs schwimmen“, schmunzelt Höpink. Bei einem Test unter Wettkampfbedingungen war sie im Dezember schneller als im Januar 2020.

Im April öffnet sich nun das Qualifikationsfenster für Tokio. Und egal, wie widrig mitunter die Vorbereitung gewesen sein mag, dann müssen die SGE-Asse liefern, um sich den Traum von Olympia zu erfüllen.

Blick auf die Qualifikationstermine

Fest steht inzwischen, dass es in Deutschland im April vier Meetings geben wird, bei denen sich die Athleten für die Olympischen Spiele qualifizieren können: Den Auftakt macht Würzburg (3./4. April), es folgt Magdeburg (9.-11. April) sowie anschließend zeitgleich das German Trial in Berlin (16.-18.) sowie die NRW-Meisterschaften in Dortmund (17./18.).

SGE-Asse werden auf jeden Fall in Berlin starten

„Wir werden auf jeden Fall in Berlin schwimmen“, sagt Cheftrainerin Nicole Endruschat. Im dortigen Europasportpark, wo die Deutschen Meisterschaften zu Hause sind, seien die äußeren Bedingungen optimal, das Becken gilt als schnell und das Hygienekonzept lasse sich dort in der großzügigen Halle super umsetzen. „Und wenn man dort startet, weiß jeder, jetzt geht es um was, weil man diese Halle mit Meisterschaften verbindet“, beschreibt Endruschat den hohen Motivationsfaktor.

Eine Woche zuvor wollen die SGE-Asse allerdings im holländischen Eindhoven antreten, die Bestätigung des Ausrichters steht aber noch aus. „Wenn das nicht klappen sollte, gehen wir Magdeburg“, so Endruschat.

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