Essen. Essener sind nach starker Hinrunde ungeschlagen und Wintermeister in der Regionalliga. Doch gegen Wegberg-Beeck war es auch zum Haare raufen.

Für den emotionalen oder die emotionale Betrachter*in der Partie von Rot-Weiss Essen gegen den Aufsteiger FC Wegberg-Beeck wäre eine Frisur ohne Haare im Laufe der etwas über 90 Minuten die bessere Wahl gewesen. Schließlich war es eine Begegnung zum Haare raufen, hielt man es mit den Kickern vonne Hafenstraße.

Alternativ würde auch der Begriff „Zitterpartie“ das Gesehene gut umschreiben. Der Gast aus Wegberg begann das Spiel gegen den ungeschlagenen Tabellenführer in etwa so, wie der bisher ungeschlagene Tabellenführer zumeist seine Spiele zu beginnen pflegt: Hinten werden die Schotten dicht gemacht und vorne hält man den Schlappen drauf. Das hat den RWE dermaßen verwirrt, so dass es unter gütiger Mithilfe eines Fehlpasses schnell null zu eins stand.

Irgendwann trifft halt der Engelmann

Bisher war es nun immer so, dass auch ein schneller Rückstand die Mannen um Christian Neidhart nicht zu verunsichern wusste. Man spielt einfach seinen Stiefel weiter und irgendwann trifft dann halt der Engelmann. Vergangenen Samstag war diese Gleichung aber minutenlang außer Kraft gesetzt. Zu ungenau das eigene Spiel, zu aufmüpfig der Gegner. Und so dauerte es bis zur 23. Minute, ehe jener bereits zitierte Simon Engelmann einmal mehr zur richtigen Zeit am richtigen Ort war und via Kopf den Ausgleich erzielen konnte.

Bereits vier Minuten später wurde der Essener Torschütze vom Dienst im Strafraum zu Fall gebracht und rächte sich dafür höchstselbst mit der 2:1-Führung vom Elfmeterpunkt aus. Die Emotionen und augenscheinliche Freude über eigene Tore war auch diesmal wieder relativ sparsam. Er nimmt die Dinger halt so hin.

Die große Freude bleibt zur Pause aus

Zur Pause also eher ein „Mann, Mann, Mann“ als große Freude. Man wurde das Gefühl nicht los, dass das, was irgendwann eintreten wird, ausgerechnet im letzten Ligaspiel vor Weihnachten passieren würde. Der Tabellenführer (das ist so schön, das möchte man eigentlich nur schreiben) hatte echt alle Hände und Füße voll zu tun, um das Spiel irgendwie in die richtige Richtung zu lenken. War da schon Fortuna mit im Bunde? Wir werden es nicht erfahren, die Psychologie der Fußballer ist schließlich eines der großen Mythen überhaupt.

Erfahren mussten wir nach der Halbzeit leider eine weitere eigene Unachtsamkeit, die den Ausgleich mit sich brachte. Ebenfalls durch einen Elfmeter. Die Kräfte der Wegberger schienen nun glücklicherweise jedoch nicht mehr ganz frisch zu sein, auch wenn sie für Schalke 04 wohl noch locker gereicht hätten. Zudem nach einer Notbremse nur noch zu zehnt.

50 Punkte - das war noch einmal echt Maloche

Unser RWE kam also mit fortschreitender Spieldauer vermehrt zu guten Chancen, die bisweilen so versemmelt wurden, so dass wir wieder bei der Metapher „zum Haare raufen“ wären. Selbst der Engelmann zeigte hier bisweilen Emotionen.

Zwischendurch setzten alle Rot-Weissen trotzdem immer wieder starke kämpferische Akzente oder zeigten wie „Isi“ Young ein feines Solo, bei welchem selbst Han Solo vor Neid verblassen dürfte. Auch wenn das ungekrönt blieb! Es war dann einmal mehr Chefstratege Dennis Grote, der mit einem feinen Pass Cedric Harenbrock in Position zu bringen wusste, so dass dieser die erneute Führung und den schlussendlichen Siegtreffer zum 3:2 erzielen konnte.

Das war echt Maloche, sich diesen 50. Punkt gutschreiben zu lassen. Nach dem Zwiebelpokalsieg nun mit der Wintermeisterschaft einen weiteren Titel für die Ewigkeit geholt. Wir sollten nun nicht zu hart mit denen ins Gericht gehen, die aussichtsreich daneben getroffen haben. Vielleicht erzielt einer von ihnen schon Mittwoch das entscheidende Tor im Pokal gegen Fortuna Düsseldorf.