Essen. Regionalliga-Spitzenreiter gewinnt Heimspiel gegen 1. FC Köln II mit 3:1. Doch Trainer Neidhart sieht bei Chancenverwertung noch Luft nach oben.

Im Westen nichts Neues. Regionalliga-Spitzenreiter Rot-Weiss Essen hat seine Hausaufgaben mit dem 3:1 (2:0)-Heimsieg gegen den 1. FC Köln II relativ komplikationslos erledigt und bleibt unbesiegt. Der direkte Konkurrent Borussia Dortmund II wiederum gab sich zu Hause beim 5:1 gegen SV Straelen keine Blöße. Somit bleiben die beiden Top-Teams der Liga auch die Titelanwärter Nummer eins.

Man will ja nicht unken, aber sollten RWE und BVB weiterhin so beständig punkten, könnte am Ende möglicherweise sogar die Tordifferenz über den Aufstieg entscheiden. Und in dieser Hinsicht haben sich die Schwarz-Gelben an diesem Spieltag einen weiteren minimalen Vorteil gegenüber RWE verschafft. Aber man sollte da auch nicht zu weit nach vorne blicken, es ist ja nicht einmal Halbzeit.

So haben sie gespielt

Rot-Weiss - 1. FC Köln II 3:1 (2:0)

RWE: Davari - Plechaty, Heber, Hahn, Grund - Grote - Young (71. Endres) , Harenbrock (84. Neuwirt), Kehl-Gomez (79. Condé), Kefkir - Engelmann (81. Platzek).

Schiedsrichter: Dardenne.

Tore: 1:0 Kehl-Gomez (33.), 2:0 Kefkir (40.), 2:1 Obuz (70.), 3:1 Grote (73.).

Rot-Weiss Essen will gleich Hausordnung festlegen

„Erst einmal bin ich absolut zufrieden, weil ich wusste, was uns erwartet. Es war ein schweres Spiel“, meinte RWE-Trainer Christian Neidhart. Die Qualität der Rheinländer war auch auf dem Spielberichtsbogen zu lesen. Sie boten unter anderem den erstligaerfahrenen Christian Clemens auf, der allerdings nicht sonderlich auffiel, sowie die beiden U19-Nationalspieler Tim Lemperle und Marvin Ayhan Obuz. Der junge „Effzeh” hat sich mit Konstanz und guten Ergebnissen im oberen Tabellendrittel festgesetzt und gilt als unangenehm.

Die Gastgeber wollten zwar gleich von Beginn an die Hausordnung festlegen, doch der Gegner mischte munter mit und störte früh. So richtig kam der Spitzenreiter nicht in Schwung, erlaubte sich auch einige Ballverluste. Das Kölner Umschaltspiel funktionierte, so dass die Gäste in den ersten 30 Minuten fast schon gefährlicher wirkten. Allerdings waren sie ziemlich schlampig beim letzten Pass und verbauten sich damit selbst die durchaus aussichtsreiche Lage. „Wir laufen fünfmal in Richtung gegnerisches Tor und kommen nicht zum Abschluss“, mäkelte Kölns Trainer Mark Zimmermann.

Der Essener Cedric Harenbrock ist vor Lukas Nottbeck am Ball.
Der Essener Cedric Harenbrock ist vor Lukas Nottbeck am Ball. © Thorsten Tillmann

Gastgeber tun sich anfangs schwer

Nur ein Beispiel: Als Lemperle völlig allein auf Torhüter Davari zulief, eilte Heber heran und provozierte einen Querpass ins Nirwana (23.). Eine wirklich gute Chance besaß Köln in der ersten Hälfte jedenfalls nicht. Gleichwohl erkannte Essens Oguzhan Kefkir: „Wir haben uns am Anfang schwer getan, sind dann aber besser geworden und hatten es größtenteils im Griff.“

Das erste Ausrufezeichen setzte Kevin Grund nach einer halben Stunde mit einem strammen Schuss aus zwölf Metern, doch Kölns Torhüter Julian Krahl boxte den Ball aus dem kurzen Eck. Drei Minuten später war’s passiert. Kefkir zog den Ball scharf vom Strafraum-Eck vors Kölner Tor, Kapitän Marco Kehl-Gomez grätschte hinein und schob den Ball über die Linie zum 1:0.

Vorbote der fahrlässigen Chancenverwertung

Als Cerdic Harenbrock Simon Engelmann bediente, tauchte dieser frei vor dem gegnerischen Tor auf. Eigentlich hätte es da schon 2:0 heißen müssen, doch diesmal verzog der Torjäger, was selten genug ist bei ihm (39.). Es war ein Vorbote der fahrlässigen Chancenverschwendung in Hälfte zwei.

„Ich bin nicht zufrieden, weil wir zu wenig aus den Möglichkeiten gemacht haben“, sagte Neidhart später. Das sei der einzige Vorwurf, den er seiner Mannschaft an diesem Tag machen könne. Es sei zwar nörgeln auf hohem Niveau, „aber darüber ärgere ich mich. Der Sieg hätte deutlicher ausfallen müssen“.

Ballverlust in der Vorwärtsbewegung

Zum Glück hatte sich der Gastgeber eine gewisse Sicherheit erarbeitet. Als die Kölner in der Vorwärtsbewegung den Ball abgaben, waren sie entsprechend unsortiert. Kehl-Gomez hebelte die Deckung mit einem schönen Pass auf Young aus, dessen Hereingabe vollendete Kefkir am langen Pfosten und hämmerte den Ball zum 2:0 (40.) unter die Latte. Die Führung zur Pause war da noch ein Beleg für die Effektivität der Rot-Weissen, die sie aber später vermissen ließen.

Gleichwohl wertete Kölns Coach Zimmermann die Partie als Anschauungsunterricht für seine Jungs. „Wir haben Lehrgeld gezahlt. Beim letzten Pass vor dem Tor, in der Verwertung und Überzeugung ist diese Mannschaft top “, lobte er den Kontrahenten. Allerdings war sein Team durchaus mit etwas mehr Entschlossenheit aus der Kabine gekommen. „Wir haben um das Gegentor gebettelt,“, interpretierte Neidhart diese Phase. „Da waren wie nicht so stabil, wie wir es gewohnt sind. Wir haben uns aber schnell gefangen und wieder spielerische Linie hineinbekommen.“

Weitaus bessere Chancen auf dem Fuß

Als Plechaty den Ball im Strafraum vertändelte, reagierte Davari noch glänzend gegen Obuz (63.). Dann aber hatte der Keeper gegen Zorn das Nachsehen, der die Kugel über die Linie zum 1:2 (70.) stocherte. Die Entscheidung ließ aber nicht lange auf sich warten. Kölns Voloder sah Gelb-Rot nach einem Foul an Young, den fälligen Freistoß beförderte Grund in den Strafraum, wo Grote mit dem Rücken zum Tor, irgendwie aus der Drehung den Ball in den Winkel setzte zum 3:1 (73.). Sensationell und schwer umzusetzen. Da hatten seine Mitspieler weitaus bessere Chancen auf dem Fuß. Gleichwohl meinte Zimmermann anerkennend: „Sie haben es dann cool heruntergespielt.“