Essen. Der 2:0-Erfolg im Halbfinale des Niederrheinpokals beim Oberligisten TVD Velbert ließ aber noch Luft nach oben, vor allem in Hälfte eins.
Haken dran, Pokalaufgabe erfüllt: So lautete wohl das Fazit bei Rot-Weiss Essen, als man nach dem am Ende verdienten 2:0 (0:0)-Erfolg beim Oberligisten TVD Velbert einen geschlossenen Kreis bildete und sich um die Hüften fasste, während die Gastgeber freundlicherweise vom Band „Adiolé“ ertönen ließen. Finale daheim also mit Essener Beteiligung, wenn die Rot-Weissen schon am Samstag den 1. FC Kleve (14.45 Uhr, ARD) erwarten. Auf Naturrasen, vor Fernsehkameras – was wohl eine gänzlich andere Atmosphäre schaffen wird.
Aber vielleicht war der Ausflug auf die bescheidene Sportanlage in Velbert-Birth auch ein Schuss vor den Bug aller RWE-Enthusiasten, die nach den Vorbereitungsspielen und bei Betrachtung des üppigen Kaders schon wieder von einem Selbstläufer zum Aufstieg aus der Regionalliga träumen. Gegner wie den tapfer kämpfenden TVD, der die Räume eng machte, solange es 0:0 stand, werden die Rot-Weissen in ihrem Liga-Alltag wohl öfter zu knacken haben. „Velbert hat es uns richtig schwer gemacht, das ist eine gute Oberliga-Mannschaft. Erst nach dem 1:0 bekamen wir mehr Räume, am Ende des Tages haben wir die Arbeit seriös erledigt“, bilanzierte RWE-Trainer Christian Neidhart die am Anfang mühsame Partie.
Große Chance zur Führung vor der Pause
Der Favorit hätte es sich leichter machen können, wenn er die beiden dicken Chancen in Halbzeit eins konsequenter genutzt hätte. Allen voran Joshua Endres, der nach prima Vorarbeit und Flanke von Oguzhan Kefkir nur noch die Innenseite hätte hinhalten müssen, stattdessen drosch er die Kugel aus kurzer Entfernung über die Latte, direkt vor dem Pausenpfiff. In der Halbzeit fasste der RWE-Coach eine folgenschwere Entscheidung: „Erst wollten wir im Angriff etwas ändern, aber dann haben wir uns doch entschieden, die Partie noch zehn Minuten unverändert laufen zu lassen.“
Es war der Glücksgriff der Partie, denn ganze 24 Sekunden benötigte Endres, um seinen Lapsus aus Hälfte eins wieder gutzumachen. Herrlich im Strafraum freigelaufen, erwischte er die noch tiefschlafende TVD-Abwehr auf dem falschen Fuß und schob cool zum 1:0 ein. „Das war der Dosenöffner, danach hatten wir die Räume, das hätten wir schon früher haben können“, so Neidhart, der am Tag danach bei der Video-Analyse zu allem Überfluss noch feststellen musste, dass ein Tor von Neuzugang Simon Engelmann in der Anfangsphase irrtümlich wegen Abseits nicht anerkannt wurde.
Mit Platzek und Condé kam mehr Wums
Nach der Führung und den Auswechselungen – Platzek und Condé für Dorow und Grote – kam auch endlich mehr Wums in die Angriffsbemühungen. „Am Ende hätten wir bei konsequenterer Chancenausnutzung noch höher gewinnen müssen“, stellte Neidhart fest. So reichte es nur noch zum 2:0 durch Engelmann, der nach schöner Kombination über Platzek und Neuzugang Plechaty lässig vollendete (83.). Die nie aufsteckenden Velberter hätten drei Minuten vor Ende die Partie fast noch einmal scharf gestellt, aber der lange Maik Bleckmann brachte aus drei Metern nach einer Ecke den Ball nicht im Tor unter. Es war die einzig wirklich brenzlige Situation für die RWE-Abwehr.
Enorme Qualität kommt von der Bank
Am Ende des Tages bilanzierte nicht nur die sportliche Führung, dass bei der Leistung noch viel Luft nach oben ist. Der RWE-Coach fand die rechte Außenseite mit Plechaty und Endres noch verbesserungswürdig, besonders die großen Abstände zwischen den beiden mokierte er: „Da hat man gesehen, dass auf der anderen Seite Kevin Grund und Kefkir schon eingespielter sind.“ Erfreulich für Neidhart: „Die Einwechselungen haben sich alle ausgewirkt, auch Herzenbruch und später Adetula waren gleich drin im Spiel.“ Das große Plus wohl in dieser Saison: „Wir haben auf der Bank eine enorme Qualität, da schauen die Jungs schon genau hin, was auf dem Feld passiert“, so der Coach. Und da werden einige in der ersten Halbzeit wohl schon mit den Stollen gescharrt haben….