Essen. Kolumnist Uwe Strootmann freut sich über die klare Zielsetzung und erinnert an den Todestag der Vereinslegende Günter Barchfeld vor einem Jahr.

Es geht schon wieder los. Dabei ist es ja noch nicht einmal richtig vorbei, fließen doch die finalen Spiele im Niederrheinpokal mit in die Saisonvorbereitung ein. Aber abgesehen davon, war es fast wie immer vor einer ersten Trainingseinheit für die kommenden Saison. Leider aber auch weiterhin nur „fast“, denn die erste Trainingseinheit fand nicht nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, auch die Fotografen mussten wohl die Teleobjektive an die Kamera schrauben, um der Mannschaft zwecks obligatorischer Fotos einigermaßen nahe zu sein.

Bei der Vorstellung ging es diesmal geerdeter zu

Da es für die kommende Saison im Verhältnis zum vergangenen Jahr nicht viele neue Rot-Weisse zu begrüßen galt, passten trotz der Abstandsregelung alle gut auf ein Foto. Hinzugekommen ist mit Felix Schlüsselburg noch ein weiterer Spieler. Gerade einmal 19 Jahre jung, bringt Felix Schlüsselburg schon eine Deutsche Meisterschaft mit dem BVB (B-Jugend Meister 2018) als sportlichen Erfolg in seiner Vita mit.

Christian Neidhart seinerseits hat nicht nur die ersten Trainingseinheiten mitgebracht, sondern auch seine Vorstellung als neuer Trainer im Rahmen einer Pressekonferenz absolviert. Im Vergleich zur Vorstellung vor der letzten Saison ging es etwas geerdeter zur Sache, stand diesmal nicht der große Name im Vordergrund, sondern neben dem Menschen Neidhart auch seine Pläne mit der Mannschaft. Meisterschaft und Aufstieg. Ziel somit formuliert.

Der zweite Platz wäre nicht als Erfolg zu werten

Nicht, dass das Ziel ein ganz neues ist, aber so klar wurde es in den letzten Jahren dann doch nicht vom Verein kommuniziert. „Oben mitspielen und gucken, was geht“, weicht nun der klaren Zielformulierung. Das hat den Vorteil, dass die Fronten direkt zu Saisonbeginn ohne Ausrede abgesteckt sind. Nachteilig natürlich, dass am Ende auch der zweite Platz nicht als Erfolg gewertet wird. Aber auch aus der Mannschaft kommen die entsprechenden Signale, diese Saison zur vorerst letzten in der Regionalliga werden zu lassen. Sie können allesamt Helden werden.

Kein Held im eigentlichen Sinne, aber nichts weniger als die Seele der Hafenstraße war über viele Jahrzehnte Günter Barchfeld. Am vergangenen Sonntag jährte sich das erste Mal sein Todestag. Jemand wie Günter Barchfeld konnte uns nur am 19.07. verlassen, um gemeinsam bei Opa Luscheskowski mit den Engeln und mit dem lieben Gott über Rot-Weiss Essen zu singen. Im zarten Alter von zwölf Jahren durfte Günter erstmalig seine Rot-Weissen auf eine Auswärtsfahrt im Jahre 1946 begleiten. Die hinterste Reihe im Mannschaftsgefährt damals sein Platz.

Auch am Tag es größten Triumphs im Niedersachsenstadion

Natürlich war er auch am Tage des bisher größten Triumphes im Stadion. Anhand der Luftaufnahme konnte „Dicken“ (wie er stets von seinem Vater genannt wurde) noch genau zeigen, wo er und seine Freunde an diesem geschichtsträchtigen 26. Juni 1955 im Niedersachsenstadion gestanden haben. Nur auf die Frage, wo er die anschließende Nacht verbracht hatte, wusste er keine wirkliche Antwort. Irgendwann am Folgetag waren er und seine Kumpels zurück in Essen. Fast zeitgleich mit der Mannschaft. Aber das versteht sich bei einem wie Günter Barchfeld ja fast von selbst.

Neben vielen Anekdoten am Rande unseres Gespräches 2017 erzählte er unter anderem auch davon, dass in seiner Nachbarschaft in Essen mindestens 95,5% Schalker leben. „Aber, man kann mit ihnen sprechen, es gibt mit den Leuten keine Probleme.“ Schalker auch unter Tage sein täglich Brot. Man einigte sich stets: Spielte RWE an der Hafenstraße, hatte Günter frei. Spielten die Blauen in der Glückauf Kampfbahn, eben der Kollege. Schöne Zeiten waren das.