Es fühlte sich irgendwie seltsam an. Mit 0:3 hatte die SGS Essen das Pokalfinale gegen brutal effektive Frankfurterinnen verloren. Natürlich kullerte die eine oder andere Träne. Der große Traum blieb unerfüllt. Doch bei aller Enttäuschung, die Köpfe der Spielerinnen blieben oben. Fast fragend schauten sie sich an. „Ich kann mich doch nicht über eine Niederlage freuen“, schilderte Sara Doorsoun. Bevor sie hinterherschob: „Aber auf das, was wir insgesamt erreicht haben, können wir stolz sein.“
Die Essener Fans hatten ein gutes Gespür für die Gemütslage „ihrer“ Spielerinnen. Sie riefen sie zu sich. Um sie zu feiern. Trotz Niederlage. Passend dazu ertönte aus den Boxen Andreas Bouranis aktueller Hit „Auf uns“, deren ersten Textzeilen es besser nicht hätten treffen können: „Wer friert uns diesen Moment ein? Denkt an die Tage, die hinter uns liegen. Besser kann es nicht sein.“ Die SGS hat eine grandiose Pokalsaison hingelegt. Sie hat mit dem Finaleinzug Vereinsgeschichte geschrieben. Mehr war nicht drin.
Mehr war nicht drin
Die Hoffnungen auf ein Happy End schwanden bereits nach zwei Minuten. Die Schönebeckerinnen standen noch gar nicht richtig auf dem Platz, da verpasste ihnen der Favorit gleich die eiskalte Dusche: Kerstin Garefrekes hatte sich im Rücken von Essens Sabrina Dörpinghaus davongestohlen, schickte Lira Alushi steil, die legte vor für die im Rückraum positionierte Kozue Ando. 0:1 nach kaum mehr als 180 Sekunden.
Aber SGS-Trainer Markus Högner konnte dem frühen Rückstand etwas Positives abgewinnen. Denn so zog sich Frankfurt erst einmal überraschend weit zurück. Das nutzte die SGS, um die eigene Anfangsnervosität abzulegen. Denn die war dem Großteil der Essenerinnen deutlich anzumerken. Was aber auch verständlich ist: Kaum jemand bei der SGS kann schließlich behaupten, vorher schon einmal vor über 16000 Zuschauern im Stadion und rund 1,6 Millionen vor dem TV-Gerät gespielt zu haben.
Nach zehn Minuten war auch die SGS im Finale angekommen und startete eine Drangphase. Fast wäre sie belohnt worden: Dabei war Sarah Freutel die Flanke eigentlich misslungen, doch FFC-Torfrau Desirée Schumann machte sie zu einer Großchance. Es gab eine weitere Ecke für die SGS – danach stand es nach 20 Minuten bereits 4:0 für Schönebeck - und 15 Meter vor dem Frankfurter Tor hatte plötzlich Dörpinghaus die Kugel auf dem starken linken Fuß liegen – weiter 0:1.
Was Effektivität bedeutet, zeigte der Tabellenführer. Ecke, Kopfball, 0:2. SGS-Torfrau Lisa Weiß vergrub ihr Gesicht im Rasen. Sie hatte sie mächtig verschätzt, den Ball unterlaufen. Peggy Kuznik nickte ein. Ina Mester konnte auf der Torlinie nichts mehr retten. Noch vor dem Pausenpfiff machte Frankfurt dann alles klar: Wieder segelte der Ball nach einer Ecke durch den Fünfmeterraum, Weiß verspekulierte sich genauso wie Irini Ioannidou, die am Ball vorbeisprang. Simone Laudehr hatte am zweiten Pfosten keine Mühe. 0:3. Ausgerechnet Kapitänin Lisa Weiß, die in dieser Saison zu zuverlässig ihre Leistungen brachte, erwischte einen rabenschwarzen Tag. Aber genau wie der Rest der Mannschaft ließ sie sich nicht hängen. Wenn es auch für eine Sensation nicht mehr reichen sollte, merkte man der SGS an, dass sie noch einmal alles versuchen wollte. Vor allem Doorsoun und Charline Hartmann gingen voran.
Ergebnis verwaltet
Letztere war es auch, die mit einem Tunnel an der Seitenlinie gegen Alushi Linda Dallmann in Schussposition brachte. Aber für Frankfurts Torfrau Schumann war es kein Problem. Jacqueline Klasen zwang sie kurz darauf noch einmal zu einer Glanzparade. Ohne übermäßigen Aufwand betreiben zu müssen, brachte der FFC die Partie letztlich über die Zeit. Selbst die Siegerehrung wirkte bei ihnen fast wie eine Pflichtaufgabe. „Hätten wir gewonnen, hätte das die Bühne nicht ausgehalten“, meinte Doorsoun.