Essen. Der Essener verließ als A-Jugendlicher Schalke 04 nach einem Gespräch mit Manager Rudi Assauer. Auch bei RWE lief es für ihn nicht wie erhofft.
Gespielt hat er in der Jugend bei Schalke 04 und Rot-Weiss Essen, und Stephan Nachtigall war sogar Junioren-Nationalspieler. Mittlerweile läuft der 35-Jährige in der Bezirksliga für den SV Vogelheim auf. Dort ist er Kapitän und möchte die Mannschaft in der kommenden Saison zum Aufstieg in die Fußball-Landesliga führen.
„Ich hatte das Zeug zum Bundesliga-Profi“, sagt Stephan Nachtigall. Der Fußballer hat eine abwechslungsreiche Laufbahn hinter sich, die hoffnungsvoll begann, aber der Einzug ins Fußball-Oberhaus blieb dem gebürtigen Essener versagt. 1996 wechselte Nachtigall von der ESG 99/06 zu Schalke 04. Bei den Knappen verbrachte der Defensivallrounder viele erfolgreiche Jahre und wurde als Vize-Kapitän mit den B-Junioren in der Saison 01/02 Deutscher Meister.
Deutscher Meister mit der Schalker B-Jugend
Natürlich erhoffte sich Nachtigall, dass er sich in der A-Jugend für einen Profivertrag beim FC Schalke 04 empfehlen könnte. Im Winter 2002 war Nachtigall allerdings überfordert mit der damaligen Situation und provozierte einen Wechsel: „Ich hatte mit der persönlichen Organisation zu kämpfen. Zwischen dem ersten Training in der Schule und der Einheit mit der Mannschaft am Abend vergingen mehrere Stunden. Mir hat damals nicht gefallen, dass unsere Probleme und Sorgen nicht ernst genommen wurden“, erinnert sich Nachtigall. Ein Gespräch mit Rudi Assauer besiegelte das Ende in der Knappenschmiede.
Heute ärgert er sich über sein damaliges Verhalten: „Das war mein allergrößter Fehler und eine Entscheidung, die ich bereut habe.“
Frank Kontny lotste das Talent zur Hafenstraße
Von Schalke wechselte Nachtigall im Frühjahr 2003 zu Rot-Weiss Essen. Nachwuchskoordinator Frank Kontny hatte den talentierten Mittelfeldspieler an die Hafenstraße gelotst , wo Nachtigall sogar zum 7-maligen Junioren-Nationalspieler avancierte. Sein Zimmerpartner damals war übrigens: Lukas Podolski.
Schon als Jugendspieler durfte Stephan Nachtigall bei der Lizenzspieler-Abteilung von Rot-Weiss mittrainieren und wurde von Profi-Trainer Holger Fach sogar als „Rohdiamant“ bezeichnet. Fach wechselte aber nach drei siegreichen Spielen und nur 19-tägiger Amtszeit zu Borussia Mönchengladbach und sein Nachfolger wurde Jürgen Gelsdorf. Gelsdorf, ein Trainer der alten Schule, beachtete das Talent kaum, sodass sich Nachtigall 2004 für einen Leih-Wechsel zum Drittligisten Wuppertaler SV entschied. Nachdem sich der beidfüßige Allrounder jedoch am Ende des Leihjahres einen Knorpelschaden zugezogen hatte, zerschlug sich der geplante Wechsel zum WSV, sodass Nachtigall zu RWE zurückkehrte.
Trainer Uwe Neuhaus schickte Nachtigall zur Reserve
Aber auch der neue Trainer Uwe Neuhaus, der in diesen Tagen beim Zweitligisten Arminia Bielefeld den Aufstieg in die 1. Liga feierte, war kein Fan des jungen Mittelfeldstrategen und schickte ihn zur Reserve-Mannschaft: „Das war ein schwerer Schlag. Wir sind zwar am Ende der Saison in die Oberliga aufgestiegen, aber dennoch habe ich mich dazu entschieden, RWE zu verlassen“, erinnert sich Nachtigall.
Marc Fascher war der beste Trainer
Daraufhin wurde Kickers Emden auf ihn aufmerksam und verpflichtete den Essener im Sommer 2006. Unter Trainer Marc Fascher entwickelte er sich zum Stammspieler in der Dritten Liga: „Marc Fascher war der beste Trainer in meiner Laufbahn. Ein emotionaler Coach, der die Spieler überragend motivieren konnte“, lobt Nachtigall. Nachdem Fascher aber entlassen wurde, verlief Nachtigalls Zeit in Emden weniger erfolgreich und endete 2008. Nach sportlich durchaus erfolgreichen Stationen beim Bonner SC, SSVg Velbert und SpVgg. Erkenschwick wechselte Nachtigall 2015 zum Vogelheimer SV in die Bezirksliga.
VSV-Trainer Sascha Hense wurde auf ihn beim gemeinsamen Trainerlehrgang in Wedau aufmerksam. Mittlerweile ist Nachtigall Stürmer und wurde in der Saison 2017/18 sogar Torschützenkönig (34 Tore). Auch in der abgebrochenen Spielzeit führt der Kapitän die Torjägerliste der Liga mit 25 Treffern an.
Vielleicht als Stürmer den Sprung geschafft
Der Spielführer fühlt sich nach wie vor wohl in Vogelheim: „Vielleicht hätte ich den ganz großen Sprung geschafft, wenn ich schon in frühen Jugendjahren Stürmer gespielt hätte. Sascha Hense ist ein toller Trainer, der super Arbeit leistet. Dementsprechend habe ich auch für die kommende Saison zugesagt.“ Hense gibt das Lob direkt zurück: „Stephan ist ein wunderbarer Mensch und toller Freund.“
Mit dem Vogelheimer SV haben Spieler und Trainer nun ein gemeinsames Ziel: den Aufstieg in die Landesliga zu schaffen.