Essen. Beim Heimspiel gegen VfL Wolfsburg verzichtete Trainer Högner auf seine Nationalspielerinnen, gegen Frankfurt setzt er wieder auf Stammkräfte.
Mit seiner Startaufstellung in der Frauenfußball-Bundesliga gegen den VfL Wolfsburg überraschte Trainer Markus Högner zuletzt: In Lea Schüller, Marina Hegering, Turid Knaak, Ramona Petzelberger und Nina Brüggemann saßen fünf Stammkräfte der SGS Essen auf der Bank. Um sie zu schonen, erklärte der Fußballlehrer später.
Allerdings könnte seine Startelf in gewisser Weise auch ein Blick in die Zukunft gewesen sein: Schüller, Hegering (beide FC Bayern) und Brüggemann (Leverkusen) verlassen den Verein am Saisonende sicher, mit Petzelberger und Knaak konnte sich die SGS bisher auf keinen neuen Vertrag einigen. Mit Ausnahme von Lena Oberdorf, die es bekanntlich nach Wolfsburg zieht, standen gegen den Spitzenreiter somit nur Spielerinnen auf dem Feld, die voraussichtlich über den Sommer hinaus an der Ardelhütte bleiben werden. Und die machten ihre Sache durchaus ordentlich und ließen den Favoriten immerhin 30 Minuten lang vergeblich anrennen.
Eine Chance für die anderen Spielerinnen
Vielleicht auch deshalb ist SGS-Manager Florian Zeutschler vor der neuen Spielzeit trotz der prominenten Abgänge nicht bange. „Na klar, du kannst unsere Nationalspielerin nicht sofort gleichwertig ersetzen. Aber ich bin mir sicher, dass andere Spielerinnen darin ihre Chancen sehen und aus dem Schatten heraustreten werden.“ Und damit dürfte vor allem Nicole Anyomi gemeint sein: Als Stammkraft hat sich die 20-Jährige mittlerweile etabliert und soll nun auch in die Rolle als Leistungsträgerin hereinwachsen. Gut möglich, dass sie Schüller im Angriffszentrum beerbt.
Dennoch ist ein personeller Umbruch, wie er der SGS bevorsteht, nicht ohne Risiko. Mit einem Abstiegskampf rechnet man in Schönebeck allerdings nicht. „Wir wollen möglichst schnell unseren Platz im Mittelfeld festigen und dann mal sehen, wen wir vielleicht noch ärgern können“, erklärt Zeutschler, der auch darauf hofft, dass die SGS bei ihren Verpflichtungen ein glückliches Händchen hatte. Auch wenn die 1. Liga bisher für alle Neuland bedeutet.
Elisa Senß längst fest in der Startelf
„Aber ich bin auch im vergangenen Jahr gefragt worden: Wer ist eigentlich Elisa Senß? Und jetzt ist sie aus unserer Startelf nicht mehr wegzudenken“, sagt der Manager. Die 22-Jährige kam aus dem Unterhaus vom SV Meppen zur SGS und behauptete sich auf Anhieb im defensiven Mittelfeld. Einen ähnlichen Weg traut man wohl Jill Bayings, Nina Räcke und Antonia Baaß zu. Auch Sophie Thiemann könnte sich schnell an die Eliteliga gewöhnen. Mit Arminia Bielefeld sorgte sie zuletzt im DFB-Pokal für Furore. Erst der VfL Wolfsburg war im Halbfinale dann eine Nummer zu groß.
Zurückhaltend äußern sich die Verantwortlichen bei der SGS noch zu Carlotta Wamser. „Sie ist erst 16 und soll behutsam aufgebaut werden“, findet Zeutschler. Aus dem Kreis der Mannschaft ist allerdings bereits zu hören, dass Wamser im Probetraining einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat. Und abgeschlossen sind die Personalplanungen der SGS auch noch nicht. Bis zu vier Spielerinnen sollen noch hinzukommen. „Vor allem in der Innenverteidigung und im Mittelfeld wollen wir noch nachlegen.“ Denkbar ist im Moment, dass auch in der kommenden Saison der Spielplan enger wird und die Belastungen damit höher.
Verhandlungen mit Knaak und Petzelberger ziehen sich
Ein größerer Kader könnte dabei helfen. Finanzielle Mittel sollten durch den Finaleinzug im DFB-Pokal und die Oberdorf-Ablöse vorhanden sein. Allerdings würden hohe Investitionen gleichzeitig vor dem Hintergrund noch nicht absehbarer Folgewirkungen der Corona-Pandemie auch gewisse Risiken bergen. Womöglich auch deshalb ziehen sich die Verhandlungen mit Knaak und Petzelberger derart in die Länge. Sicher scheint bisher nur, dass letztere nicht zu Bayer Leverkusen wechseln wird. Zuletzt kamen diese Gerüchte auf, da Petzelberger als Sport-Psychologin im Jugendbereich der Werkself tätig ist.