Essen. . Angreiferin Turid Knaak von der SGS Essen hofft nach einer starken Saison, in Frankreich dabei zu sein. Heute wird DFB-Aufgebot bekannt gegeben.
Jung, talentiert und aus der Region: So sieht normalerweise das Beuteschema der SGS Essen in der Frauenfußball-Bundesliga aus. Turid Knaak ist zwar gebürtige Essenerin, doch mit 28 Jahren und über 200 Erstliga-Partien in den Knochen passt sie nicht so recht ins Profil. Dass die Nationalspielerin ihre sportliche Zukunft dennoch in Schönebeck sieht und ihren Vertrag bereits um ein Jahr verlängerte, zeigt allerdings eines: Die SGS ist längst kein reiner Ausbildungsverein mehr.
Um Erfolg zu haben, braucht es eben auch gestandene Spielerinnen, an denen sich die jungen orientieren können. Anders wäre ein Höhenflug, wie ihn die SGS in dieser Spielzeit erlebt, nicht möglich. „Ich habe mich in Essen zur Führungsspielerin entwickelt und versuche, die Jüngeren mit an die Hand zu nehmen“, erklärt Offensivspielerin Knaak ihre Rolle. Dass sie auch in der kommenden Saison der SGS treu bleibt, ist dennoch nicht selbstverständlich.
Familiäres Umfeld und die Arbeitsstelle gleich nebenan
Natürlich gibt es in der Eliteliga zahlungskräftigere Konkurrenz. „Für mich war wichtig, dass wir sportlich erfolgreich sind. Außerdem habe ich hier mein familiäres Umfeld und arbeite in der Nähe“, erklärt die Dozentin für Sonderpädagogik, die sich aber erst einmal nur für ein weiteres Jahr binden wollte: „In meinem Alter unterschreibt man nicht mehr für drei, vier Jahre. Ich möchte mir offen halten, wohin mich mein beruflicher Weg führen wird.“ Derzeit schreibt Knaak an ihrer Doktorarbeit im Bereich Rechtschreibförderung.
Vier weitere SGS-Asse hoffen auf Nominierung
Turid Knaak ist nicht die einzige Essenerin, die gespannt auf die Bekanntgabe des WM-Aufgebots am 14. Mai wartet. Linda Dallmann, Lea Schüller, Marina Hegering und Lena Oberdorf dürfen sich ebenfalls Hoffnungen machen, in Frankreich dabei zu sein.
Damit würde die SGS Essen den größten Anteil aller Bundesligisten im DFB-Kader stellen.
Und natürlich hat sich die frühere Duisburgerin bereits Gedanken über die Zeit nach der aktiven Karriere gemacht. Allerdings wird dieser Weg sie dann wohl vom Rasen ins Klassenzimmer führen. Denn im Anschluss an ihre Doktorarbeit möchte Knaak ein Referendariat beginnen. Die Fächer Deutsch und Englisch hat sie studiert. „Ambitionen, Trainerin zu werden, habe ich keine. Da sehe ich mich eher als Zuschauerin“, lacht sie. Bis es soweit ist, verfolgt Knaak aber sportlich noch ehrgeizige Ziele.
Mit der SGS hat sie Platz drei nur knapp verpasst. Am letzten Spieltag verlor das Team von Daniel Kraus bei Knaaks Ex-Verein Bayer Leverkusen mit 1:2 und musste sich letztlich mit einem Punkt Rückstand hinter Turbine Potsdam auf Rang vier einordnen. „Dass wir um Platz drei mitgespielt haben, ist allein schon eine Ansage“, findet Turid Knaak. Einen neuen Punkterekord hat die SGS mit 41 Zählern aber bereits aufgestellt.
Superlative überraschen die Essenerin nicht
Überrascht zeigt sich Knaak von all den Superlativen aber nicht. „Ich habe erwartet, dass wir eine starke Saison spielen. Wir haben schon in der vergangenen Spielzeit einen Punkterekord aufgestellt und sind danach im Kern zusammengeblieben.“ In Torfrau Lisa Weiß, die zuletzt mit Lyon die französische Meisterschaft feierte, und Sara Doorsoun (nach Wolfsburg) verließen nur zwei Stammkräfte die Ardelhütte. „Da war mir klar, dass der nächste Step möglich ist.“
Auch persönlich hat Knaak natürlich Ziele: Ein nahes ist das bevorstehende WM-Turnier in Frankreich. An diesem Dienstag wird der deutsche Kader bekannt gegeben. „Das wäre ein Riesentraum, der in Erfüllung geht“, schwärmt sie. Die Chancen dürften nicht schlecht stehen, denn zuletzt stand die Essenerin regelmäßig im Aufgebot und kommt inzwischen auf sieben Länderspiel-Einsätze. Damit ist sie beim DFB eher eine Spätzünderin, nachdem sie zuvor alle Nachwuchsmannschaften durchlaufen hatte.
Fußballerin hat sich in Essen weiterentwickelt
2010 wurde Knaak mit der U20 im eigenen Land sogar Weltmeisterin. Dass sie neun Jahre später nun mit der A-Nationalmannschaft erneut um eben jenen Titel mitspielen könnte, ist auch das Ergebnis ihres Wechsels zur SGS. Erst Stammkraft, dann Führungsspielerin und schließlich Teil der Nationalelf: Auch Knaak hat sich in Essen weiterentwickelt. Wenn auch im fortgeschrittenen Fußballerinnenalter.