Essen. Essener Handballer feierten Erstliga-Aufstieg im Autokino am Flugplatz Essen/Mülheim.. Eine ungewöhnliche Party in Zeiten von Corona.
Keine Sekt-Fontänen, keine Gesänge, niemand, der eine Trophäe nach oben stemmt oder sich mit einem Kumpel schunkelnd in den Armen liegt. Aufstiegspartys zu Corona-Zeiten sind halt anders. „Aber immerhin haben wir es überhaupt geschafft, etwas zu organisieren“, sagt Herbert Stauber, Sportlicher Leiter bei Tusem Essen. Was wohl nicht viele Vereine von sich behaupten können.
Die Handballer von der Margarethenhöhe luden ein ins Autokino am Flugplatz Essen/Mülheim, um den erfolgreichen Moment zu würdigen. Der Tusem ist in die 1. Bundesliga aufgestiegen, doch so richtig hat das kaum einer mitbekommen, weil die Saison zehn Spieltage vor dem Ende abgebrochen wurde. Die Bilder von tanzenden Spielern und ausgelassen hüpfenden Fans, sie fehlen in diesem Jahr.
Funk und Fernsehen berichten mit Live-Schalten
Es war Staubers Idee, überhaupt etwas auf die Beine zu stellen. Die Jungs hätten es sich verdient. Und Funk und Fernsehen berichteten an diesem Tag mit Live-Schalten von einer ungewöhnlichen Party. Ja, es war anders, zuweilen fast andächtig still - aber durchaus unterhaltsam auch für die Fans, weil zwischen den Ehrungen und Verabschiedungen Aufnahmen von sportlichen Highlights über die riesige Leinwand flimmerten.
Und Erinnerungen wurden ebenfalls wach, als ein Grußwort des Ehrenpräsidenten Klaus Schorn verlesen wurde, dem ehemaligen Handball-Macher, der den Tusem einst auf die sportlichen Gipfel führte, aber nach der Insolvenz 2005 bis heute kein Bundesliga-Spiel mehr gesehen hat.
Um die 250 Autos, viele in den Vereinsfarben rot und weiß geschmückt, füllten das weitläufige Gelände. Hübsch aufgereiht standen sie in gebührendem Abstand. Und in Reihe eins, na klar, da hatten die Handballer ihre kleinen Flitzern geparkt, mit denen sie in einem Korso vorgefahren waren. Auf dem Rücksitz Frau oder Freundin für den anschließenden Taxi-Dienst.
Essens OB Kufen spricht von toller Kulisse
Der Aufstieg wurde natürlich ordentlich begossen. „Der Zechel ist doch schon wieder durch“, frotzelten sie aus ihrem Autofenster, als der Kreisläufer zur Ehrung antrat und im Vorübergehen die Windschutzscheiben mit Bierschaum bespritzte. Aber so viel Überschwang kam dann doch selten auf.
Oberbürgermeister Thomas Kufen sprach von einer tollen Kulisse und lobte: „Auf die Tusem-Familie ist Verlass. Und heute sind wir alle Tusem Essen.“ Er pries die Nachwuchsarbeit, ohne die der Aufstieg nicht möglich gewesen wäre und lehnte sich aus dem Fenster: „Wir wollen in der 1. Bundesliga bleiben, das ist unser Anspruch.“ Wenn das mal so einfach wäre.
Trainer Jaron Siewert innerhalb von drei Jahren am Ziel
Kufen überreichte die Urkunde der Stadt Essen an Handball-Chef Niels Ellwanger, der sie mit einem markigen „Hey“ in die Luft streckte. Ellwanger erinnerte daran, dass man vor drei Jahren fast in die 3. Liga abgestiegen wäre. Der Aufschwung ist zweifelsohne auch ein Verdienst von Trainer Jaron Siewert, der damals das Team übernahm und nun nach Berlin wechselt. „Wir sind als jüngste Mannschaft der Liga mit sehr bescheidenen Mitteln aufgestiegen“, rief Ellwanger. „Wir haben uns das verdient. Männer, ich bin stolz auf euch!“