Berlin/Essen. Der Trainer von Tusem Essen wird im nächsten Sommer bei den Füchsen der jüngste Coach der Handball-Bundesliga
Das Treffen vor sieben Jahren hatte wegweisenden Charakter. Jaron Siewert war gerade 18 Jahre alt und saß mit Bob Hanning zusammen. Hauptthema des Gesprächs zwischen dem Jugend-Nationalspieler der Füchse und dem Geschäftsführer des Bundesligaklubs war die weitere Karriereplanung des Teenagers. „Ich habe ihm damals geraten, mit dem Handballspielen aufzuhören“, erinnert sich Hanning mit einem Schmunzeln. „Er hat mich mit großen Augen anguckt, aber ich war von Anfang an von ihm überzeugt. Ich wusste, dass er das Zeug hat, ein richtig guter Trainer zu werden.“ Siewert tat, wie ihm geheißen. Mit Erfolg: Im Sommer 2020 wird er bei den Füchsen als Chefcoach das Amt von Velimir Petkovic (63) übernehmen. Mit dann 26 Jahren wird Siewert, Inhaber der A-Lizenz, der jüngste Trainer im deutschen Profihandball sein.
Ein Kindheitstraum erfüllt sich
Derzeit trainiert Siewert noch den Zweitliga-Tabellenführer Tusem Essen, der 25-Jährige freut sich aber bereits auf seine Aufgabe bei den Füchsen, mit denen er als Spieler vier Mal deutscher Jugendmeister wurde, in der Champions League auflief und später als erfolgreicher Jugendtrainer fungierte. „Damit geht für mich als gebürtiger Berliner ein Kindheitstraum in Erfüllung. Ich darf nun zu dem Verein, bei dem ich groß geworden bin, nach Hause zurückkehren“, sagt Siewert.
Für den gebürtigen Essener Hanning schließt sich mit der Verpflichtung Siewerts der Kreis. „Jaron hat nun auch in Essen bewiesen, dass er junge Spieler besser machen und aus einem abstiegsbedrohten Zweitligisten, trotz geringerem Budget, einen Aufstiegskandidaten formen kann“, sagt der Manager, der Siewerts Qualitäten ja bereits früh erkannt hatte. „Er war immer das Besondere bei uns in der Mannschaft, er war immer der Spieler, der eine Idee hatte und Lösungen auf dem Feld gefunden hat.“ Hanning hat Siewert viele Jahre lang selbst trainiert.
Auch Kretzschmar freut sich
Es war daher nur eine Frage der Zeit, wann Siewert die Füchse übernehmen würde. Die ist 2020 gekommen, auch sehr zur Freude des designierten Sportvorstandes der Füchse, Stefan Kretzschmar. „Seine Klarheit und sein Handballsachverstand haben mich davon überzeugt, dass er in den kommenden Jahren die richtige Wahl ist. Er besitzt Persönlichkeit und trotz seines jungen Alters eine beeindruckende Reife.“ Mit Kretzschmar und Siewert starten die Füchse eine neue Offensive. Ziel ist es, den Klub nach der zuletzt etwas stagnierenden Entwicklung in die nationale Spitze zu führen und wieder Titel zu gewinnen, national und auch international.
Dafür soll der Kader verändert werden, „denn wir sind aktuell nicht glücklich mit dem, was wir abrufen“, sagt Hanning, „wir haben Spitze gekauft, aber wir sind keine Spitze.“ Die Füchse stehen aktuell nur auf Rang acht der Bundesliga, am Sonntag empfangen sie Top-Klub Rhein-Neckar Löwen. Im DHB-Pokal stehen sie im Viertelfinale, der EHF-Cup hat für die Berliner noch nicht begonnen.
Tabellenführer in der 2. Liga
In Essen hat Siewert hervorragende Arbeit geleistet. Der Trainer etablierte beim Tusem das Tempospiel und förderte seinen Angriff zum besten der Liga. In dieser Saison gehört bislang auch die Defensive zu einer der stärksten. Und so stehen die Essener an der Spitze der Zweiten Liga. In der neuen Saison könnte es, wenn alles gut läuft, zu einem Wiedersehen im Oberhaus geben. Wer dann beim Tusem das Sagen hat, ist noch unklar. Bislang hat der Tusem noch keinen Nachfolger für den scheidenden Trainer Jaron Siewert gefunden. „Die Gespräche mit den Kandidaten sind in einem fortgeschrittenen Stadium“, heißt es von Vereinsseite aus. Noch in diesem Kalenderjahr soll in dieser Personalie eine Entscheidung fallen.