Essen. Essener bekommen kurzfristig Hilfe von ihren Partnern und sind vorerst gerettet. Allerdings wird das Team nicht mehr in der Oberliga antreten.

Die Wohnbau Moskitos sind erneut in finanzielle Schieflage geraten, darüber hatte diese Zeitung am Donnerstag berichtet. Zwar sind die Essener aufgrund von mehreren Insolvenzen seit der Jahrtausendwende nicht unbedingt für seriöse Wirtschaftsarbeit bekannt. Dennoch war es eine Nachricht, die unerwartet, ja fast schon aus heiterem Himmel kam - und das Vereinsumfeld in Schockstarre versetzte. Denn viele wähnten den Klub gerade auf dem Weg in eine bessere Zukunft.

Zumindest leichte Entwarnung

Doch nach richtungsweisenden Gesprächen mit Partnern des Vereins am Freitagnachmittag konnte Thomas Böttcher, Erster Vorsitzender der Essener, zumindest leichte Entwarnung geben. So sollen dem ESC kurzfristige Zahlungen zugesichert worden sein, die ein Fortbestehen des Klub garantieren. „Das wichtigste ist, dass es mit dem Verein weitergeht, aber nur auf einer wirtschaftlich gesunden Basis“, sagt Böttcher.

Es kann weitergehen: Moskitos-Chef Thomas Böttcher mit Trainer Frank Petrozza und Frank Skrube (Wohnbau).
Es kann weitergehen: Moskitos-Chef Thomas Böttcher mit Trainer Frank Petrozza und Frank Skrube (Wohnbau). © Michael Gohl

Unter dieser Prämisse war er Anfang März bei den Vorstandswahlen angetreten. „Es kann nicht sein, dass der Verein immer am absoluten Existenzminimum agiert, wie es in den vergangenen Jahren der Fall war.“ In der näheren Zukunft werde es weitere Gespräche mit Sponsoren, der Stadt und weiteren Institutionen geben, um die Finanznot - das Defizit liegt im niedrigen sechsstelligen Bereich - vollständig in den Griff zu bekommen.

Verbindlichkeiten um ein Vielfaches gestiegen

Des vollen Umfangs der Verbindlichkeiten sind sich die Verantwortlichen erst in den vergangenen Tagen bewusst geworden. „Natürlich war mir zum Amtsantritt bekannt, dass der Verein Verbindlichkeiten hat. Diese sind in letzter Zeit aber um ein Vielfaches gestiegen. Erst nach der Vorstandswahl sind reihenweise Gläubiger mit alten Forderungen an uns herangetreten.“ Selbstkritisch ergänzt Böttcher: „Dennoch muss ich mir vorwerfen lassen, dahingehend etwas blauäugig gehandelt zu haben.“

Um endlich festen Boden unter den Füßen zu bekommen, ergreifen die Moskitos eine weitere drastische Maßnahme: Nach fünf Jahren werden sich die Essener aus der Oberliga Nord zurückziehen und stattdessen in der viertklassigen Regionalliga West an den Start gehen. Während die Meldefrist für die Oberliga in der Nacht auf Sonntag abläuft, haben die Mücken dank einer Fristverlängerung Zeit bis zum 30. Juni, um die Bewerbungsunterlagen für die Regionalliga einzureichen.

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Ligazugehörigkeit absolut zweitrangig

Die Ligazugehörigkeit sei angesichts der aktuellen Situation „absolut zweitrangig“, betont Böttcher. Gehälter, diverse Beiträge und Abgaben, Kosten für Fahrt und Ausrüstung - als Viertligist werden die Essener ihren Etat um bis zu 300.000 Euro senken.

Der Neuanfang eine Klasse tiefer wirft allerdings eine neue Frage auf: Wie geht es mit dem Personal weiter? Der im April als Sportlicher Leiter und Chefcoach verpflichtete Frank Petrozza, das bestätigte Böttcher bereits, wird ligaunabhängig dabei bleiben. Doch die neun Spieler, die bereits unter Vertrag stehen, haben sich natürlich auf eine Saison in der Oberliga eingestellt. Kaum vorstellbar, dass sie alle bereit sind, die Schlittschuhe nun für kleineres Geld in einer tieferen Liga zu schnüren. So wird es nun womöglich doch zu einem größeren Umbruch kommen, den der Klub ja vermeiden wollte. Gegenüber dem endgültigen Aus der Moskitos ist das aber sicherlich das geringere Übel.