Essen. Nach Dallmann und Schüller hofft nun auch Essens Mannschaftskapitänin Marina Hegering am Münchner Campus auf die internationale Vereinskarriere.

Der SGS Essen gehen allmählich die Nationalspielerinnen aus. Und alle haben das gleiche Ziel: Bayern München. Linda Dallmann verließ die Bundesliga-Fußballerinnen von der Ardelhütte bereits nach der Vorsaison, der Wechsel von Lea Schüller nach dieser Spielzeit ist längst bekannt und nun schließt sich auch noch Essens Kapitänin Marina Hegering an. Turid Knaak und Lena Oberdorf sind die beiden verbliebenen A-Nationalspielerinnen, wobei der Vertrag von Knaak im Sommer ebenfalls ausläuft.

Die Profi-Bedingungen am Münchner Campus lockten

Bei Hegering aber hatte sich die SGS lange Hoffnungen gemacht, vielleicht doch noch einmal verlängern zu können. Schließlich ist die 30-Jährige in der Region fest verwurzelt und spielte bisher lediglich für den FCR Duisburg und Bayer Leverkusen. Doch, dass ihre Leistungen auch die überregionale Konkurrenz auf den Plan rufen, war klar. Hegering gilt als eine der besten Innenverteidigerinnen der Liga. „Sportlich und menschlich ist das ein Verlust für uns. Marina ist auf und neben dem Platz eine absolute Führungsspielerin, die nur schwer zu ersetzen sein wird“, bedauert SGS-Manager Florian Zeutschler.

Aber natürlich hat man Verständnis für die Entscheidung der aktuellen Kapitänin: Die Aussichten, in der Champions League aufzulaufen, in der Meisterschaft um den Titel zu kämpfen und nicht zuletzt auch unter Profi-Bedingungen am „Campus“ zu trainieren, sind attraktiv. „Alles spricht für sich. Da muss man nicht lange überzeugt werden“, sagt sie, nach ihrer aus sportlicher Sicht „sehr aufregenden Entscheidung“.

Tiefe Dankbarkeit für die SGS Essen

Für die SGS verspürt Hegering eine tiefe Dankbarkeit. So ist sie in den drei Jahren in Essen zur Nationalspielerin gereift. „Ich habe hier viel erlebt, habe fantastische Menschen und Mitspielerinnen kennengelernt. Sportlich und menschlich habe ich viel gelernt.“ Der nächste Schritt in ihrer Karriere erscheint nur folgerichtig. Mit 30 will es Hegering noch einmal wissen. Wahrscheinlich wäre Hegering auch schon viel früher bei einem Top-Klub gelandet.

Mit 16 Jahren gab sie in Duisburg ihr Erstliga-Debüt, durchlief alle Nachwuchsmannschaften des DFB und führte die U20 2010 zum Weltmeistertitel. Doch eine Verletzung an der Ferse stoppte ihre Entwicklung. Praktisch sechs Jahre setzte sie aufgrund vieler neuer Rückschläge aus. „Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben und ans Aufhören gedacht“, sagte Hegering mal rückblickend in einem Interview der Süddeutschen Zeitung.

Mit 28 Jahren ihr Debüt in der A-Nationalmannschaft

Ihr Sportstudium hängte sie tatsächlich an den Nagel, doch für die Rückkehr auf den Rasen kämpfte sie weiter. Aber erst in der Saison 2016/17 konnte sie wieder regelmäßig spielen und zog nach dem Ende der Spielzeit von Leverkusen zur SGS weiter, wo sie letztlich ihr gesamtes Leistungspotenzial wieder abrufen konnte. Der Lohn: Mit 28 Jahren feierte Hegering im April des Vorjahres ihr Länderspiel-Debüt in der A-Nationalmannschaft und nahm kurz darauf an der WM in Frankreich teil. Als Stammkraft.

Umso verständlicher ist, dass sie sich im Herbst ihrer Karriere nun dem FC Bayern anschließt. Die SGS dagegen wird Hegering nicht gleichwertig ersetzen können und so in der kommenden Saison wohl kleinere Brötchen backen müssen. Trainer Markus Högner wird dann mehr denn je auf Talente setzen müssen, um vielleicht schon bald neue A-Nationalspielerinnen zur formen.