Essen. Essener offenbaren beim 0:2 im Spitzenspiel gegen Rödinghausen Schwächen in der Defensive und treffen das Tor nicht. In der Tabelle abgerutscht.

Die Heimniederlage gegen den VfB Homberg im vergangenen Jahr fühlte sich an wie ein Leberhaken, von dem sich die Rot-Weissen in der Winterpause erst einmal erholen mussten. Doch diese 0:2 (0:1)-Pleite im Spitzenspiel gegen Tabellenführer SV Rödinghausen ist ein Treffer ans Kinn, der RWE auf die Bretter schickt. Es war die vierte Niederlage an der Hafenstraße, Heimstärke sieht anders aus. Ausgerechnet vor eigener Kulisse scheinen die Rot-Weissen die Titelchancen zu verspielen, denn gegen den Zweiten SC Verl haben sie es daheim auch schon mit 1:4 vergeigt. RWE ist nur noch Vierter, weil RWO ebenfalls vorbeigezogen ist.

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Neun Punkte liegen die Essener hinter Rödinghausen, gewinnen sie das Nachholspiel gegen TuS Haltern sind es sechs. Das ist alles andere als aussichtslos, doch der bislang so souveräne Auftritt der Ostwestfalen macht nicht gerade Hoffnung.

SVR-Torjäger Engelmann trifft wie im Hinspiel

Die Rot-Weissen hatten sich so viel vorgenommen. Spitzenspiel im eigenen Stadion vor über 12.000 Gästen, dazu die Chance, dem Primus auf die Pelle zu rücken. Der 113. Geburtstag kam als nette, aber unwesentliche Begleiterscheinung hinzu. Doch der Schock ließ keine zwei Minuten auf sich warten.

Nach einem Freistoß schnibbelte der Gast die Kugel hoch in den Essener Strafraum, Jan-Lucas Dorow rutschte aus, ließ die Kugel abklatschen und servierte sie Torjäger Simon Engelmann mundgerecht. Der verschluckte sich nicht, sondern erzielte seelenruhig seinen 18. Saisontreffer zur 1:0-Führung. Er traf wie schon beim 1:1 im Hinspiel. „Ein Spiel, das denkbar ungünstig für uns beginnt“, fand RWE-Trainer Christian Titz. Man habe da ganz schlecht verteidigt. „Das Tor machen wir eigentlich selbst.“

Simon Engelmann wurde seinem Ruf als Torjäger gerecht.
Simon Engelmann wurde seinem Ruf als Torjäger gerecht. © Thorsten Tillmann

Gleich in der ersten Runde angezählt

Der Gastgeber wurde gleich in der ersten Runde angezählt und brauchte danach Zeit, sich zu berappeln. Eine prächtige Vorlage für den Widersacher, der selbstbewusst und abgezockt aufspielte, cool und unaufgeregt vor heißer Kulisse. Die Ostwestfalen wirkten reif, der Gegner hibbelig wie ein Jungspund, was sich auch im fehlerhaften Spielaufbau offenbarte. Die vielen langen Bälle in den gegnerischen Strafraum waren leichte Beute. Die Defensive der robusten Ostwestfalen wackelte nicht.

Es dauerte etwa 20 Minuten, bis RWE wieder im Spiel war und Chancen zum Ausgleich hatte. Joshua Endres bediente Enzo Wirtz, doch der Ex-Essener Torhüter Niclas Heimann parierte glänzend (26.). Dann tauchte Endres allein vor Heimann auf, visierte die lange Ecke an, zog den Ball jedoch knapp vorbei (40.). „Wir gehen auch ein bisschen glücklich mit 1:0 in die Halbzeit“, gestand SVR-Coach Enrico Maaßen. Gleichwohl hatte sein Team mit dem Pausenpfiff sogar die Chance zu erhöhen.

Gäste eingeladen zum Toreschießen

Die Rot-Weissen gaben sich nicht auf, kamen entschlossen zurück, und Dorow (46.) hatte gleich die Chance, seinen frühen Patzer wettzumachen. Die Zuschauer konnten es kaum fassen: Der Ball schien im Netz zu landen, doch Heimann wehrte ihn artistisch im Fallen mit den Fuß ab. Glücklich und unglaublich zugleich. Endres schoss danach noch einmal Millimeter am langen Pfosten vorbei (56.). Ein Königreich für einen Torjäger.

Und für eine zuverlässig Abwehr. Denn RWE lud den Gast erneut ein, seine gnadenlose Effizienz zu demonstrieren. Nach einer Flanke verfielen die Essener in eine Schockstarre, reaktionsschnell spritzte Björn Schlottke heran und hämmerte die Kugel ins Netz zum 2:0 (68.) - der erste richtige Abschluss in Hälfte zwei. „Sie haben aus wenig viel gemacht“, klagte später RWE-Kapitän Marco Kehl-Gomez. „Der Unterschied war, dass sie ihre Dinger reinmachen, sie waren echte Killer vor dem Tor.“

David Sauerland (RWE) wird von Franz Pfanne abgegrätscht.
David Sauerland (RWE) wird von Franz Pfanne abgegrätscht. © Thorsten Tillmann

Nach dem 0:2 war das Spiel entschieden

Rödinghausen zauberte nicht, arbeitete aber zuverlässig. Mit Simon Engelmann haben die Gäste einen Torjäger, der auch in der Vorarbeit Ruhe und Übersicht beweist. Eine präsente Persönlichkeit, an der sich die Mitspieler orientieren können. Der Tabellenzweite Verl hat sie ebenfalls in Zlatko Janjic, der elf Tore erzielt hat.

Trainer Christian Titz gab zu, dass er nach dem 0:2 das Gefühl hatte, das damit das Spiel entschieden war: „Wir haben den Stecker gezogen bekommen.“ Nichts geht mehr - 20 Minuten vor dem Ende? Es gab Phasen in dieser Saison, da wurde Rot-Weiss dafür gepriesen, dass man trotz Rückstandes bis zum Ende geduldig und strukturiert die Chance suchte und auf diese Weise auch das Glück erzwang.

So haben sie gespielt

Rot-Weiss - SV Rödinghausen 0:2 (0:1). RWE: Golz - Sauerland, Heber, Hildebrandt, Hahn (69. Kefkir) - Kehl-Gomez - Condé, Dorow (84. Adetula), Grund - Endres (78. Platzek), Wirtz (46. Futkeu).

Schiedsrichter: Heien.

Zuschauer: 12.113.

Tore: 0:1 Engelmann (2.), 0:2 Schlottke (68.).