Essen. Der Tabellenzweite empfängt am Samstag Spitzenreiter SV Rödinghausen. Für die Essener geht es darum, gegen die Gäste den Anschluss zu halten.

Zweiter gegen Erster, und eine Kulisse von mehr als 10.000 Zuschauern - mehr Spitzenspiel nicht. Gleich das erste Regionalliga-Duell an der Hafenstraße im neuen Jahr bringt diesen delikaten Leckerbissen auf den Tisch: Rot-Weiss Essen empfängt Tabellenführer SV Rödinghausen. Dieses Spiel wird das Titelrennen nicht entscheiden, aber es könnte Weichen stellen.

Gewinnt RWE, würde man bis auf drei Punkte an den Primus heranrücken - bei einem Spiel weniger in der Bilanz, was nicht zwangsläufig ein Vorteil sein muss. Gewinnen die Rödinghauser, würden sie folgerichtig ihren Vorsprung auf neun Punkte ausbauen. Angesicht der beachtlichen Konstanz der Gäste wäre das schon ein Brett für die Konkurrenz. Außerdem sind da oben oben auch noch Verl und RWO. Weshalb bei den Essenern ein bisschen mehr Druck auf dem Kessel sein dürfte.

Rot-Weiss sucht die gepflegte Defensive

Von alledem will RWE-Trainer Christian Titz nichts wissen: „Die Besonderheit dieses Spiels wird auch von außen hineingetragen“, das sei aber ganz legitim. Er wiederum sehe es weniger emotional, weil ja noch 14 Spiele folgen.

Dem Gast wird mitunter unterstellt, er rede sich klein. Wobei Gäste-Trainer Enrico Maaßen sagt: „Ich werde ständig gefragt, ob wir Meister werden wollen. Klar möchten wir das!“ Und irgendwie sucht ja auch Rot-Weiss die gepflegte Defensive. „Wir haben eine gute Ausgangsposition“, sagt Titz und verweist auf den großen Umbruch zu Saisonbeginn. Aber wahr ist auch: Der Umbruch hat dem Klub zwar eine komplett neue Mannschaft beschert, allerdings eine auch in der Breite mit erstklassigem Personal. Rödinghausen wiederum habe ein gewachsenes Team, das erfolgreich war, punktuell noch einmal verstärkt.

Der potenzielle Riese trifft den Emporkömmling

Keine Frage, Rot-Weiss Essen ist eine Nummer größer als der Kontrahent vom Land. Es ist nicht nur ein Zahlendreher im Gründungsdatum: 1907 auf der einen, 1970 auf der anderen Seite. In Historie und Tradition, Infrastruktur und Fankultur kann es kein Verein in dieser Liga mit RWE aufnehmen. Nur, all diese Vorzüge helfen nicht weiter beim Versuch, dieser „Schweineliga“ zu entfliehen.

Am Samstag trifft ein potenzieller Riese, der schon sehr, sehr lange vor sich hin schlummert, auf einen Emporkömmling mit Turbokarriere. Mit der finanziellen Hilfe eines Küchenherstellers hat sich Rödinghausen in Windeseile nach oben gearbeitet. Fünf Aufstiege in Folge, von der Kreisebene in die 4. Liga, auch das ist trotz prall gefüllten Geldbeutels eine bemerkenswerte Leistung. Und in der Regionalliga lag SVR in den vergangenen Spielzeiten stets vor RWE. Im Vorjahr waren sie Dritter, nur vier Zähler hinter Meister Viktoria Köln, auf einen Lizenzantrag für die 3. Liga verzichtete der SVR damals. Man hatte wohl nicht mehr an die Aufstiegschance geglaubt und wollte sich das Geld sparen. „Wir arbeiten, um erfolgreich zu sein“, antwortete Sportdirektor Alexander Müller auf die Frage, ob der Klub diesmal die Lizenz für die 3. Liga beantragen werde.

Höchstens 500 Fans im Gästeblock

Der SV Rödinghausen ist und bleibt ein Dorfverein, es werden sich wohl am Samstag nicht viel mehr als rund 500 Fans im Gästeblock verlieren, aber sportlich ist es keineswegs überraschend, dass die Gäste ganz oben mitmischen. Das Personal ist hochkarätig. Allen voran Torjäger Simon Engelmann. Der Torschützenkönig der Vorsaison ist mit 17 Treffern auch diesmal einsame Spitze. Mit ihm, oder einem vergleichbaren Knipser, stünde auch Rot-Weiss vermutlich noch ein bisschen besser da.

Das Team von Trainer Enrico Maaßen steht kompakt, ist robust in den Zweikämpfen, gefährlich bei den Standards. Und Erfahrung hat es auch. Trainer Christian Titz weiß natürlich, was der Gegner drauf hat. Im Hinspiel beim 1:1 war das aber nicht mehr als sein Team kann. Nun gilt es erneut die richtige Taktik zu finden. Mit Winterneuzugang Jonas Hildebrand und Marco Kehl-Gomez im Mittelfeld hat RWE die Defensive gestärkt, eine Sonderbewachung für Engelmann wird es aber nicht geben, das Team soll ihn stoppen. Zwei Gegner auf Augenhöhe, spannender geht’s nicht.