Essen. . Sascha Peljhan ist der neue strategische Partner. Der Naketano-Gründer und RWE-Fan stellt zwei Jahre lang einen Millionenbetrag zur Verfügung.
Wie mag sich ein Lottogewinner mit Jackpot fühlen, der erstaunlicherweise überhaupt keinen Lottoschein abgegeben hat? Nun, die Auflösung könnte Marcus Uhlig geben, denn der muss sich so – oder so ähnlich fühlen. Jedenfalls lüftete der RWE-Vorsitzende am Donnerstagabend auf einem Sponsorentreffen im Stadion Essen das gut gehütete Geheimnis. Und die Hilfe kommt tatsächlich aus der eigenen Fankurve. Die vor einigen Wochen angedeutete „Essener Lösung” hat nun einen Namen: Der Verein und Sascha Peljhan, RWE-Fan und Essener Unternehmer, gehen eine strategische Partnerschaft ein, die Tinte unter dem Vertrag ist mittlerweile getrocknet.
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Der Name dürfte nicht allen Fans geläufig sein, das Unternehmen aber schon: Peljhan ist Mit-Gründer und Gesellschafter des Unternehmens Naketano, ein Kult-Label für freche Kapuzenpullis und T-Shirts. Die coolen Sweatshirts, die mit frechen Modellnamen wie „Italienischer Hengst” oder „Muschiflüsterer” daherkamen und der Verein, der sich selbst als rotziger als andere Klubs bezeichnet, aus deren Fankurve Richtung Spieler schon mal Beutel fliegen, deren flüssiger Inhalt nicht zum Verzehr geeignet ist – das passt!
Regelmäßiger Besucher im Stadion
Der Vertrag mit Rot-Weiss geht erst einmal über zwei Jahre und bringt dem Verein pro Jahr einen niedrigen Millionenbetrag ein, der zu einer „signifikanten Etat-Erhöhung im sportlichen Bereich” führt, wie Marcus Uhlig mit einigem Stolz berichtet.
Vor etwa sieben Monaten hatte der Vereinsvorsitzende Peljhan persönlich kennen gelernt, da war der 41-jährige RWE-Fan längst im Verein aktiv. Seit drei Jahren ist er Besitzer von zwei Dauerkarten im Assindia-Bereich, natürlich zu „Hoch3-Preisen”. Und, auch das ist ein offenes Geheimnis, mischt er sich lieber bei Bierchen und Bratwurst mit seinen Buddies unter die Westkurven-Fans, als oben im VIP-Bereich zu parlieren. Als gebürtiger Essener verfolge er RWE schon sehr lange und regelmäßig im Stadion und ihn habe besonders beeindruckt, wie viele Menschen trotz der sportlichen Stagnation nach wie vor treu zum Verein halten. RWE habe ein „riesiges Potenzial, und ich möchte einen Beitrag leisten, um dieses Potenzial endlich zur Entfaltung kommen zu lassen”, so der neue Partner.
Dabei unterstützt er den Verein schon viel länger. Für das Sozialprojekt „Essener Chancen” stiftete er in der Vergangenheit einen sechsstelligen Betrag, ohne es an die große Glocke zu hängen, Aufmerksamkeit möchte er damit gerade nicht erregen.
RWE-Boss Uhlig sieht diese Partnerschaft als Ideallösung an, nimmt sie doch alle Kräfte im Verein mit, da mit dieser Lösung eine Ausgliederung der Profiabteilung nicht von Nöten sein wird: Auch auf einen Sitz im Aufsichtsrat verzichtet der großzügige Partner. „Herausgekommen ist eine Form der Zusammenarbeit, wie sie in Fußball-Deutschland wohl ihresgleichen sucht. Wir erhalten eine Unterstützung mit Rat und Tat, ohne dabei ein wirtschaftliches Risiko einzugehen.”
Denn neben der finanziellen Unterstützung ist Peljhan auch noch als Berater für RWE aktiv. Einmal die Woche treffen sich Uhlig und der erfolgreiche Unternehmer, um die Vereinsarbeit in Sachen E-Commerce, Merchandising und Mehrerlös-Potenziale zu optimieren. Uhlig spricht bei dieser Zusammenarbeit von einer „Frischzellenkur” für den Verein.
Investition ist für Peljhan eine Herzensangelegenheit
Wer den Haken bei dieser Zusammenarbeit vermisst, der wird vergeblich suchen. Der pressescheue Peljhan, der sonst nie Erklärungen abgibt, ließ zumindest auf Nachfrage dieser Redaktion durchblicken, dass er eine langfristige Partnerschaft anstrebe. Fußball sehe er aufgrund der Unberechenbarkeit nicht als Renditemöglichkeit, sondern durch die Emotionalität als Herzensangelegenheit. Peljhan: „RWE braucht das Initial, um aus der Regionalliga zu kommen.”
Eine Tilgung dieser Unterstützung erfolgt nur, wenn Rot-Weiss Essen in den Bereichen Zuschauer-Einnahmen und Sponsoring höhere Einnahmen erzielt als geplant. Von diesen Mehreinnahmen erhält Peljhan einen bestimmten „überschaubaren Prozentsatz”, der zudem der Höhe nach pro Saison gedeckelt sei, so der Verein.
Die vierte Dauerkarte ist eine Ehrenkarte
Ach ja, und zur neuen Saison hat er sein Engagement auf vier Dauerkarten erhöht, zu „Hoch3-Konditionen”, versteht sich. Da wusste Uhlig aber, was sich gehört: Zahlen muss er nur für drei, die vierte gibt es als Ehrenkarte! Ehrensache.
Also, liebe Westkurven-Besucher, Augen auf beim nächsten Stadionbesuch: Der Typ neben euch, mit Bratwurst und Bierchen, er könnte der Gönner sein!