Nach der 1:2-Niederlage gegen Aachen hält sich die Kritik in Grenzen. Rot-Weiss hatte alles gegeben - und hat das Pokalfinale in der Hinterhand.

  • Rot-Weiss muss nach dem 1:2 gegen Aachen weiterhin auf den ersten Heimsieg in diesem Jahr warten
  • Trainer Sven Demandt empfand die Niederlage als unverdient und lobt die Einstellung seines Teams
  • Das Comeback von Torhüter Niclas Heimann nach langer Verletzungspause sorgt auch für Diskussionen

Zum Glück schwirrte vielen RWE-Fans am Freitagabend noch immer der Pokaltriumph von Wuppertal in den Köpfen herum. Der Einzug ins Verbandspokal-Finale und die Aussicht, in der kommenden Saison erneut in der Hauptrunde des DFB-Pokals vertreten zu sein, ist Balsam auf die geschundene Essener Fußballseele - sportlich und finanziell. Dieses Ziel ist noch erreichbar - immerhin. Andernfalls wäre die Reaktion auf den Rängen nach der 1:2-(0:0)-Niederlage gegen Alemannia Aachen heftiger ausgefallen, denn auch das dritte Heimspiel in diesem Jahr brachte keinen Erfolg.

Schiedsrichter gibt einen berechtigten Foulelfmeter

Man sah es den Gesichtern an, Mimik und Gestik waren eindeutig: Die Enttäuschung saß tief. Die Essener hatten geschuftet, hatten dem inneren Schweinhund und der Müdigkeit getrotzt. Doch all das nutzte ihnen nichts. Aachen ging in Führung (52.), Benni Baier glich postwendend aus. Und schließlich schnappten sich die Gäste kurz vor Schluss die Punkte, als Schiedsrichter Jolk gar nicht anders konnte, als auf den Elfmeterpunkt zu zeigen. Joy-Lance Mickels war in den Strafraum gesprintet und von Philipp Zeiger zu Fall gebracht worden. Der Ex-Essener Jerome Propheter verwandelte cool zum 2:1 (88.), was die Aachener so ausgelassen mit ihren Fans feierten, als hätten sie gerade die Hand nach dem Titel ausgestreckt. Dabei muss sich die Alemannia nach dem Insolvenz bedingten Neun-Punkte-Abzug erst einmal in der Tabelle wieder in den einstelligen Bereich vorkämpfen.

 Torwart Niclas Heimann stand gegen Aachen erstmals wieder in der Startelf.
Torwart Niclas Heimann stand gegen Aachen erstmals wieder in der Startelf.

Aachens Trainer Fuat Kilic war natürlich begeistert von seinen Jungs. Und der Sieg, ja, der sei auch völlig verdient, meinte er im Überschwang. Woraufhin ihm sein Kollege Sven Demandt energisch widersprach: „Ich habe da eine andere Meinung. Wir haben es auf jeden Fall nicht verdient, dieses Spiel zu verlieren.“ In der ersten halben Stunde hatte RWE nicht richtig in die Partie gefunden, doch dann bissen sich die Roten hinein in die Aufgabe und erarbeiteten sich Vorteile. Wille und Entschlossenheit waren nicht zu übersehen und ein Chancenplus besaß der Gastgeber schließlich auch. „Nach dem Pokalspiel war es nicht so einfach, eine solche Leistung zu bringen. von daher ziehe ich vor der Mannschaft alle Hüte. Sie hat vor allem in der zweiten Hälfte alles rausgehauen, was noch drin war“, lobte Demandt.

Ersatzbank bietet kaum Alternativen für die Offensive

Möglichkeiten, noch einmal für richtig Schub von der Bank aus zu sorgen, hatten der Trainer nicht, denn dort saß nur noch Jeffrey Obst als Alternative für die Offensive. Und in Boris Tomiak und Ismael Remmo waren zwei Youngster im Aufgebot, die letztlich ihre Energie wohl besser in den Abstiegskampf der A-Jugend investieren sollen.

Also musste Demandt improvisieren. Patrick Huckle (für Nico Lucas) und Jan-Steffen Meier (für Bednarski) waren beim Stand von 1:1 zwei defensive Wechsel. Also wurde taktisch umgestellt. Meier ersetzte Lukas im Mittelfeld auf der Sechs, Tolga Cokkosan rückte links in die Offensive für Bednarski.

Noch ein Tausch sorgte für Diskussionsstoff. Im Tor stand diesmal Niclas Heimann für Robin Heller, der in den Wochen zuvor eine tadellose Leistung abgeliefert hatte. Für Heimann war es der erste Pflichtspieleinsatz nach einer zweimonatigen Verletzungspause. Sven Demandt erklärte später seine Entscheidung: „Normalerweise wechseln wir immer im Pokal den Torwart. Das haben wir diesmal nicht so gemacht. Nic hat zwei Monate lang nicht gespielt, da wollten wir gegen Wuppertal nichts riskieren.“

Beide Torhüter haben ihre Sache bisher gut gemacht

Wer denn nun die wahre Nummer eins ist? Schwer zu beurteilen. Falls es sie überhaupt gibt. Trainer Demandt will sich jedenfalls nicht festlegen. Heimann, damals noch Stammkeeper, sei aus Verletzungsgründen aus der Mannschaft gerutscht, „hatte aber bis dahin immer gut gehalten“. An der Niederlage gegen Aachen trug der Keeper jedenfalls keine Schuld.

Auch Heller habe seine Sache sehr gut gemacht, findet der Chefcoach, der somit auf dieser Position ein Luxusproblem hat. Mal sehen, wer am kommenden Samstag bei Borussia Dortmund II auflaufen wird. Demandt jedenfalls nimmt’s gelassen: „Ich wünschte, wir hätten auf jeder Position einen solchen Konkurrenzkampf.“