Essen. Regionalliga-Klubs aus dem Revier weisen den Vorwurf der Misswirtschaft zurück. RWE und RWO kämpfen zusammen gegen DFB-Vizepräsident Rainer Koch.
Michael Welling ist auf der Palme. Hajo Sommers auch. Die Chefs der beiden Revier-Regionalligisten Rot-Weiss Essen und Rot-Weiß Oberhausen sind sauer auf den Deutschen Fußball-Bund (DFB), im Besonderen auf dessen Vizepräsidenten Rainer Koch. Der für den Amateurfußball zuständige Funktionär hat behauptet, die Finanznöte der Regionalligisten seien meist hausgemacht. Das betreffe zumeist Traditionsvereine, die „sich als Profi-Vereine sehen. Die vierte Liga ist allenfalls eine Halbprofi-Liga“, sagte er. Nicht nur Welling wehrt sich vehement: „Von der Regionalliga als Halbprofi-Liga zu sprechen, ist schlicht Unsinn und verstellt den Blick auf die Realitäten“, betont der RWE-Präsident.
Rot-Weiss Essen, Rot-Weiß Oberhausen, Wattenscheid 09, Alemannia Aachen: Es sind Vereine mit klangvollen Namen, die sich in der Regionalliga West tummeln. Traditionsvereine, die derzeit eines gemeinsam haben: Ihnen fehlt das Geld, um an die Erfolge alter Tage anknüpfen zu können. Die Vereine beklagen, dass sie im Vergleich zu den Klubs der drei Profiligen stiefmütterlich behandelt werden.
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Michael Welling hat deshalb auf die Aussagen Kochs mit einem offenen Brief reagiert. „Die Entscheidung über die Einführung von (Voll-)Profitum hat nichts mit der Liga selbst zu tun, sondern mit den Zielen und finanziellen Möglichkeiten der Vereine“, schreibt er. Welling bezeichnet Kochs Ausführungen darüber hinaus als „widersprüchlich“. Der Grund dafür sei, dass in der Regionalliga Reserve-Teams der Bundesligisten am Spielbetrieb teilnehmen dürfen. „Wollen Sie etwa tatsächlich Glauben machen, dass die Spieler der U-Mannschaften unter ‘Halbprofi-Bedingungen’ arbeiten?“, lautet seine Frage an den DFB-Funktionär.
Rückendeckung erhält der RWE-Präsident aus der Nachbarschaft. Lokalrivale Rot-Weiß Oberhausen schleppt seit dem Doppel-Abstieg aus der 2. Bundesliga bis hinunter in die Regionalliga (2010 bis 2012) einen Schuldenberg vor sich her. Aktuell fehlen noch rund 500 000 Euro. Ohne die TV-Gelder aus der 2. Liga geriet der Verein in die Schieflage. Seitdem läuft in Oberhausen die Konsolidierung. Parallel dazu betreibt RWO weiterhin Profifußball. Um sportlich konkurrenzfähig zu bleiben, wie Präsident Hajo Sommers versichert.
Sommers: „Eine Unverschämtheit“
Auf die Aussagen Kochs reagiert der Vorsitzende der Oberhausener noch impulsiver als sein Essener Kollege: „Das ist eine Unverschämtheit“, wettert Sommers. „So wie Herr Koch das schildert, sollen wir mit Theken-Truppen gegen die U-Teams der Bundesligisten antreten. Offenbar sind wir nur dafür da, damit der Bundesliga-Nachwuchs Gegner hat. Würden wir diese Vorschläge umsetzen, wäre das der Tod aller Traditionsvereine.“
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Sowohl Sommers als auch Welling sehen die Zeit für eine Strukturreform in Liga vier gekommen. Der Aufstiegsmodus ist seit seiner Einführung zur Saison 2012/13 umstritten. Es gibt zu wenige Aufstiegsmöglichkeiten. Alle Meister der fünf Regionalliga-Staffeln sowie ein Vizemeister müssen den Gang in die Relegation antreten. „Dass die Meister nicht direkt aufsteigen, ist auch aus meiner Sicht nicht gut, allerdings eine leider unvermeidbare Schwäche der aktuellen Ligastruktur“, sagte Koch vor einem Jahr dieser Redaktion.
Die Idee: Eine neue Liga
Eine Lösung für das Problem sei trotz aller Proteste in den nächsten Jahren aktuell nicht in Sicht. Stattdessen kritisiert Koch nun die Vereine dafür, „nichts mit der Regionalliga zu tun haben zu wollen“. Auch diese Aussage stößt bei RWE-Boss Welling auf Unverständnis. „Für viele Vereine mit Fanzuspruch und Tradition ist die Regionalliga die Bretterklasse, mit der man sich nicht zufrieden geben will und kann.“ Eine Lösung wäre für Welling eine zweigleisige vierte Liga, oberhalb der Regionalliga. Denn: „Alles ist besser als der gegenwärtige Zustand.“