Essen. Dem traditionsreichen Eishockey-Verein fehlen rund 90.000 Euro. Insolvenzverwalter Niering schlägt Alarm – es droht das endgültige Aus.

Die Moskitos stehen einmal mehr am Abgrund. Vor der erneuten Pleite – vor dem endgültigen Aus, um es ganz deutlich zu machen. Nicht nur, dass die Oberliga-Mannschaft unmittelbar vor der Abmeldung steht. Das klaffende Finanzloch bedroht den gesamten Verein mit seiner erfolgreichen Jugend – den Eishockey-Standort Essen.

Es ist also kein Geld mehr da. Mal wieder. Diesmal geht es um 90 000 Euro, die fehlen. Zuletzt hatte der Klub 2011 einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen müssen. Genau dieses Verfahren ist eigentlich im November 2014 erfolgreich beendet worden: 750 000 Euro Schulden konnten aus den Büchern des Klubs gestrichen werden, darunter waren die ganzen Altlasten, die der ESC angehäuft hatte.

Viele Versprechungen, keine Taten

Die Gläubigerversammlung hatte ihren Segen, den Moskitos eine weitere Chance gegeben. Und nun das: Der ESC funkt SOS, obwohl doch der Insolvenzverwalter noch immer das Sagen hat am Westbahnhof, da das Insolvenzverfahren offiziell noch bei Gericht anhängig ist. „Auf der Zielgeraden droht uns jetzt doch noch die Luft auszugehen“, so Dr. Christoph Niering gegenüber dieser Zeitung. Und er ergänzt: „Es sieht schlecht aus.“

Gründe für die erneut (fast) aussichtslose Lage nennt er derer drei: Das berühmte i-Tüpfelchen sei die Einführung des Mindestlohns von 8,50 Euro die Stunde gewesen, so Niering. Er sei ein großer Verfechter dieser Regelung, die Sinnhaftigkeit bei Sportmannschaften zweifle er aber an. „Bei den Trainern und Spielern mussten wir die Zeiten reduzieren, um mit dem, was wir haben, den Mindestlohn zahlen zu können. Aber das ist im Sport kontraproduktiv.“ Wie gesagt: Es war das i-Tüpfelchen.

Schwerer wiegt zweitens die Zurückhaltung bei den Sponsoren (Niering: „Es wurde viel versprochen, aber es sind zu wenig Taten gefolgt.“), und drittens: die komplett eingestellte Unterstützung durch die Stadt und die städtischen Tochterunternehmen.

Niering: „Es geht um 180 Jugendliche“

Insolvenzverwalter Christoph Niering lenkt den Fokus vor allem auf die Jugendabteilung: „Sportlich wird man Abstriche machen müssen. Aber es geht um 180 Jugendliche aus zehn Nationen, die sonst vielleicht auf der Straße sitzen.“

Der Sport biete einen einzigartigen Weg, dass Kinder unterschiedlicher nationaler und sozialer Herkunft und unterschiedlicher Religion friedlich miteinander spielen. „Das ist gelebte Sozial- und Integrationsarbeit.“

Hoffnung auf - kleine - Hilfe der Stadt

Genau hier will Niering noch einmal ansetzen. Natürlich hat sich auch bis Köln herum gesprochen, wie schlecht es der Stadt Essen finanziell geht. Und ja, „Schwamm drüber“, dass es seit Anfang Dezember keine Gespräch bei der Stadt gegeben hat. Nur: Jetzt geht es eben um alles. „Wir wissen, dass uns die Stadt nicht mit größeren Beträgen unterstützen kann.“ Aber auf die Miete für die Eishalle zu verzichten, das wäre ein Anfang. Zumal man trotz der rund 25 000 Euro Miete im Jahr viele Abstriche machen müsste: „Wir können die Halle nicht die ganze Zeit nutzen, nicht vermarkten, wie es uns weiterhelfen würde.“ Ein weiterer Punkt: Das Catering, das nicht in der Hand des ESC liegt. Insgesamt summiert sich die fehlende städtische Unterstützung auf 75 000 Euro im Jahr.

Es gehe nicht um Schuldzuweisungen. Weder in die eine Richtung, noch in eine andere. Nein, es ist ein Appell. Ein Versuch, die 90 000 Euro große Lücke doch noch zu schließen. Am Freitagabend gab es eine entsprechende Mitteilung auf der Homepage der Moskitos, in der sich Niering wie folgt äußert: „Falls es nicht gelingt, im Laufe der kommenden zehn Tage die Etatlücke zu schließen und das Insolvenzverfahren wie geplant beenden zu können, sehen wir keine Grundlage mehr für den Fortbestand des Vereins und damit den Eishockeystandort Essen.“

Jetzt gilt es also. Der ESC greift wohl nach dem allerletzten Strohhalm. Die Fans könnten im Heimspiel gegen Duisburg am Sonntag (18.30 Uhr, Westbahnhof) schon einmal ein Zeichen setzen.