Leipzig. . Hätte der MSV Duisburg die Zweitliga-Lizenz erhalten, Anthony Jung würde nun aller Voraussicht nach die linke Abwehrseite der Meidericher beackern. Die Zebras landeten in Liga drei, Jung ebenfalls - bei RB Leipzig. Am Sonntag kommt es bereits zum Wiedersehen.

Er war noch gar nicht richtig in Duisburg angekommen, da packte er schon wieder die Koffer. „Wir hätten eine richtig gute Zweitligamannschaft gehabt, aber leider hat sich beim MSV Duisburg nach dem Lizenzentzug alles zerstreut“, sagt Anthony Jung.

Für den Außenverteidiger ist die Fußballwelt am Sonntag besonders verrückt. Da trifft Jung mit seinem neuen Klub RB Leipzig auf seinen Kurzzeit-Verein MSV Duisburg. „Das ist ein komisches Spiel. Schließlich war ich im Juni ein Teil der neu zusammengestellten Duisburger Mannschaft“, sagt Jung.

Nur ein Testspiel mit den Zebras

Der gebürtige Spanier sollte die linke Abwehrseite bei den Meiderichern beleben. Der 21-jährige Defensivmann kam vom FSV Frankfurt an die Wedau, absolvierte auf Duisburger Boden ein einziges Testspiel. Mit den Zebras siegte Jung 5:1 beim Duisburger SV 1900. Dann, ein paar Trainingstage später, wurde der MSV-Einspruch vor dem ständigen neutralen Schiedsgericht in Frankfurt abgeschmettert.

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Alle Spielerverträge verloren ihre Gültigkeit, der MSV stand ohne Personal da. Timo Perthel wechselte zu Eintracht Braunschweig, Sören Brandy zu Union Berlin, Goran Sukalo zu Greuther Fürth – und Anthony Jung zu Rasen Ballsport Leipzig. „Wir haben natürlich in der Phase zwischen Trainingsstart und Schiedsgerichtsverhandlung das Beste gehofft und wollten unbedingt mit dem MSV in der 2. Liga spielen. Wir haben so gearbeitet, als wenn die Lizenz erteilt würde. Das lief alles sehr professionell. Ich wurde in Duisburg prima aufgenommen“, blickt Jung zurück.

Doch auf einmal landete sein Trikot mit der Rückennummer „3“ in der Kiste mit der ausrangierten MSV-Sportkleidung. Nach dem bestätigten Zweitliga-Aus sortierte sich ein Großteil der Spieler neu. „Jeder denkt in so einer Situation an seine Zukunft. Bei mir ging alles relativ schnell. Das Leipziger Interesse war da. Ich habe mir das angehört“, so Jung, der einen Dreijahresvertrag in der Messestadt unterschrieb.

Drähte sind mittlerweile abgekühlt

Trotzdem hat er unter sein Kurzkapitel in Duisburg keinen Haken gemacht. Jung: „An so einer Entscheidung, ob ein Verein Zweitligist bleibt oder runter muss, hängt nicht nur für die Spieler viel. Da hängt auch für Fans, Mitarbeiter und Umfeld eine Menge dran. Ich habe mich richtig gefreut, dass der MSV jetzt in der 3. Liga Fuß gefasst hat und neu starten kann. Wenn man sieht, wie viele Traditionsklubs auf der Strecke bleiben, ist das schon traurig. Da muss nicht noch einer dazu kommen.“

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Bei den „Roten Bullen“ hat Jung sofort den Sprung in die Stammelf gepackt. Zum Pokalspiel gegen Augsburg (0:2) kamen 30 000 Fans, auch am Sonntag gegen Duisburg werden über 10 000 Zuschauer erwartet. „Mit dem Verein hatte ich ein glückliches Händchen“, sagt der frühere Junioren-Nationalspieler, „ich wurde gut aufgenommen, wir hatten sportlich einen erfolgreichen Start.“ Dampf auf dem Kessel ist bei den finanziell glänzend aufgestellten Leipzigern ohnehin. „Wir machen uns keinen Druck. Über das Ziel Aufstieg wird nicht geredet“, sagt Jung zwar, aber hinter den Kulissen sieht die Sache anders aus. Intern soll Red-Bull-Sportdirektor Ralf Rangnick über das Leipziger Ausscheiden gegen Augsburg reichlich angefressen gewesen sein.

Jung schwärmt vom Leipziger Umfeld

Das belegt auch das ständige Wachstum im RB-Umfeld. „Hier geht alles Richtung Profibereich. Ich habe schon ein paar Vereine kennengelernt, aber hier in Leipzig sind Umgebung, Strukturen und Potenzial enorm. Diese Euphorie habe ich in der Form noch nicht erlebt. Die Weichen sind klar auf Zukunft gestellt“, erklärt Jung.

Dass den vom Energydrink Red Bull gepowerten Leipzigern bundesweit wenig Sympathien zufliegen, hat Tony Jung bereits registriert. „Ich sehe die negativen Reaktionen, die es gegen unseren Verein gibt, als Motivation. Für mich persönlich ist das eher Ansporn als Niederschlag“, erklärt der Linksfuß. Die Drähte nach Duisburg sind mittlerweile abgekühlt. „Mit Marvin Knoll, der ebenfalls einen Zweitligavertrag in Duisburg hatte, habe ich noch telefoniert, als er beim FSV Frankfurt mittrainiert hat. Zu den anderen Spielern ist der Kontakt abgerissen. Wir kannten uns einfach zu wenig. Wenn wir ein Jahr zusammengespielt hätten, wäre sicherlich mehr entstanden“, meint Jung.