Duisburg. Auch ohne den gleichzeitigen Abstieg der Männer hätte es keine Bundesliga-Zukunft für die Frauen des MSV geben können. Ein Kommentar.
Gab es einen Aufschrei in der Stadt? Politische Empörung? Fan-Demos? Nein, dergleichen war nicht zu vernehmen, als der MSV Duisburg am vergangenen Dienstag bekanntgab, den Antrag für die Teilnahme an der 2. Bundesliga für sein Frauenteam zurückziehen zu wollen. Nach mehr als 40 Jahren endet in Duisburg die Zeit des hochklassigen Fußballs in der weiblichen Ausprägung still, leise, nahezu unbemerkt. Die kleine Gruppe der Menschen, die sich zuletzt noch in der Schauinsland-Reisen-Arena eingefunden hatte, mag es bedauern, darüber hinaus bleibt ein Echo aus. Zehneinhalb Jahre in Zebrastreifen haben die vormals große Begeisterung auf ein Minimum zurückgefahren.
Interessanterweise ist die Reaktion jenseits der Stadtgrenzen eine andere. Da haben zum Beispiel die zugriffsstarken Social-Media-Kanäle der überregionalen Medien vergleichsweise unreflektiert, weil bisher auch meistens uninteressiert, die Pressemitteilung des MSV übernommen, in der es hieß, „aufgrund des Abstiegs der 1. Herrenmannschaft in die Regionalliga“ könne das „planerische Defizit“ bei den Frauen nicht aufgefangen werden. Der Umkehrschluss lautet also: Wären die Männer nicht abgestiegen, würden die Frauen 2. Bundesliga spielen. Das sorgte erwartbarerweise bei den ebenfalls eher mäßig über die Hintergründe informierten Nutzerinnen und Nutzern für schnelle Empörung. Verzeihung, aber wer‘s glaubt und wie dort geschehen sich darüber echauffiert, wird selig. Die Abwicklung des Frauenteams stand im Prinzip in dem Moment fest, als der längst ungeliebte Sponsor und strategische Taktgeber Capelli Sports seinen Rückzug angekündigt hatte. Die Suche nach einem neuen Gönner, die Vorstandsmitglied Uwe Struck praktisch im Alleingang betrieb, hatte ungeachtet seiner ehrenwerten Bemühungen etwas Alibihaftes.
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Wahr ist: Seit dem Übergang vom insolventen FCR 2001 zum MSV am Jahreswechsel 2013/14 sind die Kickerinnen im neuen Verein nie richtig heimisch geworden. Spielort in Homberg, Trainingsstätte in Hüttenheim, ab und zu mal Interviewgäste vor den Heimspielen der Männer in der Arena, das war über Jahre der Normalzustand, der die Frauen nie über den Status eines Fremdkörpers hinauskommen ließ. Schon vor einigen Jahren ließ der damalige Geschäftsführer Peter Mohnhaupt das Damoklesschwert der Abmeldung über dem Frauenteam schweben und machte damit deutlich, wie wenig ihm diese Sparte der Vereinsvielfalt bedeutete.
Der jetzige Schritt ist nicht mehr als ein überfälliger Vollzug. In einem Umfeld von Vereinen, die eine Zukunft für den Frauenfußball erkennen, wäre der MSV schlichtweg deplatziert gewesen. Stattdessen gibt es künftig nur noch „leistungsorientierten Breitensport“, was auch immer man sich darunter vorstellen soll. Für die Außenwirkung der weiter schrumpfenden „Sportstadt Duisburg“ wird es kaum noch Bedeutung haben.