Duisburg. Die Footballer, die ihre Heimspiele in Duisburg austragen, sind der Meister der ELF. Coach Jim Tomsula erklärt, worauf es 2024 ankommt.
Trainer weichen der Frage nach einem Saisonziel gerne aus. Oft sagen sie dann: „Wir wollen besser sein als im vergangenen Jahr.“ Jim Tomsula kann das so nicht sagen – denn Rhein Fire hat im Jahr 2023 nicht nur die Meisterschaft in der European League of Football gewonnen, die Rheinländer haben sogar eine „perfekte Saison“ gespielt. Heißt: Die Weinroten haben jedes einzelne Saisonspiel gewonnen. Was sagt der Coach also seinen Spielern, die einzige Veränderung wäre ja die zum Schlechteren? „Genau das haben wir in den ersten Tagen der Vorbereitung angesprochen“, sagt Tomsula. „Es hat sich im Kader einiges verändert. Daher erklären wir den Jungs: die 2024er Rhein-Fire-Mannschaft hat noch nichts gewonnen. Meister wurde die 2023er Rhein-Fire-Mannschaft.“
- Duisburgs OB Sören Link empfängt Football-Meister Rhein Fire
- Überraschend: Millionen-Segen für Duisburg durch Groß-Events
- Rhein Fire weicht für ein Spiel nach Oberhausen aus
- Rhein Fire verpflichtet XFL-Rekordhalter Kelvin McKnight Jr.
- Rhein Fire holt Spieler mit NFL-Erfahrung
- Neuer US-Spieler für Rhein Fire
Tatsächlich verfügt Rhein Fire nach wie vor über eine außerordentlich gut besetzte Mannschaft. Jadrian Clark darf weiterhin als einer der besten, wenn nicht der beste Quarterback der ELF gelten. Und mit Kelvin McKnight haben ihm die Club-Oberen einen neuen Passempfänger „besorgt“, der sogar in der XFL (inzwischen UFL) auffiel, die gemeinhin als stärker als die ELF gelten darf.
Jim Tomsula: Akribische Leidenschaft
Dass Rhein Fire weiterhin als Topfavorit ins Rennen geht, hat aber auch viel mit Jim Tomsula selbst zu tun. Die Akribie, mit der sich der 56-Jährige jedem Aspekt seines Sports widmet, ist bemerkenswert. „Sie müssen mich manchmal stoppen“, sagt er mit einem Schuss Selbstironie bei der Saisonauftakt-Pressekonferenz zu einem Journalisten. Denn Fragen nimmt Tomsula zum Anlass, lange zu reden. Doch er schwadroniert nicht, er nimmt jede Frage ernst – und beantwortet sie so ausführlich wie möglich.
Ein Beispiel? Gerne. Die Frage lautet: Was könnte besser werden? Das Kicking zum Beispiel? Denn tatsächlich waren die Kicks beim ELF-Champion nicht immer das Gelbe vom Ei. Galten die Kicker im Football einst eher als „Zusatzunterhaltung“, nehmen immer mehr Coaches, auch die in der großen NFL, das Treten das Balles immer ernster. „Ich gebe aber zu, dass ich selbst keine Ahnung davon habe und nur das wiedergebe, was die Trainerexperten für das Kicking mir erklärt haben“, sagt Tomsula. Doch was er erklärt, gibt genaue Einblicke in den Trainingsablauf. „Vom Moment des Snaps bis zum Aufstellen des Balles und dem eigentlichen Kick sollten nur 1,4 Sekunden vergehen. Manchmal erreichen wir im Training 1,2, manchmal aber auch 1,5 Sekunden“, so der Headcoach. „Ein Kick ist einer der komplexesten Spielzüge im Football, weil drei Personen involviert sind. Dabei muss derjenige, der den Ball fängt, ihn exakt aufstellen und dann auch so, dass die Naht des Balles vom Kicker wegzeigt, da der Ball sonst überall hingeht, nur nicht ins Ziel“, sagt Tomsula. „Er muss ihn also sehen und wenn nötig drehen. Gleichzeitig muss der Kicker bereits seinen Kick durchführen. Und der Kicker wiederum sieht riesengroße Spieler auf sich zulaufen. Und das alles in 1,4 Sekunden.“
Weitere Artikel:
Daher lobt er Sebastian van Santen, seinen Kicker, der noch bis 2022/23 Fußball beim TSV Meerbusch gespielt hat. „Wir haben ihn ins kalte Wasser geworfen und er hat sich unglaublich entwickelt“, sagt Tomsula. „Im Training kickt er Weiten, die zu den besten Weiten in der NFL gehören.“ Trotz „perfekter Vorsaison“– ein Sportler kann immer besser werden. Und daran arbeiten Tomsula und sein Team.