Duisburg. Der Gegner des Zweitligisten hat nach einer Misserfolgsserie den Trainer gewechselt. Duisburgs Coach glaubt, dass das kein Nachteil sein muss.
Was sagen Fußballer, wenn sie das Phrasenschwein mästen wollen? „Wir denken nur von Spiel zu Spiel.“ Für Zweitligist MSV Duisburg kann sich diese Haltung lohnen. Auf Wochen bringt es vermutlich ohnehin nichts, auf die Tabelle zu starren. Das einzige, was sich da ablesen lässt: Das Zebra ist in höchster Not. Die Pokalniederlage hat zudem den Erfolgsdruck verschärft. Die fehlenden 1,38 Millionen Euro machen einen direkten Wiederaufstieg im Ernstfall deutlich schwerer. Dass am letzten Spieltag plötzlich auch die Konkurrenz punktete, tut ebenfalls nicht gut.
Solche Sorgen pumpen die Beine nur mit Blei voll. Deshalb macht konzentrierte Kurzsichtigkeit Sinn. Am Samstag um 13 Uhr läuft die Mannschaft von Trainer Torsten Lieberknecht beim Tabellenzwölften SpVgg Greuther Fürth auf. Der MSV geht als Tabellenvorletzter in die Partie. Das Etappenziel, das im günstigsten Fall zu erreichen ist, wäre der erste Nichtabstiegsrang. Aber wie gesagt, diese Wasserstandsmeldungen sind derzeit kaum hilfreich.
„Weiter trainieren, an den Details arbeiten“
Entscheidend ist das, was auf dem Platz geboten wird. Wichtigste Aufgabe: Die Abwehr muss die Torflut dämmen. 20 Gegentreffer in den letzten sieben Spielen sprechen für ein enormes Leck im Verbund. Trainer Torsten Lieberknecht blieb am Donnerstag vage, was die Reparatur angeht: „Weiter trainieren, an den Details arbeiten, die Dinge ansprechen und analysieren“, nannte er als Maßnahmen. Zur Aufstellung sagte er noch weniger.
Einer der Gründe dafür: Nach dem Start ins neue Jahr mit drei Spielen innerhalb von einer Woche habe er so viele angeschlagene Spieler, dass er sie gar nicht aufzählen mag. Immerhin, die „blauen Flecken“ sollten bis Samstag ausgeheilt sein. Bei Enis Hajri, der beim 3:2 gegen Darmstadt die rechte Abwehrseite beinhart verteidigt hat, geht ebenfalls die „Tendenz in Richtung einsatzfähig“, wie der Coach sagte. Weil es aber nur eine Tendenz ist, hat der Coach seinen Außendienstmitarbeiter Andreas Wiegel öffentlich von aller Schuld am 1:1 gegen Paderborn freigesprochen.
John Verhoek durfte am vorausschauenden Pressegespräch am Donnerstag teilnehmen und davon sprechen, dass er der Mannschaft noch helfen werde. Eine Einsatzgarantie ist das nicht, aber zumindest ein Fingerzeig. Stanislav Iljutcenko ist der andere Kandidat für die Position und kann immerhin im Gegensatz zu Verhoek zwei Ligatreffer vorweisen.
Wohl weiter im 4-1-4-1-System
Die taktische Ausrichtung lässt sich ebenfalls nur ableiten. Lieberknecht betont, dass im Pokal gegen Paderborn die bessere Mannschaft ausgeschieden sei. Er sagt auch: „Wir sind auf dem richtigen Weg.“ Übersetzt bedeutet dies, dass er an seiner Ausrichtung mit einem 4-1-4-1 oder eine Spielart davon festhält. Kevin Wolze bleibt eher links vorne. Cauly Souza in der Zentralen. Die nach dem 1:2 in Bochum gefundene Ordnung bescherte dem MSV eine beachtliche Offensivkraft. Jetzt gilt es, da vorne dann auch mal zu „vollenden“ und hinten sicher zu stehen.
Da trifft es sich ganz gut, dass der Gegner das Toreschießen offenbar verlernt hat. Seit dem 1. Dezember gelang den Franken in sechs Partien kein Treffer. Nur einen Punkt holte die Mannschaft. Trainer Damir Buric hat das den Kopf gekostet. Nach dem 0:6 in Paderborn wurde der Übungsleiter durch Stefan Leitl ersetzt. Der 41-Jährige hatte Ende September beim FC Ingolstadt den Stuhl vor die Tür gestellt bekommen. Dass Fürth ausgerechnet vor dem Spiel gegen die Zebras den Wechsel vorgenommen hat, sieht Lieberknecht nicht als Nachteil: „Wenn wir unsere Dinge besser machen, dann spielt der Trainerwechsel keine Rolle.“ Die Vorhersage der Taktik falle schwerer, so der Coach. Ob Leitl seine Spielidee innerhalb einer Trainingswoche umgesetzt bekomme, bleibe ungewiss.
Mehr Siege als Niederlagen für neue Trainer
Rückblickend auf die Trainerwechsel in dieser Zweitliga-Saison lässt sich festhalten: Fünf neue Besen fegten zum Debüt einen Sieg ein, zwei mussten Scherben aufs Kehrblech schieben. Einmal gab es ein Remis. Übergangstrainer sind dabei nicht mitgerechnet.
Weil das Phrasenschwein nicht so leicht satt wird: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Die Partie in Fürth dient als Eichmaß für die neue Ordnung im MSV-System. Steht die Abwehr sicher, lässt sich damit weiterarbeiten. Schluckt man wieder mindestens zwei Tore, darf man berechtigt an der Ausrichtung zweifeln. In 20 Ligaspielen bisher gelangen dem MSV nur zweimal drei Tore. Dreimal glückten zwei Tore.
Aber es gilt auch: In einem Spiel kann immer alles gehen. Und bevor die Unken quaken, muss am Samstag erst mal gespielt werden.