Duisburg. . Beim 3:2-Sieg über den FSV Frankfurt ziehen die Zebras den Unmut der Fans auf sich, weil sie nach dem Spiel nicht in die Kurve gingen.
- Die MSV-Spieler verzichten nach dem Spiel auf Jubelarien mit den Fans und ernten Pfiffe
- Enis Hajri ist mit einer Vorlage und dem Siegtreffer der Mann des Tages
- Dem MSV Duisburg fehlen nur noch sieben Punkte zum Aufstieg
Jetzt sind es sechs Punkte Vorsprung auf Platz drei. Noch vier Spiele stehen für den Fußball-Drittligisten MSV Duisburg auf dem Programm. Sieben Punkte – und der Sprung in die 2. Bundesliga ist perfekt. Das ist ein Nährboden für Euphorie und Zufriedenheit. Doch am Samstag war das beim 3:2 (0:2)-Erfolg über den FSV Frankfurt nicht zu spüren. Im Gegenteil: Fans und Mannschaft saßen am Samstag nicht im selben Boot. Das Team verzichtete auf die gewohnte Siegesfeier am Zaun der Fantribüne, die Anhänger quittierten das mit einem Pfeifkonzert.
Gruev kündigt Gespräch an
Schon zur Pause, als der FSV Frankfurt mit 2:0 führte, gab es viele Pfiffe. Zudem verhöhnten einige Fans die Zebras: „Oh, wie ist das schön.“ MSV-Kapitän Branimir Bajic erklärte die Situation nach dem Spiel so: „Das hatte nichts mit den Pfiffen zur Pause zu tun. Wir waren selbst sehr unzufrieden mit unserer Leistung. Da gab es nicht viel zu feiern.“ Spielmacher Fabian Schnellhardt sagte: „Es ist nicht leicht für uns, mit einem Rückstand, Pfiffen und Häme in die Kabine zu gehen.“
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Trainer Ilia Gruev schien angesichts des Disputs zwischen Mannschaft und Fans irritiert: „Das werden wir intern besprechen. Wir brauchen den Schulterschluss mit unseren Fans.“
Zum fünften Mal in der Rückrunde drehte der MSV ein Spiel nach einem Rückstand. Doch zwischen dem Spektakel beim 3:2 gegen Preußen Münster im Februar und dem jüngsten Erfolg gegen den FSV Frankfurt lagen in der Wahrnehmung der Emotionen Welten. Letztlich waren es acht Minuten mit drei Treffern, die zur Wende im Spiel führten und dem MSV einen ärgerlichen Fehltritt ersparten.
„Haben total versagt“
Für den Unmut der Fans, die in dieser Saison eben nicht oft eine furios aufspielende Spitzenmannschaft bejubeln konnten, gab es in der ersten Halbzeit, die Ilia Gruev später als „katastrophal“ bezeichnete, genügend Gründe. „Wir haben total versagt. Wir haben es komplett verpennt“, gestand Branimir Bajic. „Duisburg hat früh mit langen Bällen gearbeitet. Da haben wir gemerkt, dass sie Probleme haben“, analysierte Ex-MSV-Spieler Christopher Schorch den ersten Durchgang.
Mit zwei frühen Treffern durch Cagatatay Kader (12.) und Bentley Baxter Bahn (20.) ging der Insolvenzklub mit 2:0 in Führung. Ex-MSV-Trainer Gino Lettieri rührte bei seiner Rückkehr an die alte Wirkungsstätte viel Beton an. Er spielte in der Abwehr mit einer Fünferkette. Wie in der vergangenen Zweitliga-Saison mit dem MSV in Bochum, wofür Lettieri damals viel Kritik einstecken musste. Ein Sieg mit dieser Taktik – das wäre für Lettieri ein besonderes Bonbon gewesen.
In der Pause wurde Ilia Gruev in der Kabine laut. Die Flügelspieler Thomas Bröker und Andreas Wiegel kehrten nicht mehr aufs Feld zurück. Der Trainer sagte hinterher, dass er am liebsten mehr Spieler ausgetauscht hätte, wenn die Regeln das zugelassen hätten.
Hajri war der Matchwinner
Im zweiten Durchgang drehte der MSV das Spiel – großen Anteil daran hatte Enis Hajri. Der Deutsch-Tunesier war als Ersatz für den gesperrten Kevin Wolze auf der Linksverteidiger-Position im Einsatz – was wiederum die Laune von Fabio Leutenecker nicht aufgehellt haben dürfte.
Hajri bereitete den Anschlusstreffer von Kingsley Onuegbu per Flanke vor (53.) und erzielte acht Minuten später mit einem Kopfball den Siegtreffer für den MSV. Der 34-Jährige, der erst seinen fünften Startelf-Einsatz absolvierte, wertete das nicht als Überraschung. „Viele hatten mich schon abgeschrieben. Aber mit mir ist immer noch zu rechnen“, so der Defensiv-Allrounder, dessen Vertrag beim MSV auch noch für die kommende Saison Gültigkeit hat.
Bei der Duisburger Aufholjagd halfen die Frankfurter indes kräftig mit. Beim 1:2 stand Torwart Jannis Pellowski viel zu weit vor seinem Kasten, das 2:2 erzielte Denis Streker per Eigentor (57.). Mit dem Treffer zum 3:2 war die Frankfurter Moral gebrochen, die Gäste konnten nicht mehr zurückschlagen. Allerdings vollbrachte auch der MSV nichts Gefährliches mehr – was auf den Zuschauerrängen auch keine Begeisterung mehr auslöste.
Der Sieg über Frankfurt war trotz aller Missklänge der nächste Schritt Richtung Aufstieg. „Mit solchen Spielen steigt man auf“, sagte Fabian Schnellhardt. Auch Gino Lettieri – „Ich bin vor dem Spiel beinahe in der falschen Kabine gelandet, wenn mich ein Order nicht darauf hingewiesen hätte“ – ist vom Erfolg seines früheren Arbeitgebers überzeugt: „Ilia Gruev und Ivo Grlic werden bald die Früchte ihrer Arbeit ernten.“
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Aufstieg in Aalen nicht möglich
Davon ist auch Branimir Bajic überzeugt: „Wir sind seit 27 Spieltagen oben, haben sechs Punkte Vorsprung. Alles ist gut.“ Am kommenden Samstag spielt der MSV beim VfR Aalen. Dort können die Zebras den Aufstieg noch nicht perfekt machen. Das wird frühestens eine Woche später im Heimspiel gegen die Sportfreunde Lotte möglich sein. Bajic verspricht: „Im nächsten Heimspiel machen wir es besser – und dann feiern wir auch wieder mit unseren Fans.“