Bottrop. Bottrops Fußballvereine investieren viel Energie in die Nachwuchsförderung. Einige Klubs nehmen jetzt die höheren Leistungsklassen ins Visier.

Die Anzahl an Mannschaften ist im Vergleich zur Vorsaison gleich geblieben. Und auch wenn sich die Teams im Leistungsbereich reduziert haben, wird die große Energie deutlich, die Bottrops Fußballvereine in die Jugendarbeit investieren. Sechs Vereine, in denen 92 der insgesamt 108 Mannschaften spielen, treiben die Entwicklung maßgeblich voran. Wir blicken mit einer Serie zur Situation im Bottroper Jugendfußball auf die Details und starten mit einer nüchternen Bestandsaufnahme.

108 Jugendmannschaften vertreten die Bottroper Farben in der laufenden Saison, von den Bambini (6 - 8 Jahre) bis zu den A-Junioren (19 Jahre). Das bedeutet, dass weit über 1000 Jugendliche in Bottroper Vereinen ihrer Fußballleidenschaft nachgehen. Die Hälfte von ihnen spielen in den Teams von Fortuna Bottrop (18), des VfB Kirchhellen (17) und des SV Rhenania Bottrop (16). Zu den Großen in der Nachwuchsarbeit zählen außerdem BW Fuhlenbrock (15), der VfB Bottrop (13) und der VfL Grafenwald (13). Die kleinste Jugendabteilung hat Dostlukspor Bottrop, der Verein konzentriert sich ganz auf eine einzige A-Jugend-Mannschaft.

Am nördlichen und südlichen Zipfel von Bottrop wird das Angebot dünn

In ganz Bottrop können Kinder und Jugendliche dem Fußballspielen nachgehen. Auffällig ist: Die Angebote ballen sich in Kirchhellen und rund um den Bottroper Stadtkern, lassen an der Peripherie aber deutlich nach. So müssen junge Fußballer, die am nördlichsten und südlichsten Zipfel von Bottrop leben (Feldhausen, Eigen, Vonderort), deutlich längere Wege zu einem Verein zurücklegen.

Jugendfußball U17 Spiel im Niederrheinpokal Halbfinale zwischen Rhenania Bottrop und Borussia Mönchengladbach auf der Sportanlage Im Blankenfeld in Bottrop
Reine Mädchenmannschafften gibt es in Bottrop aktuell nur beim SV Rhenania Bottrop und beim VfL Grafenwald. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Das hat neben der Bevölkerungsstruktur weitere Gründe. Einer ist: Die Sportanlagen in Vonderort, Ebel und Feldhausen sind nach jahrzehntelanger Nutzung ohne Modernisierung kaum noch zeitgemäß. Der TSV Feldhausen und der SV Vonderort verfügen nur über jeweils einen Ascheplatz, der VfR Polonia Ebel kann nur in den Sommer- und Herbstmonaten auf einen Rasenplatz ausweichen.

Ascheplätze bieten den Vereinen kaum noch Zukunftsperspektiven

Für die drei Klubs gilt außerdem, was auch auf die Sportfreunde 08/21 in der Stadtmitte zutrifft: Sie können aufgrund ihrer bescheidenen Infrastruktur mit konkurrierenden Fußballvereinen nur schwer schritthalten. Kinder aus Feldhausen gehen lieber zum VfB Kirchhellen oder zum VfL Grafenwald. Der Nachwuchs aus Vonderort und Ebel schließt sich dem VfB Bottrop, Blau-Weiß Fuhlenbrock oder dem SV Rhenania an.

Alle bisherigen Folgen der Serie „Jugendfußball in Bottrop“

Diese „Ausweichvereine“ verfügen über moderne Sportanlagen, die mindestens zwei Spielfelder und mindestens einen Kunstrasen haben, der das ganze Jahr über bespielt werden kann. Dass man aber auch mit vergleichsweise bescheideneren Voraussetzungen eine beachtliche Jugendarbeit leisten kann, beweist der SV Fortuna Bottrop. Der Klub verfügt zwar nur über einen einzigen Kunstrasenplatz, hat aber dennoch 18 Jugendmannschaften, die am Spielbetrieb teilnehmen. An der Rheinbabenstraße trainieren zeitweise bis zu sechs Jugendteams gleichzeitig auf dem Kunstrasenspielfeld.

Mit der Modernisierung von Sportanlagen erwacht auch neues Engagement

Welchen Einfluss die Sportinfrastruktur auf die Vereinsentwicklung hat, zeigt auch ein Blick nach Eigen. Nach der Modernisierung der Sportanlage In den Weywiesen konnte der SV 1911 Bottrop mit dem systematischen Ausbau seiner Jugendabteilung beginnen. Im Moment spielen dort vier Jugendmannschaften in den jüngsten Altersklassen. Durch den neuen Kunstrasen ist der Weg für die Gründung weiterer Teams geebnet.

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Der absolute Löwenanteil der Bottroper Nachwuchsfußballer tummelt sich in den Kreisligen und damit im Breitensportbereich. Nur vier Mannschaften spielen leistungsorientierter in höheren Spielklassen. Das sind: Die A-Junioren von Dostlukspor Bottrop (Niederrheinliga), die C-Junioren des VfB Bottrop (Niederrheinliga), die B-Juniorinnen (Niederrheinliga) sowie die C-Juniorinnen (Leistungsklasse) von Rhenania Bottrop.

Fussball U19 Dostlukspor Bottrop gegen SF Baumberg in Bottrop am 08.06.2024
Die A-Junioren von Dostlukspor Bottrop spielen schon in der zweiten Saison in Folge in der Niederrheinliga. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

Die Jugendarbeit einiger Klubs stellt sich zunehmend leistungsorientierter auf

Festzustellen ist, dass sich immer mehr Vereine leistungsorientierter und professioneller aufstellen. Erster Schritt dazu ist es nach Vorbild der Bundesliga-Vereine, die Jugendmannschaften nach Jahrgängen und nicht nach Altersklassen aufzustellen. Das macht freilich erst Sinn, wenn ein Verein über mindestens zwei Mannschaften einer Altersklasse verfügt. Diesen Weg beschritten haben unter anderem der VfB Bottrop, Rhenania Bottrop und Fortuna Bottrop.

Ein weiteres Puzzleteil auf dem Weg zu besserer Talentförderung haben die Vereine in der Qualifikation ihrer Trainer entdeckt. Über die Vereinsgrenzen hinweg arbeiten zunehmend mehr Lizenz-Inhaber mit dem Nachwuchs zusammen. So ist beispielsweise beim SV Rhenania kaum ein Nachwuchs-Coach ohne Lizenz.

Das Angebot für Mädchen und junge Frauen ist in Bottrop noch überschaubar und konzentriert sich aktuell auf die Jugendabteilungem des VfL Grafenwald und von Rhenania Bottrop. In beiden Klubs spielen jeweils vier Mannschaften, die jüngeren Jahrgänge beim VfL, die älteren bei Rhenania.

  • In den kommenden Folgen nehmen wir einzelne Vereine genau unter die Lupe, etwa den SV Fortuna Bottrop, der in der Trainingsplanung großes Organisationsgeschick beweisen muss, oder den SV 1911 Bottrop, der seit Sommer seine Jugendarbeit unter nahezu optimalen Voraussetzungen ankurbeln kann. Wir sprechen aber auch mit jungen Fußballern, gestressten Jugendleitern und fragen, wie professionell in den Vereinen trainiert und gearbeitet wird.

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